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Die Wohltaeter

Titel: Die Wohltaeter
Autoren: Nuri Kino Jenny Nordberg
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haben und denen, die das Geld erhalten. Und Letztere behaupten schließlich, sie hätten irgendein Projekt am Laufen, dessen Inhalt niemand so richtig begreift.«
    »Also, bre«, ergänzte Zoran aufgeregt, »dachte ich mir, wir gründen eine kleine Hilfsorganisation und beantragen Geld von Sida, dem schwedischen Rat für Entwicklungsarbeit – zusätzlich können wir auch private Spenden einsammeln, und mein Kontakt bei der UN kümmert sich dann um den Rest.« Er machte eine großzügige Geste mit den Armen. »Und alle werden glücklich!«
    »Bis auf die Kinder, denen man keine neuen Schulen baut«, entgegnete Ninos mit einem schiefen Grinsen.
    Zoran wertete das als Zeichen, dass seine Idee angekommen war, und lachte, bis das Teeglas in seiner Hand nur so wippte. »Genau! Richtig erkannt! Verblödet bist du jedenfalls nicht in der Zwischenzeit.«
    Ninos lächelte Zoran an. Sein Freund wusste, wie man Ninos’Gehirn wieder ankurbelte. Aber Entwicklungshilfe zu stehlen ... das war so weit von kher entfernt, wie man sich nur vorstellen konnte.
    »Wir sind ja Orthodoxe.« Er versuchte, herausfordernd zu schauen.
    Zoran zuckte mit den Achseln. »Wenn das Geld nicht an uns geht, bekommt es eben jemand anderes. Irgendein zynisches Schwein.«
    »Einen schlechteren Grund gibt es wohl kaum«, meinte Ninos. »Nur weil andere es auch machen.«
    »Aber eigentlich hatte ich in der Tat überlegt, ein Waisenhaus aufzumachen«, erwiderte Zoran leicht beleidigt. »Ich schwöre. Den Großteil der Kohle wollte ich in ehrliche Geschäfte investieren.«
    »Ich verstehe schon«, sagte Ninos sarkastisch. »Du klaust für einen guten Zweck.«
    Zoran sah Ninos flehend an. »Komm schon. Dein Hirn ist gefragt. Ich kenne niemanden, der so gut schreiben kann wie du. Du wirst mit zehn Prozent beteiligt. Okay, fünfzehn. Du hilfst uns dabei, die Formulare auszufüllen – Anträge, Anmeldungen und so. Ich schwöre, es wird das letzte Ding.« Er zwinkerte Ninos zu.
    Ninos’ Schulter schmerzte so sehr, dass ihm schwindelig wurde. Er kramte seine Medizin hervor, nahm zwei Tabletten in die Hand und schluckte sie. Zoran riss ihm sofort die Pillendose aus der Hand.
    »Du musst mit dem Dreck aufhören, den dir der Doktor verschreibt«, empörte er sich. »Davon wirst du fett, pickelig und blöd im Kopf. Du hörst dir meine Idee ja noch nicht mal richtig an.« Zoran zog ein Taschentuch aus der Hosentasche und schnäuzte sich. Er knüllte es zusammen und warf die Kugel in Richtung eines Stapels Altpapier, der in einem Karton auf dem Sofa lag. Er verfehlte sein Ziel, und das Taschentuch rollte unter das Sofa.
    »Doch, ich höre zu«, antwortete Ninos sauer. »Ich bin aber nicht sonderlich scharf darauf. Und du machst mich übrigens auch nicht gesünder, indem du deine Rotzservietten überall in meiner ganzen Wohnung verteilst.«
    Zoran schnaubte. »Irgendwas muss bei deiner OP schiefgegangen sein. Du musst wieder gesund werden.« Jetzt hatte er seine Ellenbogen auf den Tisch gestützt, um Teil zwei der Überredungsphase größeren Nachdruck zu verleihen. »Wir haben Krabben in die Ukraine verkauft. Waschmittel nach Russland. Halalhähnchen nach Rinkeby.« Er machte eine Pause und grinste Ninos an, bevor er fortfuhr: »Haben Speiseöl nach Schweden importiert. Geld gewaschen. Spaß gehabt. Oder nicht?«
    Ninos nickte.
    »Es ist an der Zeit, zu expandieren«, sagte Zoran. »Du kommst zu Kräften, und wir mischen wieder mit. Wir schieben ein bisschen Geld hin und her, und dann kannst du mit deiner eigenen Wohltätigkeit loslegen. Kapier doch bloß! Ich lege dir hier die härteste Idee vor. Und was bekomme ich zurück?« Er schüttelte den Kopf. »Eine Menge dummes Zeug.«
    Vielleicht hatte er recht, dachte Ninos zögernd. Er wusste, dass Zoran ehrlich war und sie den Plan in die Tat umsetzen konnten. Keiner von ihnen musste Angst haben, vom anderen hintergangen zu werden, und solche Freunde fand man nur selten. Besonders Zoran, der die letzten zehn Jahre immer auf der Hut gewesen war, aus Angst vor Verfolgern aller Art.
    »Ich weiß nicht«, begann Ninos. Aber er hatte keine Ahnung, wie er fortfahren sollte, und auch keine anderen Geschäfte in Planung.
    »Und worauf hättest du stattdessen Lust?«, fragte Zoran resigniert. »Arbeitet diese Braut immer noch bei Sida? Sie hätte bestimmt nichts dagegen, wenn du sie mal wieder anrufst.« Er lächelte breit.
    »Nein.« Ninos hatte auf keinen Fall Lust, Zoran zuliebe eine Exfreundin anzurufen. Außerdem arbeitete
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