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Die Wölfe von Yellowstone. Die ersten zehn Jahre (German Edition)

Die Wölfe von Yellowstone. Die ersten zehn Jahre (German Edition)

Titel: Die Wölfe von Yellowstone. Die ersten zehn Jahre (German Edition)
Autoren: Elli H. Radinger
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als der Sommertrail, der durch die Wälder führt und der jetzt im Winter zu steil und unwegsam ist. Gelegentlich – auf einer Anhöhe – bleibe ich stehen und genieße den weiten Blick ins Tal, wo der Schnee unter der höher kletternden Sonne glitzert. 9000 Quadratkilometer Einsamkeit erstrecken sich vor und hinter mir; eine Landschaft aus Feuer und Eis, in der es alle großen Tierarten dieses Kontinentes gibt. Für die Wölfe, die 1995/96 hierher kamen, muss es das reinste Schlaraffenland gewesen sein. Bis sie dieses Paradies allerdings besiedeln konnten, war ein weiter Weg.
     
    Während die Tier- und Umweltschützer im Mai 1994 die Entscheidung der Regierung für eine Wiederansiedlung feierten, versuchte die einflussreiche Viehzüchter-Lobby mit allen Mitteln, sie zu verhindern. Im November beantragten die Mountain States Legal Foundation und die American Farm Bureau Federation eine Einstweilige Verfügung zum Stopp des Programms. Daraufhin erklärte sich die Regierung bereit, vor dem 1. Januar 1995 keine Wölfe zu importieren und bis dahin den Klägern ausreichend Material über die Ansiedelung auszuhändigen. Am 3. Januar 1995 lehnte das Gericht den Antrag ab und machte damit für die Wölfe den Weg frei.
    Während die Beteiligten alle rechtlichen Fäden zogen, gingen die Vorbereitungen für die Rückkehr der großen Kaniden weiter. In Yellowstone wurden Gehege gebaut, die notwendigen internationalen Genehmigungen für den Transport beantragt und Arrangements für die Reise getroffen.
    Ein Forschungsteam von Biologen flog nach Kanada und stellte dort einheimische Trapper ein, die ihnen helfen sollten, die Wolfsrudel zu lokalisieren. Geplant war, im Laufe der nächsten Jahre insgesamt sechs Gruppen einzufangen und in Yellowstone freizulassen.
     
    Umsiedlung
    Eine der kritischsten Fragen bei der Projekt-Planung war, woher man die Wölfe für Yellowstone nehmen sollte. Man brauchte Gebiete, aus denen man eine große Zahl von Wölfen entnehmen konnte, ohne bestehende Populationen zu schädigen. Da Wölfe von ihren Eltern lernen, welche Tiere sie jagen können, wurde ein Areal mit ähnlichen Beutetieren wie in Yellowstone gesucht. Die Staaten Alberta und British Columbia erfüllten diese Kriterien. Die Wölfe, die 1995 in die USA gebracht wurden, kamen aus der Nähe von Hinton, Alberta, östlich vom Jasper Nationalpark und 880 km nördlich von Yellowstone. 1996 holte man sich Wölfe aus British Columbia, aus der Nähe von Fort St. John, etwa 1.200 km nördlich von Yellowstone. Diese Landschaften wurden ausgesucht, weil sie Yellowstone topografisch und vegetativ sehr ähneln und weil sie eine gesunde Population von Hirschen, Elchen und Rehen haben.
    Dann begann der unangenehmste, manipulativste und schwierigste Teil der Wiederansiedlung: das Einfangen der Wölfe. Die Probleme begannen schon mit der Auswahl der Schlingen, in denen die Wölfe gefangen werden sollten. Die U.S. Fisch- und Wildbehörde stellte die Ausrüstung zur Verfügung und erklärte sich bereit, den teilnehmenden kanadischen Trappern 2.000 US-Dollar für jeden unverletzt gefangenen Wolf zu zahlen. Die von der Regierung gestellten Fallen bestanden aus einem Stahlkabel, das sich um den Hals des Wolfes legt. Eine Spezialvorrichtung verhindert, dass sich das Kabel komplett zuzieht und das Tier erstickt; gleichzeitig ist es so straff, dass der Wolf nicht mehr entkommen kann. Die kanadischen Trapper kannten sich mit dieser Fallenart jedoch nicht aus und verwendeten frustriert ihre eigenen Fallen ohne Schutzmechanismus. Mehrere Tiere starben oder wurden bei der Aktion verletzt. Daraufhin machte die Regierung die Auflage, dass immer ein Beamter der Fisch- und Wildbehörde ausgesuchte Trapper bei der Kontrolle ihrer Fallen begleiten sollte. Dennoch wurden bei der ersten Einfangaktion zehn Wölfe getötet.
    Zwischen dem 16. November und dem 11. Dezember 1994 hatte man 17 Wölfe in Spezialschlingen gefangen oder aus Hubschraubern mit Pfeilen betäubt. Die Tiere erhielten Radiohalsbänder und wurden anschließend wieder freigelassen. Sie kehrten zurück in ihre Rudel und ermöglichten somit bei der späteren Umsiedlungsaktion ein schnelleres Auffinden des Rudels (weshalb sie auch »Judaswölfe« genannt wurden). Außerdem wollte man an ihnen später erforschen, wie sich die Entnahme eines Leitwolfes aus einem existierenden Rudel langfristig auswirkt.
     
    Am 6. Januar 1995 begann die U.S. Fisch- und Wildbehörde mit der eigentlichen Einfangaktion. Die
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