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Die Wölfe von Yellowstone. Die ersten zehn Jahre (German Edition)

Die Wölfe von Yellowstone. Die ersten zehn Jahre (German Edition)

Titel: Die Wölfe von Yellowstone. Die ersten zehn Jahre (German Edition)
Autoren: Elli H. Radinger
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kleinen Priese des hochwirksamen Giftes versetzt war, konnte innerhalb kürzester Zeit mehrere Dutzend Wölfe töten.
    Später wurde eine zusätzliche Prämie von fünf Dollar für jeden getöteten Wolfswelpen ausgelobt. Die Wolfer fügten daraufhin ihrer Ausrüstung eine Ladung Dynamit hinzu und jagten einfach die Wolfshöhlen mit Müttern und Welpen in die Luft.
    Allein in Montana wurden so zwischen 1870 und 1877 bei der ersten Vernichtungswelle 55.000 Beutegreifer getötet. Wölfe zu töten war eine »Bürgerpflicht, mit Stolz getan«, wie man in einer örtlichen Zeitung lesen konnte. 1880 schrieb Nationalparkdirektor Norris in seinem jährlichen Bericht, dass »der Wert ihrer [Wölfe und Kojoten] Felle und ihr leichtes Abschlachten mit Hilfe von vergifteten Kadavern fast zu ihrer Ausrottung geführt habe«.
    Anfang des 20. Jahrhunderts gab es fast keine Wölfe mehr in Amerika. Der Rest wurde zwischen 1914 und 1926 erledigt.
    1915 gründete der Kongress die »US Biological Survey«, eine Überwachungsbehörde, die alle Beutegreifer auf öffentlichem Land ausrotten sollte. In dieser Zeit stand Yellowstone noch unter dem Kommando des Militärs. Dieses lehnte die Tötung der Beutegreifer ab – mit Ausnahme von Notfällen. Die Schonfrist für Isegrim endete, als der Park 1916 unter zivile Kontrolle gestellt wurde. Der neu geschaffene Park Service hatte auch die Lizenz zum Töten. Um möglichst viel jagdbares Wild für betuchte Touristen zu erhalten, mussten die Wölfe vernichtet werden. Unter dem Mantel der Verschwiegenheit stellten die Behörden professionelle Löwenjäger ein, und Ranger verdienten einen Teil ihres Lohnes durch Abschüsse von Wölfen.
    Während das Militär in den 32 Jahren, die es im Park herrschte, nur insgesamt 14 Beutegreifer tötete, vernichtete der Park Service allein in den ersten acht Jahren nach seiner Einführung 136 Wölfe (darunter 80 Welpen), 1.300 Kojoten und unzählige Pumas. Mitte 1930 war das letzte Wolfsrudel aus Yellowstone verschwunden.
    Während der nächsten Jahrzehnte gab es immer wieder Berichte von wolfsähnlichen Kaniden, die gesehen wurden. Diese Sichtungen verdichteten sich in den Jahren 1968 bis 1971. Ein Saison-Ranger, Marshall Gates, war der Erste, der im Dezember 1967 einen Wolf im Lamar Valley fotografierte. Dies war nach 30 Jahren der erste Beweis der Anwesenheit der großen Kaniden. Bei der Frage, wo die einzelnen Tiere herkamen, schieden sich die Geister. Einige glaubten, sie seien auf dem Weg von Kanada nach Süden, andere dachten an Abwanderer aus Minnesota. Manche behaupteten, es handele sich um gefangene Wölfe, die freigelassen worden waren, wieder andere waren der Auffassung, dass es Wolf-Hund-Mischlinge seien. Die Geschichten gingen so weit, dass man sich von Wagenladungen mit Käfigen erzählte, aus denen nachts im Park die pelzige Fracht freigelassen wurde.
    Die Gerüchte erreichten schließlich auch die weltweite Gemeinde der Wolfsbiologen. In seinem Bericht über »den Status des Wolfes in den Vereinigten Staaten« schrieb der bekannte Wolfsexperte Dr. David L. Mech 1973: »Es gibt Gerüchte, dass die Yellowstone-Wölfe aus Kanada importiert und freigelassen worden sind.« Viele Biologen, einschließlich Mech, untersuchten diese Spekulationen, kamen jedoch zu keinem Ergebnis. Dennoch hält sich dieser Verdacht bis zum heutigen Tag.
    In den folgenden Jahrzehnten wurde die Bedeutung des Wolfes als Teil eines natürlich funktionierenden Ökosystems besser verstanden. Und so wurde der Grauwolf ( Canis lupus) 1973 schließlich fast überall in den USA (mit Ausnahme von Alaska) auf die Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten gesetzt.
    Inzwischen war der Yellowstone-Nationalpark ohne seinen wichtigsten Regulator zu einem riesigen Zoo geworden. Ein allgemeines Umdenken und die wachsende Erkenntnis, dass Wölfe ein bedeutender Teil des Ökosystems sind, führten schließlich zu Studien über eine mögliche Wiederansiedlung.
    Die Politik des National Park Service verlangt, dass eine einheimische Tierart, die durch Menschen vernichtet worden ist, wieder angesiedelt werden muss, vorausgesetzt, es gibt entsprechenden Lebensraum und die Tierart kann so gemanagt werden, dass sie keine Gefahr für Menschen oder Vermögen außerhalb des Parks ist. Es war offensichtlich, dass Yellowstone wegen seiner Größe und der Vielfalt der Beutetiere bei einer Wiederansiedlung der Wölfe die beste Wahl war und eine Erfolgschance hatte.
    Der »Northern Rocky Mountain Wolf
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