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Die Wiedergeburt (German Edition)

Die Wiedergeburt (German Edition)

Titel: Die Wiedergeburt (German Edition)
Autoren: Uwe Siebert
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Brustkörbe und die Knochen von Händen, die so oft nach der Waffe gegriffen hatten.
    Nun war er in der Heimat der Krieger und ihres Gottes Nordar. Er ließ die Hand über den Griff des vom Krieg s gott geschmiedeten Schwertes gleiten, als ein plötzlicher Windstoß  sein Gesicht peitschte.
    Zwei Gestalten standen vor Larkyen. Die eine war weiblich und von zierlicher Statur. Ihre Gesichtszüge li e ßen vermuten, dass sie aus Majunay stammte. Nur die schimmernden raubtierartigen Pupillen in den Auge n schlitzen wusste er sich nicht zu erklären. Ihr seidiges schwarzes Haar reichte ihr bis zur Hüfte hinab, und dicke Lederkleidung sowie ein weißgrauer Umhang schützten sie vor der Kälte. Die Frau sah musternd zu Larkyen auf.
    Die andere Gestalt steckte in einem schwarzen Kap u zenmantel und erinnerte von ihrer Größe her an einen k e danischen Hünen. Nur ihre Statur war nicht muskulös g e nug für einen Nordmann. Dennoch blieb Larkyen wac h sam.
    „Wir grüßen dich“, sagte die Frau, und ihre gütige und freundliche Stimme schien an diesem einsamen Grenzort, der nur an Krieg und Tod erinnerte, recht fehl am Platz zu sein.
    „Was wollt ihr?“ fragte Larkyen. „Ihr seid keine K e danier!“
    „Nein, sind wir nicht.“
    „Dann geht mir aus dem Weg, oder kämpft gegen mich.“
    „Vielleicht tun wir das eine, vielleicht das andere.“
    Larkyen zog sein Schwert. Die Klinge des Kriegsgo t tes erstrahlte in kühlem Blau.
    „Ihr habt keine Ahnung, wer oder was ich bin. Geht mir aus dem Weg, oder ihr seid des Todes!“
    Mit kräftiger Stimme antwortete die Gestalt im Ma n tel: „Ich kenne dich und die Bedeutung des Zeichens auf deinem Handrücken, den du verbirgst. Du bist Larkyen und stammst aus dem Volk der Kentaren im Westen, wurdest aufgezogen vom Stamm der Yesugei in den Steppen Majunays, und bist ein Kind der dritten schwa r zen Sonne, auferstanden durch deinen Tod.“
    Larkyen sah den hochgewachsenen Mann überrascht an.
    „Wer bist du, dass du soviel über mich weißt?“
    „Lass mich dir zeigen, wer ich bin.“
    Daraufhin warf die große Gestalt ihren Mantel ab. Lark y ens Überraschung hätte nicht größer sein können.
    Vor ihm stand ein Mann, dessen schimmernde Augen ebenfalls die eines Raubtiers hätten sein können. Eine Gestalt mit wallendem weißem Haar, deren Umhang wie von tausend Sternen glitzerte, und in deren breitem L e dergürtel ein Schwert mit kurzer Klinge steckte. Der m e tallene Knauf hatte die Form eines Wolfskopfes. Seine linke Hand griff in den Mantel und brachte ein langes Zepter aus Ebenholz hervor, das als kunstvoll geschnit z ter Wolfskopf endete.
    „Ich bin Tarynaar!“ rief die Gestalt, und die Erde u n ter ihr schien zu erbeben. „Du und ich, Larkyen, wir sind einander gleich. Auch ich wurde im Westen, im Lande Kentar an den Ufern des grauen Meeres geboren, als die Sonne zum zweiten Mal schwarz wurde.“
    „Und ich bin Patryous“, sagte die Frau. „Ebenfalls ein Kind der zweiten schwarzen Sonne.“
    Endlich wusste Larkyen die widernatürlichen Augen zu deuten. Vor Aufregung begann sein Herz zu hämmern. Eine innere Stimme sagte ihm, dass der Mann und die Frau die Wahrheit sprachen. Nun begriff er das ganze Ausmaß seiner Geburt und Herkunft. Die Götter, zu d e nen so viele Menschen beteten und deren Existenz er selbst angezweifelt hatte, waren lebendiger als er es sich je hatte vorstellen können. Und er, Larkyen, war einer der Ihren.
    „Wir sind dir friedlich gesinnt“, sagte Patryous. „Wir sind hier, damit du unsere Worte hörst, denn was wir dir zu sagen haben, ist wichtig.“
    Larkyen schob das Schwert zurück in die Scheide. Dann stieg er vom Pferd und trat auf Patryous und Tar y naar zu.
    „Wir entstammen einem Zeitalter, in dem ein großer Krieg die Welt heimsuchte“, fuhr Patryous fort. „Unser eigener Krieg … ausgelöst durch unsere Gier nach Macht und den Hass auf unsere Artgenossen. Es waren die Ki n der der schwarzen Sonne unserer Generation, die die Welt in Schutt und Asche legten. Doch wir kamen zur Besinnung und schlossen Frieden. Nach dem Krieg tei l ten wir die Welt unter uns Überlebenden auf. Jeder b e kam seinen Teil zum Leben, und bald gab es sogar Me n schen, die uns verehrten und sich unter unseren Schutz stellten. Es ist ein Naturgesetz, dass Lebewesen zu ihren stärksten Vertretern aufschauen und sie zu ihren Anfü h rern wählen. So wurden wir, die Kinder der schwarzen Sonne, zu dem, was die Menschen Götter nennen.
    So wurde ich
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