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Die Welt als Wille und Vorstellung (German Edition)

Die Welt als Wille und Vorstellung (German Edition)

Titel: Die Welt als Wille und Vorstellung (German Edition)
Autoren: Arthur Schopenhauer
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bestimmen vermag.

    Die Philosophie ist »Wissenschaft in Begriffen« und fußt auf lebendiger Anschauung des Weltinhaltes, welchen sie begrifflich darstellt, als eine Art der Kunst, als »Mittleres von Kunst und Wissenschaft, oder vielmehr etwas, das beide vereinigt«. »Nur in Begriffen (d.h. durch die Vernunft) läßt sich das Ganze übersehen, und das Wiesen der Welt... in Begriffen auszudrücken und so die Anschauung an einem ändern Stoff (den Begriffen) zu wiederholen, ist diejenige Kunst , welche Philosophie heißt.« Die Aufgabe der Metaphysik ist es nicht, die Erfahrung zu überfliegen, sondern sie von Grund aus zu verstehen, indem äußere und innere Erfahrung die Hauptquelle der Erkenntnis ist. Durch »Zusammenbringen der äußern mit der innern Erfahrung« und Verständnis der gesamten Erfahrung, Auffindung des Sinnes und Zusammenhanges dieser sucht, die Metaphysik (der Natur, des Schönen, der Sitten) das Ding an sich als das in der Erscheinung sich Darstellende zu erfassen. Der metaphysische Trieb erwächst aus der Verwunderung des Menschen über sein Dasein.

    Die Erkenntnistheorie Sch.s bildet zunächst die Aprioritätslehre Kante in psychologisierender Weise weiter. Die Anschauungs- und Denkformen sind apriorisch und subjektiv, sie gelten nur für die Welt der Erscheinungen, die als solche keine wahre (absolute) Wirklichkeit hat, sondern eine Art Illusion (»Schleier der Maya«, »Phantasmagorie«, »Gehirnphänomen«) ist (Illusionismus). Das A priori ist die Art und Weise, wie der Prozeß objektiver Apperzeption im Gehirn vollzogen wird. Kant hat die »Kritik der Gehirnfunktionen« geliefert. Das Gemeinsame aller apriorischen Formen der Erkenntnis und des Seins enthält der Satz vom Grunde , das Grundgesetz geistiger Verarbeitung des Erfahrungsmaterials, der allgemeinste Ausdruck für die Verbindung und gegenseitige Abhängigkeit, für die apriorischen Relationen des Erkenntnisgehaltes. »Alle unsere Vorstellungen sind Objekte des Subjekts, und alle Objekte des Subjekts sind unsere Vorstellungen. Nun aber findet sich, daß alle unsere Vorstellungen untereinander in einer gesetzmäßigen und der Form nach a priori bestimmbaren Verbindung stehen, vermöge welcher nichts für sich Bestehendes und Unabhängiges, auch nichts Einzelnes und Abgerissenes Objekt für uns werden kann. Diese Verbindung ist es, welche der Satz vom zureichenden Grunde in seiner Allgemeinheit ausdrückt.« Dieser Satz gilt a priori, aber nur für mögliche Erfahrungen, für Erscheinungen, für Einzelnes, nicht für Ganze des Seins. Je nach der Art der Objekte nimmt der Satz verschiedene Gestalten an, er hat eine »vierfache Wurzel« bezieht sich auf das Sein und Werden, auf das Erkennen und Handeln. 1. Satz vom Grunde des Werdens: »Alle in der Gesamtvorstellung, welche den Komplex der erfahrungsmäßigen Realität ausmacht, sich darstellenden Objekte sind hinsichtlich des Ein- und Austrittes ihrer Zustände, mithin in der Richtung des Laufes der Zeit, durch ihn miteinander verknüpft.« »Wenn ein neuer Zustand eines oder mehrerer realer Objekte eintritt, so muß ihm ein anderer vorhergegangen sein, auf welchen der neue regelmäßig, d.h. allemal, so oft der erstere da ist, folgt. Ein solches Folgen heißt Erfolgen und der erstere Zustand ist die Ursache, die zweite die Wirkung.« 2. Satz vom Grunde des Erkennens : dieser besagt, »daß, wenn ein Urteil eine Erkenntnis ausdrücken soll, es einen zureichenden Grund haben muß«. 3. Satz vom Grunde des Seins : »Raum und Zeit haben die Beschaffenheit, daß alle ihre Teile in einem Verhältnis zueinander stehen, in Hinsicht auf welches jeder derselben durch einen anderen bestimmt und bedingt ist. Im Raum heißt dieses Verhältnis Lage , in der Zeit Folge .« 4. Satz vom Grunde des Handelns (Gesetz der Motivation): »Bei jedem wahrgenommenen Entschluß, sowohl anderer als unser, halten wir uns berechtigt, zu fragen, Warum?, d.h. wir setzen als notwendig voraus, es sei ihm etwas vorhergegangen, daraus er erfolgt ist und welches wir den Grund, genauer das Motiv der jetzt erfolgenden Handlung nennen.«

    Die Anschauungsformen , Raum und Zeit, sind apriorisch-subjektiv, »selbsteigene Formen des Intellekts«. Der Raum ist eine »vor aller Erfahrung dem Intellekt einwohnende Form«, er ist »a priori unmittelbar anschaubar«. Ebenso die Zeit, die ein transzendental Ideales ist, nur im erkennenden Subjekt entspringt, der »bloßen Vorstellung und ihrem Apparat« angehört. Die Zeit ist
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