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Die Wellenläufer 02 - Die Muschelmagier

Die Wellenläufer 02 - Die Muschelmagier

Titel: Die Wellenläufer 02 - Die Muschelmagier
Autoren: Kai Meyer
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euch gut fest!«, rief der Geisterhändler, als das Hippocampus seine Geschwindigkeit erneut steigerte.
    Jolly bezweifelte, dass es Schiffe gab, die so schnell waren wie diese Wesen.
    Die Formation der Seepferde jagte durch das Insellabyrinth. Die brennende Brücke blieb weit hinter ihnen zurück. Sie war fast hinter Klippen und Felsen verschwunden, als ein entsetzliches Knirschen und Bersten ihr Ende verkündete. Jolly schaute über die Schulter, aber ihr Blick war nicht mehr scharf genug, um Einzelheiten zu erkennen. Alles, was sie sah, war ein glühender Streifen in der Ferne, der abrupt in sich zusammensackte und gleich darauf in einem brodelnden Hexenkessel aus schwarzem Qualm und weißem Wasserdampf verschwand.
    »Es ist vorbei«, sagte der Geisterhändler, obwohl sie seine Worte mehr erriet als wirklich hörte. Die Wellen brachen sich lautstark an der verhornten Brust des Seepferdes. Weiße Gischt sprühte in Jollys Gesicht und legte einen Film aus Salz über ihre Lippen.
    Sie konnte nicht glauben, dass er wirklich vorbei gesagt hatte. Eine Stimme in ihrem Inneren wisperte ihr zu, dass dies nicht die Wahrheit war. Er wollte sie beruhigen und verbarg deshalb etwas vor ihr.
    In Wahrheit war das hier erst der Anfang.
    »Wo ist das Wyvern?«, fragte Griffin mit einer Stimme, die ähnlich schwach klang wie ihre eigene.
    »Fort«, erwiderte der Händler. »Gestaltwandler sind feige, wenn es darauf ankommt.«
    Da war noch etwas, dachte Jolly erneut, aber sie war zu erschöpft, um es auszusprechen.
    Noch etwas.
    Griffins Stimme klang dünn an ihre Ohren, getragen vom Wind, der ihnen immer heftiger entgegenpeitschte.
    »Es hat aufgehört, tote Fische zu regnen. Heißt das .«
    »Ja«, sagte der Händler. »Was immer es war, es ist fort. Vorläufig. Wir wissen nicht genau, warum. Als die Krieger Aeleniums aufgetaucht sind und das Feuer gelegt haben, machten die Klabauter keine Anstalten, sie daran zu hindern. Ganz im Gegenteil, gleich nach unserem Angriff zogen sie sich zurück.«
    Jolly versuchte, den Sinn hinter seinen Worten zu verstehen. »Aber die Klabauter werden vom Mahlstrom befehligt. Warum sollte er die Zerstörung der Brücke zulassen? Schließlich ist er doch ausgesandt worden, um den Meistern des Mare den Weg zu bereiten.«
    Der Geisterhändler zuckte mit den Schultern und seufzte. »Kraft und Stärke des Mahlstroms wachsen von Tag zu Tag. Jeder Schachzug in diesem Krieg erfüllt einen Sinn, wenn wir auch nicht immer wissen, welchen.«
    Jolly nahm noch einmal all ihre Reserven zusammen. »Krieg?«, fragte sie mit erstickter Stimme.
    Die Umgebung verwischte jetzt, so schnell glitten die Hippocampen über die schäumende See, nach Nordosten, ihrem unsichtbaren Ziel in der Ferne entgegen.
    Der Geisterhändler blickte über die Schulter, aber Jolly sah nur seine blinde Gesichtshälfte, die schwarze Binde, hinter der das tote Auge verborgen lag.
    »Die große Schlacht um Aelenium«, sagte er.

Die Seesternstadt

    Die Hippocampen waren unermüdlich. Wie Derwische fegten sie über die tiefblaue See, brauchten nur selten Rast und schliefen überhaupt nicht - oder aber sie erholten sich, ohne dabei an Geschwindigkeit zu verlieren, was Jolly noch unvorstellbarer und großartiger erschien. Sie selbst fand zwar Schlaf, doch in der Enge des Sattels war er kurz und unruhig und brachte keine echte Entspannung.
    Die Reise verlief ohne Zwischenfall. Von den Tiefen Stämmen war nichts mehr zu sehen. Der Mahlstrom schien seine Pläne geändert zu haben. Nachdem sie das Labyrinth aus Riffs und Felseninseln hinter sich gelassen hatten, war Griffin auf Walkers Seepferd übergewechselt und saß nun hinter dem Captain in den Gurten des seltsamen Sattels. Walker redete mit ihm, aber Jolly konnte über die Distanz hinweg nicht verstehen, was er sagte. Vielleicht versuchte er nur, Griffin zu beruhigen, ihm Mut zu machen; eine seltsame Vorstellung, war es doch noch gar nicht lange her, dass der Piratenkapitän den Jungen über Bord seines Schiffes hatte werfen wollen.
    Walker hatte sein schulterlanges Haar zu einem kurzen Pferdeschwanz zusammengebunden. Er trug immer noch die scharlachrote Hose, die er schon bei ihrer ersten Begegnung angehabt hatte, und offenbar war es nicht einmal Prinzessin Soledad gelungen, ihm den goldenen Nasenring auszureden. Jolly hatte selbst in jedem Ohr ein halbes dutzend Ringe, außerdem einen Stecker mit zwei Silberkugeln in der Haut über ihrer Nasenwurzel. Trotzdem fand sie, dass der Nasenschmuck an
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