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Die Weisheit des Feuers

Die Weisheit des Feuers

Titel: Die Weisheit des Feuers
Autoren: Christopher Paolini
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davonfliegt, nimmt er Eragon sein Schwert Zar’roc ab. Als ältester Sohn Morzans hält er sich für den rechtmäßigen Erben der Waffe. Beim Abschied eröffnet er Eragon, dass er - Murtagh - nicht der einzige Sohn des abtrünnigen Drachenreiters ist: Eragon und er sind Brüder, beide geboren von Selena, der Geliebten Morzans. Herausgefunden haben dies die Zwillinge, als sie bei Eragons Ankunft in Farthen Dûr sein Gedächtnis untersuchten.
    Die Wahrheit über seine Herkunft bestürzt Eragon. Trost spendet ihm in dieser schweren Stunde nur das Wiedersehen mit Roran und den Bewohnern Carvahalls. Diese waren gerade rechtzeitig auf den Brennenden Steppen eingetroffen, um den Varden in der Schlacht beizustehen. Roran kämpfte heldenhaft, und es gelingt ihm sogar, die verräterischen Zwillinge zu töten. Nun will er seinen Frieden mit Eragon machen. Er verzeiht seinem Cousin die Rolle, die er bei Garrows Tod gespielt hat, und bittet ihn um Hilfe. Eragon verspricht, alles daranzusetzen, Rorans geliebte Katrina aus den Klauen der Ra’zac zu befreien.
     
     

DIE PFORTEN DES TODES
    E ragon starrte auf den düsteren Granitberg. Dort versteckten sich die Ungeheuer, die seinen Onkel Garrow umgebracht hatten.
    Er lag auf dem Bauch, hinter der Kuppe eines Sandhügels, der mit spärlichen Grashalmen, Dornenbüschen und kleinen rosenknospenartigen Kakteen gesprenkelt war. Die Stängel, die nach der letztjährigen Blüte vertrocknet waren, stachen ihm in die Handflächen, als er ein Stück vorwärtsrobbte, um eine bessere Sicht auf den Helgrind zu haben. Das Ungetüm überragte die Landschaft wie ein aus dem Erdinneren herausgestoßener schwarzer Dolch.
    Die Abendsonne überzog die niedrigen Berge mit langen Schattenstreifen und spiegelte sich - weit im Westen - auf der Oberfläche des Leona-Sees, der dadurch wie ein schillernder Goldbarren wirkte.
    Links von sich vernahm Eragon die gleichmäßigen Atemzüge seines Cousins Roran. Das normalerweise kaum wahrnehmbare Strömen der Luft schien Eragon aufgrund seines geschärften Gehörs übernatürlich laut. Eine der vielen Veränderungen, die während des Agaetí Blödhren, der elfischen Blutschwur-Zeremonie, über ihn gekommen waren.
    Im Moment schenkte er dem keine große Beachtung. Er beobachtete die Menschenkolonne, die sich auf den Fuß des Helgrind zubewegte. Anscheinend kamen die Leute aus der nur wenige Meilen entfernten Stadt Dras-Leona. Die Spitze wurde von einer Gruppe von vierundzwanzig Frauen und Männern gebildet, die schwere lederne Umhänge trugen und sich merkwürdig bewegten: Sie hinkten und schlurften, humpelten oder robbten über den Boden, sie schwangen sich auf Krücken vorwärts oder zogen sich mit rudernden Armbewegungen auf seltsam kurzen Beinen voran, denn jedem der vierundzwanzig fehlte ein Arm oder ein Bein oder beides.
    Ihr Anführer thronte aufrecht in einer Sänfte, die von sechs eingeölten Sklaven getragen wurde. Eragon fand die Körperhaltung überaus bemerkenswert, denn der Mann oder die Frau - er konnte nicht erkennen, was es war - bestand nur aus einem Rumpf und dem Kopf, auf dem eine hohe verzierte Lederhaube saß.
    »Die Priester des Helgrind«, raunte er Roran zu.
    »Beherrschen sie Magie?«
    »Wahrscheinlich. Ich traue mich nicht, den Helgrind mit meinem Geist zu erkunden, bis sie verschwunden sind. Denn falls tatsächlich Magier unter ihnen sind, werden sie die Berührung bemerken, wie leicht sie auch ist, und dann wissen sie, dass wir hier sind.«
    Hinter den Priestern marschierte eine Zweierreihe junger, in goldene Gewänder gehüllter Männer. Jeder von ihnen trug einen rechteckigen Metallrahmen mit zwölf Querstreben, an denen kohlkopfgroße Eisenglocken hingen. Die Hälfte der Männer schüttelte die Gestelle, wenn sie mit dem rechten Fuß einen Schritt machten, worauf sich eine wehklagende Kakofonie von Tönen erhob. Die andere Hälfte tat das Gleiche bei jedem Schritt mit dem linken Fuß. So schallte ein einziges klagendes Geläute über die umliegenden Hügel, wenn die eisernen Zungen gegen die eisernen Kehlen stießen; begleitet vom ekstatischen Geschrei und Gestöhne der Messdiener.
    Die Nachhut der merkwürdigen Prozession bildete ein Kometenschweif von Einwohnern aus Dras-Leona: Adlige, Kaufleute, Händler, mehrere hochrangige Befehlshaber der Armee sowie eine bunte Mischung aus weniger vom Glück Verwöhnten, wie Arbeiter, Bettler und gemeine Fußsoldaten.
    Eragon fragte sich, ob auch der Stadtherr von Dras-Leona, Marcus Tábor,
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