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Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Karolina Halbach
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ruhigeres.« Reimars Augen leuchteten, doch dann wurde er unsicher, als Arigund schwieg.
    »Natürlich nur, wenn Ihr einwilligt, Arigund?«, ergänzte der junge Mann. »Doch seid meiner wahren Liebe versichert. Mein Herz hat nie aufgehört, für Euch zu schlagen, und so wird es immer bleiben. Ich bitte Euch, Arigund, glaubt nicht, ich habe Euch in Stich gelassen.«
    Arigunds Schultern begannen erneut zu beben. Sie war verwirrt. Die Ereignisse überschlugen sich. Totgeglaubte waren plötzlich auferstanden, Albträume wahr geworden. Kurz blickte sie zu Heinrich, der den Kopf abgewendet hatte. Er wirkte wie ein gehetztes Tier und doch kampfbereit. Jede Faser an ihm war ein Ritter. Reimar dagegen sah aus wie ein verschrecktes Kind, das krampfhaft versuchte, sein Spielzeug in Sicherheit zu bringen, bevor es ihm ein anderer kaputt machen konnte. Beide waren bereit, ihr Leben für ihres zu geben, doch natürlich hatte Heinrich weit bessere Chancen gegen Wirtho. Arigund schwieg lange, zu lange. Endlich fasste sie einen Entschluss: »Wenn Gott der Herr sich gegen unsere Ehre entscheidet, Reimar, dann müssen wir seinen Willen demütig annehmen.«
    »Das kannst du nicht wirklich meinen«, hauchte Reimar, in das vertraute »Du« zurückfallend, und mit fassungslosem Blick. »Du hast gehört, was mein Bruder gesagt hat, und du weißt, es ist sein Ernst.«
    »Es wäre Gottes Wille, und ich bin es leid, ständig in Angst leben zu müssen und auf der Flucht zu sein.«
    »Und wenn Wirtho ums Leben kommt?«, fragte Reimar unsicher. »Wenn es Freund Heinrich gelingt, den Streit für uns zu gewinnen?«
    »Dann werde ich dem Ruf meines Herzens folgen«, antwortete Arigund mit fester Stimme. Reimar lächelte zufrieden und wollte sie in den Arm nehmen, doch Arigund entzog sich ihm. Heinrich beobachtete sie überrascht. In seinen Augen keimte so etwas wie Hoffnung auf. Erneut sprachen alle durcheinander, nur Pater Anselm nickte und verkündete schließlich: »Frau Arigund spricht wie ein wahrer Christenmensch. Lasst uns auf Gott und den Herrn Jesus Christus vertrauen.«
    »Und auf Herrn Heinrichs Schwertarm«, ergänzte Reimar.
    Kurz danach verabschiedeten sich die Männer unter verschiedenen Vorwänden, bis nur noch Arigund und Reimar im Zimmer blieben. Der junge Ritter knetete unsicher seine Finger. Arigund beobachtete ihn.
    »Du hast dich verändert«, stellte sie schließlich fest.
    »Ich …, ich hoffe nicht zum Schlechten?«, bemerkte Reimar vorsichtig.
    Nachdenklich sah die junge Frau aus dem Fenster. Sie hörte, wie Reimar näher kam und zaghaft seine Hände auf ihre Schultern legte. Da war nicht dieses Prickeln, das Arigund jedes Mal überkam, wenn Heinrich sich ihr näherte. Reimars Hände fühlten sich auf ihrem Körper richtig an, aber nicht aufregend. Es war vielmehr, als würde sie ein verloren geglaubtes Stück ihrer selbst wieder in ihrer Nähe spüren, als würde sie wieder vollständig werden. Sie lehnte ihre Wange an diese Hände, die nun ebenfalls rau und zerschlissen waren, wie die all der anderen Ritter. Reimar umschlang sie sanft.
    »Meine Rose«, flüsterte er. »Wie habe ich mich nach dir gesehnt. Jede Nacht flog mein Herz hinauf zum Mond, in der Hoffnung, das deine treffen zu können, und kehrte voller Trauer wieder zurück.«
    Er bedeckte ihren Nacken mit seinen Küssen und drängte sich an sie. Keine Frage, die Zeit ihrer unschuldigen Tändeleien war verstrichen.
    »Nun, du wirst auf deinen Minnereisen so manches Weib geherzt haben«, neckte ihn Arigund und entzog sich ihm sanft.
    »Das will ich nicht bestreiten, doch gab es stets für mich nur eine Minneherrin, Arigund von Regensburg. Mit deinem Zeichen zog ich in den Tjost. Dir galten meine Lieder.«
    »Und doch hast du mich zurückgelassen, damals auf Brennberg«, merkte sie bitter an.
    »Was hätte ich denn tun sollen, mein Herz? Unsere Väter hatten die Sache beschlossen. Da mussten wir uns doch beugen.«
    »Ach ja, ich vergaß!«, erwiderte Arigund mit spöttischem Unterton. »Regeln müssen ja eingehalten werden auf Burg Brennberg.«
    Reimar sah sie verständnislos an.
    »Zwei Pferde satteln und mich entführen, damit wir gemeinsam unser Glück finden«, half sie ihm schließlich auf die Sprünge.
    »Ich bin doch kein Raubritter«, verteidigte sich Reimar empört. »Und überhaupt: Wie hätte das denn gehen sollen?«
    »Es hätte schon einen Weg gegeben«, beharrte Arigund.
    Bekümmert zog sich Reimar zurück. »So viel Groll in deinem Herzen? Liebst du
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