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Die Wanderapothekerin 4: Gift (German Edition)

Die Wanderapothekerin 4: Gift (German Edition)

Titel: Die Wanderapothekerin 4: Gift (German Edition)
Autoren: Iny Lorentz
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Klara notfalls mit Gewalt daran hindern würde, das Schloss zu verlassen.
    »Du wirst auch hier schlafen, und zwar mit mir zusammen im Nebenzimmer!« Die Zofe wollte Klara unter Kontrolle behalten, hörte sich jedoch um keinen Deut freundlicher an als die Mamsell.
    »Was ist mit Martha?«, rief Klara.
    »Die bleibt in der Kammer. Du kannst durch ein geöffnetes Fenster mit ihr sprechen. Aber ihr dürft euch dabei weder berühren noch euch gegenseitig etwas zuwerfen!«, erklärte die Mamsell und drehte sich zu Thomas um.
    »Es wundert mich, dass du auf einmal von Gottes Hand sprichst, welche die Herrin dahinraffen will, obwohl du früher stets Baron Triberg dafür verflucht hast!«
    Einen Augenblick lang zeigte Thomas’ Miene einen Ausdruck grenzenlosen Hasses, dann hatte er sich wieder in der Gewalt. »Mehr über ihn sagen, als ich bereits getan habe, kann ich nicht. Er ist ein Unmensch und hat mir das angetan!« Damit entfernte er die Binde über dem linken Auge und gab den Blick auf eine leere Augenhöhle frei.
    Klara schauderte es, und sie sagte sich, dass der Baron wahrlich ein schlechter Mensch sein musste, wenn er einen anderen Mann so zuschanden schlug.
    »Brauchst du etwas, damit du die Verletzung leichter ertragen kannst?«, fragte sie mitleidig.
    »Ich habe mich daran gewöhnt«, antwortete der Mann und zog die Binde wieder vor die Augenhöhle. Danach verschwand er wie ein Schatten und ließ die Frauen allein zurück.
    Klara sah ihm nach und rieb sich die Stirn. Ihr gefiel der Mann nicht, und sie spürte, dass es der Herrin und auch deren Vertrauten nicht anders erging.
    »Obwohl seine Treue erprobt ist, schaudert es mich jedes Mal, wenn ich Thomas sehe«, sagte die Gräfin mit schwacher Stimme und keuchte dann auf. »Schnell, die Bettschüssel. Ich …«
    Es war zu spät. Klaras Abführmittel begann zu wirken, und so blieb der Zofe nichts anderes übrig, als ihre Herrin mit Klaras Hilfe zu entkleiden, zu waschen und ihr ein neues Nachthemd überzuziehen. Dabei wunderte Klara sich erneut über die zarte, glatte Haut der Gräfin, die so gar nicht zu einer Kranken passte.
    Die Mamsell reinigte unterdessen das Bett. Zwar hätte sie auch eines der Zimmermädchen rufen und diesem befehlen können, es zu tun. Doch die Zimmerflucht der Herrin betraten nur sie und die Zofe. Selbst Thomas hätte nicht einfach hereinplatzen dürfen. Aber keine der Frauen hinterfragte, warum er es getan hatte, denn ihr Interesse galt einzig und allein der Schwangeren, die bald wieder in einem sauberen und mit Parfüm besprühten Bett liegen sollte.

4.
    A uch wenn Klara gegen das Gift, welches in Gräfin Griselda wütete, nichts unternehmen konnte, so gelang es ihr doch, deren Zustand ein wenig zu verbessern. Da sie zudem sanftere Hände besaß als die Zofe oder die Mamsell, bestimmte Letztere sie zur Pflegerin ihrer Herrin.
    Klara schüttelte den Kopf. »Aber ich kann doch hier nicht verweilen! Herr Just erwartet, dass ich meine Strecke abgehe und seine Arzneien verkaufe.«
    »Ein oder zwei Wochen wirst du wohl hierbleiben können«, gab die Mamsell scharf zurück.
    Ihr Blick verriet ihre Überzeugung, dass die Gräfin wohl nicht länger leben würde, und sie wollte ihr die letzten Tage so leicht wie möglich machen. Dazu gehörte auch, dass Klara die Herrin pflegte und deren Gedanken mit ihren Erzählungen beschäftigte. Wie schlimm es war, wenn man nur an den Tod dachte, hatte die Mamsell an der alten Gräfin gesehen.
    Klara überlegte, wie sie sich dieser Verpflichtung entziehen konnte. Als sie jedoch in die traurigen Augen der Schwangeren blickte, brachte sie es nicht übers Herz, sich heimlich davonzuschleichen.
    »Was ist mit Martha?«, fragte sie.
    »Die bekommt eine Arbeit zugewiesen«, gab die Mamsell kurz angebunden zurück.
    »Ich möchte mit ihr reden!«
    Die Mamsell überlegte kurz und nickte. »Gut, ich werde sie nach draußen holen. Du kannst vom Fenster des Nebenzimmers aus mit ihr sprechen.«
    Mehr, das begriff Klara, würde sie nicht erreichen. Daher nickte sie, träufelte ein wenig Pfefferminzöl auf ein Tuch und reichte es der Gräfin. »Hier, damit Ihr etwas freier atmen könnt!«
    »Danke! Dieser Duft belebt mich!« Die Gräfin lächelte zum ersten Mal, seit Klara hier war.
    Die Mamsell bedachte das Mädchen mit einem anerkennenden Blick. Zu viel Hoffnung wollte sie nicht in Klara setzen, doch vielleicht gelang es der Wanderapothekerin, den Tod ihrer Herrin so lange hinauszuzögern, bis deren Kind zur Welt
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