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Die Wanderapothekerin 4: Gift (German Edition)

Die Wanderapothekerin 4: Gift (German Edition)

Titel: Die Wanderapothekerin 4: Gift (German Edition)
Autoren: Iny Lorentz
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verließ Klara die Kammer und ging zur Küche. Dort standen der Koch und seine Untergebenen um einen älteren Mann herum, der eine schwarze Binde über dem linken Auge trug. Eben probierte dieser eine der Speisen, die auf einem hübsch bemalten Tablett standen, mit einem kleinen Silberlöffel.
    Er schmatzte ein paarmal und nickte dann. »Die Grießcreme ist unbedenklich. Die Herrin kann sie essen. Sie muss allerdings ihre Schokolade dazu trinken, damit es rutscht.«
    »Willst du auch ein wenig Schokolade, Thomas?«, fragte der Koch.
    Das ist also der Vorkoster der jungen Gräfin, dachte Klara, während der Mann den Kopf schüttelte.
    »Nein, jetzt nicht! Ich komme vielleicht in einer Stunde oder zwei wieder vorbei. Dann kannst du mir einen Becher Wein füllen.«
    »Das mache ich!«, versprach der Koch. »Es ist ärgerlich, dass der Kellermeister seinen Dienst aufgegeben hat. Eines der Fässer wird langsam leer, und ich habe nicht die geringste Ahnung, welcher Wein es ist.«
    »Hauptsache, er schmeckt!«, sagte Thomas lachend.
    Unterdessen wandte Klara sich an Rita. »Guten Morgen! Können wir wieder Wasser und etwas zu essen haben?«
    »Selbstverständlich!«, antwortete die Magd.
    »Weshalb gibt es hier keinen Kellermeister mehr?« Klara wusste selbst nicht, weshalb sie fragte.
    »Es gab Streit. Dem jungen Herrn Grafen ging es, nachdem der Kellermeister ihm Wein gebracht hatte, auf einmal sehr schlecht, und die Mamsell beschuldigte den Mann, es wäre etwas im Wein gewesen. Darüber war der Kellermeister so aufgebracht, dass er das Schloss noch am selben Tag verließ.«
    »Aber sein Wein ist zurückgeblieben.« Es schien Klara eine Möglichkeit, dass der Wein für die Herrschaften, der gewiss nicht dem Gesinde kredenzt wurde, vergiftet worden sein könnte.
    Rita winkte ab. »Jedes Fass wurde untersucht und der Wein darin ausprobiert. Ich selbst habe einige Becher davon getrunken. Er schmeckt ausgezeichnet und hat keinem von uns geschadet.«
    Also fiel auch diese Möglichkeit weg, dachte Klara und lachte im Geiste über sich selbst. Diese Sache hier ging sie nicht das Geringste an. Auch schien ihr die Angelegenheit viel zu verwickelt, als dass sie kommen und frisch und fröhlich eine Lösung finden könnte. Die gräfliche Familie hatte gewiss die besten Köpfe bemüht, um dem Rätsel auf die Spur zu kommen, und gegen diese war sie nur ein kleines Licht.
    Klara erhielt von Rita ein Tablett mit der Morgensuppe und einem Viertellaib Brot, während Martha einen Eimer mit Wasser entgegennahm. Da der Koch und das übrige Gesinde auf den Vorkoster achteten, konnte Rita ihr zudem einen kleineren Eimer mit warmem Wasser mitgeben.
    Die beiden jungen Frauen wollten eben die Küche wieder verlassen, als der Vorkoster auf sie aufmerksam wurde. »Wer sind denn die beiden?«
    Freundlich ist anders, dachte Klara und überließ es dem Küchenpersonal, zu erklären, wer sie und Martha waren.
    »Das sind zwei Wanderapothekerinnen«, erklärte Anton, der Küchenjunge.
    Der Vorkoster schnaubte verächtlich. »Wandernde Hexen also, die glauben, mit ihrem Hokuspokus ein paar Taler abstauben zu können! Aber denen bleibt hier auf unserem Schloss der Schnabel sauber. Die Mamsell und Emma lassen sie gewiss nicht zur Herrin. Könnte ja sein, dass der Herr Baron der Meinung ist, dass Ihre Erlaucht nicht rasch genug unter die Erde kommt, und die beiden geschickt hat!«
    Diese Unterstellung machte Eindruck. Die Mienen des Kochs und seiner Getreuen verfinsterten sich, und selbst Rita trat einen Schritt von Klara und Martha zurück.
    »Sind denn hier alle verrückt geworden?«, flüsterte Martha.
    Klara zuckte mit den Schultern und sagte sich, dass es wohl doch das Beste war, wenn sie das Schloss so bald wie möglich wieder verließen. Vorher aber hätte sie noch gerne mit der Mamsell gesprochen, um mehr über ihren Bruder zu erfahren. Doch derzeit sah es nicht so aus, als wenn die Frau sich noch einmal sehen lassen würde.
    Bedrückt kehrte Klara in die Kammer zurück und begann, sich zu waschen. Martha probierte rasch die Morgensuppe und seufzte.
    »Es ist wirklich schade, dass die Leute hier so unfreundlich sind. Das Essen schmeckt nämlich ausgezeichnet.«
    »Ich werde froh sein, wenn wir diese Stätte des Todes hinter uns gelassen haben«, sagte Klara leise.
    »Ich auch! Wenn sie uns genug zum Essen mitgeben, heißt das. Wollen wir fragen?« Martha sah Klara hoffnungsvoll an, doch diese schüttelte den Kopf.
    »Warten wir noch bis Mittag. Es
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