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Die Wanderapothekerin 2: Aufbruch (German Edition)

Die Wanderapothekerin 2: Aufbruch (German Edition)

Titel: Die Wanderapothekerin 2: Aufbruch (German Edition)
Autoren: Iny Lorentz
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übrig, das meine Begleiterin anziehen kann?«
    »Wir würden dir ja gerne eines geben, aber wir haben Angst, dass Graf Benno es uns entgelten lässt«, sagte eine Frau, zwinkerte Klara aber gleichzeitig zu. »Wo gehst du als Nächstes hin? Nach Seuberndorf wie dein Vater und dein Bruder?«
    »Nach Markt Schellendorf«, warf Martha mit lauter Stimme ein.
    Das war so auffällig, dass wohl kaum eine Person es ihnen glaubte.
    Die Frau, die eben mit ihr gesprochen hatte, zwinkerte erneut. »Markt Schellendorf! Das werden wir uns merken.«
    Dann kam sie mit ihrem Mund ganz nahe an Klaras Ohr und sprach so leise, dass diese sie kaum verstand.
    »Hundert Schritte hinter dem Dorf führt von der Straße nach Markt Schellendorf ein schmaler Pfad nach Süden. Auf dem erreicht ihr Seuberndorf rascher, als wenn ihr der eigentlichen Straße folgt. Warte aber ein paar Minuten. Vielleicht liegt dort etwas für euch bereit!«
    »Danke!«, antwortete Klara ebenso leise und bot dann weiter ihre Arzneien an.

14.
    E s kam Klara so vor, als wollten die Dorfbewohner sie und ihre Begleiterin auf eine Weise unterstützen, die ihnen Graf Benno nicht zum Vorwurf machen konnte. Sie kauften ihr etliches an Arzneien ab und bezahlten dabei nicht nur mit Geld, sondern auch mit so vielen Lebensmitteln, dass sie sich notfalls einige Tage lang in den Wäldern verstecken konnten.
    Da sie nicht alles allein schleppen wollte, lud sie einen Teil davon Martha auf, auch wenn diese jammerte, was ihr alles weh täte. Mit freundlichen Worten verabschiedete sie sich und schritt dem nördlichen Ausgang des Dorfes zu. Nach gut hundert Schritten traf sie auf den nach Südwesten führenden Pfad und schlug diesen ein. Nicht weit von der Abzweigung sah sie ein Bündel am Wegesrand liegen und blieb stehen.
    »Kannst du nachsehen, was das ist?«, forderte sie Martha auf.
    Ihre Begleiterin stellte den Packen mit den Lebensmitteln ab und öffnete das Bündel. Darin befanden sich ein Kleid, ein Kopftuch und eine Schürze. Alles war alt und schon oft geflickt, entlockte Martha aber einen Begeisterungsruf.
    »Endlich kann ich mich wieder so anziehen, dass ich mich nicht schämen muss!«
    »Dank der guten Leute in diesem Dorf. Aber mach rasch! Nicht, dass Graf Benno bereits auf unserer Spur sitzt und uns einfängt wie entlaufene Schafe.«
    »Ich habe Angst vor seinen Hunden«, bekannte Martha. »Ohne die Biester hätte er mich gestern nicht erwischt.«
    Die Hunde hatte Klara ganz vergessen. Diese würden sich von falschen Richtungsangaben nicht täuschen lassen, sondern schnurstracks ihrer Nase folgen. »Wenn wir einen Bach finden, in dem wir ein Stück gehen können, verlieren die Hunde vielleicht unsere Witterung!«, sagte sie und forderte Martha erneut auf, sich mit dem Anziehen zu beeilen. Anschließend verstaute sie ihren Mantel auf dem Reff und setzte ihren Weg schnellen Schrittes fort.
    Martha fühlte sich noch immer arg zerschlagen, auch wenn die Schwellungen im Gesicht allmählich zurückgingen und sie schon wieder mit beiden Augen sehen konnte. Erst jammerte sie zum Steinerweichen über Klaras Tempo und blieb schließlich keuchend stehen. »Musst du unbedingt so rennen?«
    »Du kannst auch zurückbleiben und warten, bis Graf Benno dich aufgreift. Was er dann mit dir anstellen wird, will ich mir besser nicht vorstellen!«
    Einen Augenblick lang spielte Klara mit dem Gedanken, die junge Frau tatsächlich zurückzulassen. Dann aber schüttelte sie den Kopf. Gott würde es ihr nie verzeihen, wenn Martha das Opfer dieses übergeschnappten Grafen wurde, und sie sich selbst auch nicht.
    »Dort vorne ist ein Bach. Wenn wir im Wasser gehen, müssen wir sowieso langsamer werden«, tröstete sie und stieg das Ufer hinab.
    Das Wasser fühlte sich bei der mittlerweile herrschenden Hitze an wie Eis. Daher wäre Klara am liebsten sofort wieder aus dem Bach gestiegen. Doch er bot die einzige Möglichkeit, Graf Bennos Hunden zu entgehen. Unangenehm war nur, dass der Bach nach Süden floss und nicht nach Südwesten in die Nähe ihres Ziels.
    Klara wischte diesen Gedanken mit einer kurzen Handbewegung beiseite. Vielleicht war es sogar gut, dass sie in diese Richtung gehen mussten, denn auf diese Weise konnten sie die Verfolger täuschen.
    »Gibt es in diesem Bach Krebse?«, fragte Martha auf einmal.
    »Weshalb fragst du?«
    »Weil die ausgezeichnet schmecken, wenn man sie kocht!«
    »Das mag ja sein, aber wir haben keinen Kochkessel«, sagte Klara. »Außerdem dürften der hiesige
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