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Die Voodoo-Witwe

Die Voodoo-Witwe

Titel: Die Voodoo-Witwe
Autoren: Jason Dark
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standen und nur von den Eskapaden der ›Promis‹ berichteten.
    Er hob das Tablett an. Silber ist schwer, der Kopf fiel dabei kaum ins Gewicht.
    Kaum schwebte es über dem Tisch, als er daran dachte, daß er nicht einmal wußte, wohin damit. Es gab eigentlich keinen Ort, an den er das Tablett hätte schaffen können. Zudem konnte er den Kopf nicht einfach nehmen und durch die Eingangstür rollen.
    Aber er konnte nicht mehr zurück.
    Bis sich mit dem Auftreten der Frau alles änderte. Bisher hatte sie im Hintergrund gestanden, sich nicht gerührt und alles mit einem kalten Lächeln auf den Lippen beobachtet. Ansonsten blieb ihr Gesicht starr. Sie trug einen dunklen Hosenanzug aus dünnem Stoff. Den Kragen hatte sie im Nacken hochgestellt, er bildete den Halt für das an der Rückseite des Kopfes länger wachsene mahagonifarbene Haar, das über der Stirn kurz geschnitten war.
    Die Frau hatte mitbekommen, was direkt am Tisch geschah. Als sie die Zeit für günstig hielt, ging sie vor, Sie setzte ihre Schritte langsam, fast gemächlich. Ihre Augen blieben dabei auf einen bestimmten Punkt gerichtet, und als sie sich der Gruppe der Zuschauer näherte, da war es so, als würden diese etwas von der Ausstrahlung spüren, die die Frau begleitete.
    Ohne daß sie ein Wort hätte zu sagen brauchen, schuf man ihr Platz. Es entstand eine Gasse, durch die sie schreiten konnte, und sie sah jetzt den Rücken des Chefportiers direkt vor sich.
    Genau das hatte sie gewollt.
    Dicht hinter dem Mann blieb sie stehen. Der hatte das Tablett bereits angehoben, atmete schnaufend und ließ es wieder fallen, als ihm die Frau auf die rechte Schulter klopfte. Er hatte sich erschreckt, der Kopf auf dem Tablett wackelte durch den Aufprall, dann fuhr der Chefportier herum.
    Die Frau blickte in sein schweißnasses und überanstrengt wirkendes Gesicht.
    »Darf ich?« fragte sie.
    »Was… was wollen Sie denn?«
    »Ich möchte Ihnen eine Arbeit abnehmen.«
    Der Mann begriff nicht sofort. »Welche Arbeit?« flüsterte er dann. »Was wollen Sie denn…?«
    »Den Kopf«, erwiderte sie und lächelte dabei, was Fontaine irritierte. Er bewegte seine Augen hektisch, holte wieder tief Luft, schluckte, dann verzogen sich seine Lippen. »Wie meinen Sie das denn?«
    »Ich will ihn haben.«
    Fontaine strich über seine Stirn. Er hatte das Gefühl, in einen irren Traum hineingeraten zu sein. Er war völlig von der Rolle und begriff nicht, daß sich jemand freiwillig um den Schädel kümmern wollte. Das packte er einfach nicht.
    »Haben Sie mich verstanden, Monsieur?«
    »Ich…ich…«, er mußte sich räuspern. »Ich glaube schon, daß ich Sie verstanden habe.«
    »Dann treten Sie bitte zur Seite.«
    Der Mann stellte keine Frage. Er ging nach rechts und schuf den nötigen Platz.
    Aber er blieb in unmittelbarer Nähe, um zu sehen, ob die Frau ihn nicht auf den Arm nehmen wollte. Sein Gedächtnis war blockiert. Er wußte nicht einmal, ob sie ein Hotelgast war oder nicht. Es lief nach seinem Geschmack alles verkehrt, zu verkehrt, und er schaffte es trotz intensiven Nachdenkens nicht, zu einem konkreten Ergebnis zu kommen. Aber er ließ ihr den Vortritt.
    »Haben Sie eine Decke?«
    »Wie bitte?«
    »Eine Decke, Monsieur. Ich hätte gern eine Decke. Den Kopf braucht nicht jeder zu sehen.«
    Fontaine rieb über seine nasse Stirn. Er mußte den Auftrag erst nachvollziehen. Dann drehte er sich um. »Eine Decke!« rief er. »Ich möchte, daß jemand eine Decke holt.«
    Zwei Angestellte liefen weg. Sie holten beide eine. Fontaine nahm die hellere entgegen und reichte sie der ungewöhnlichen Frau. Die bedankte sich und drapierte die Decke über den Schädel. Dann hob sie die Unterlage leicht an, damit sie die Decke unter der Platte zusammenlegen konnte. So war ein fast optimaler Transport gesichert.
    Von den umstehenden Gästen sprach niemand. Sie alle bewunderten die fremde Frau, die das Tablett anhob, als läge etwas völlig Normales unter der Decke, jedenfalls kein abgeschlagener Kopf.
    »Darf ich mal?« fragte sie höflich, als sie sich drehte. Sofort spritzten einige Zuschauer zur Seite. Sie wollten auf keinen Fall stören.
    Und die Frau schritt zum Ausgang. Ihr Gesicht wirkte wie eine kühle Maske.
    Erst als sie den großen, wertvollen Teppich verließ, waren ihre Schritte zu hören.
    In der relativen Stille hallten sie sehr laut nach. Die Echos hörten sich an, als wäre jemand dabei, mit einem kleinen Hammer auf einen Totenschädel zu schlagen.
    Hinter der breiten
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