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Die Voliere (German Edition)

Die Voliere (German Edition)

Titel: Die Voliere (German Edition)
Autoren: Marc-Oliver Bischoff
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gegen Ende der Woche zu erwarten, die Auswertung der DNA würde noch einige Wochen in Anspruch nehmen.
    Wenig später standen Nora und Gideon draußen vor dem Institut, wo der Verkehr auf der Kennedyallee in ohrenbetäubendem Lärm entlangbrauste. Es war kalt, knapp über null Grad. Von Sonntag auf Montag waren die Temperaturen um fast zehn Grad gefallen.
    »Musst du gleich wieder zurück nach Wiesbaden?«, fragte Gideon.
    »Ich habe noch die ganze Woche Urlaub.«
    »Kann ich dich nach Hause bringen?«
    »Ehrlich gesagt, wollte ich dich um einen anderen Gefallen bitten, Gideon.«
    »Du willst doch noch mit mir in die Oper gehen?«
    »Dafür hast du doch jetzt Ceyda.«
    »Die ist nicht der Operntyp. Ist mir schleierhaft, wie eine so attraktive Frau einen so lausigen Musikgeschmack haben kann.«
    Nora musste lachen. Gideon besaß die Gabe, sie auch dann noch aufzuheitern, wenn sie sich am liebsten heulend in irgendeine Ecke verkrochen hätte.
    Dann wurde sie wieder ernst. »Kann ich noch einmal mit Rosen sprechen?«
    Gideons Blick sprach Bände. »Nicht dein Ernst, oder?«
    »Bitte.«
    Er verdrehte zwar die Augen, gab ihrer Bitte jedoch statt. Während sie über die Friedensbrücke fuhren, den Main unter sich, fielen die ersten Schneeflocken. Unbemerkt war der Herbst in den Winter übergegangen.
    »Was versprichst du dir von dem Gespräch?«
    »Ich glaube, Bruno und Rosen haben einen Deal gemacht. Ich werde ein bisschen schwindeln, um es aus ihm herauszukitzeln.«
    »Was für einen Deal?«
    Nora schwieg.
    Gideon würde es sowieso gleich erfahren.
    *
    Rosen wirkte in seiner Arrestzelle so entspannt wie schon lange nicht mehr. Mit geschlossenen Augen lag er auf dem Bett und streichelte Chewbaccas schütteres Fell.
    Beim Anblick von Nora und Gideon klatschte er in die Hände und begrüßte sie überschwänglich. Dann nahm er Chewie und schaukelte hinter den beiden her in den Besprechungsraum.
    Nachdem sie Platz genommen hatten und Gideon allen ein Glas Mineralwasser eingeschenkt hatte, kam er zur Sache.
    »Sie waren es, der den Leichnam von Anna Kiefer zersägt hat, stimmt’s?«
    Rosen schluckte und starrte auf die Tischplatte.
    »Ihre Idee oder die von Lefeber?«
    Rosen räusperte sich. »Meine«, sagte er leise.
    »Und warum?«
    »Ihre Leiche lag im Wald. Wenn jemand sie dort gefunden hätte, hätten alle geglaubt …« Er verstummte.
    Dass wir es waren, ergänzte Nora den Satz in Gedanken. »Wäre das nicht die perfekte Gelegenheit gewesen, wieder ins Gefängnis zu gelangen? Denn das wollten Sie doch die ganze Zeit – wieder hinter Gitter.«
    Rosen zuckte mit den Schultern. Es war wohl doch eher Lefeber gewesen, der Rosen dazu gedrängt hatte.
    »Sie hätten’s ja doch rausgefunden – dass ich es nicht war.«
    »Also haben Sie sie ins Haus gebracht. Was wollten Sie denn mit ihr machen, nachdem Sie sie zerkleinert hatten?«, fragte Nora.
    »Verstecken – vergraben«, antwortete Rosen kleinlaut.
    Nie und nimmer war dieser Plan alleine auf Rosens Mist gewachsen, dachte Nora. Also versuchte sie, ihn aus der Reserve zu locken.
    »Herr Rosen, wissen Sie, dass Adam Lefeber nur deshalb ihre Freundschaft gesucht hat, weil er von Herrn Albrecht dafür bezahlt wurde?«
    Rosen nickte.
    Nora und Gideon sahen sich überrascht an. Rosen hatte das Spiel von Anfang an durchschaut?
    »Warum sollte sich so ein schlauer Mensch sonst mit einem Dummkopf wie mir abgeben?«
    »Hat Ihnen das denn nichts ausgemacht?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Im Knast ist man um jeden Freund froh. Auch wenn er gekauft ist.«
    »Wussten Sie, wer Albrecht ist und warum er Ihnen das Haus angeboten hat?«
    Rosen schüttelte den Kopf. »Ich dachte, es ging ihm nur um das Lösegeld.«
    Das glaubten einige, dachte sie. »Ich fasse es nicht. Wissen Sie was? Ich glaube immer weniger, dass Sie ein Dummkopf sind, Herr Rosen.«
    Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
    »Wusste Tibursky auch Bescheid?«
    Diesmal schüttelte er den Kopf sehr langsam, im Zeitlupentempo.
    »Kommen wir zu Kiefer«, fuhr sie fort.
    »Der Held von Scheelbach.«
    Nora verstand nicht.
    »In der BILD war er mal auf der Titelseite. Den habe ich umgebracht.«
    »Die Gerichtsmedizin sagt etwas anderes. Kiefer war bereits tot, als Sie die Axt einsetzten.«
    »Bruno Albrecht kann bezeugen, dass ich ihn getötet habe.«
    »Dann lügt er.«
    Rosen blickte auf. Er studierte Noras Gesicht.
    Du willst herausfinden, was ich weiß. Und was ich nur vermute.
    »Auf Störung der Totenruhe, Paragraf
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