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Die Vernetzung der Welt: Ein Blick in unsere Zukunft (German Edition)

Die Vernetzung der Welt: Ein Blick in unsere Zukunft (German Edition)

Titel: Die Vernetzung der Welt: Ein Blick in unsere Zukunft (German Edition)
Autoren: Eric Schmidt , Jared Cohen
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kennengelernt, und die Umstände unserer Begegnung trugen dazu bei, dass wir schnell Gemeinsamkeiten entdeckten. Wir hielten uns in Bagdad auf, um auszuloten, welche Rolle Technologie beim Wiederaufbau einer Gesellschaft spielen kann. Bei unseren Gesprächen mit Ministern, Offizieren, Diplomaten und Unternehmern begegneten wir einer Gesellschaft, deren Aussicht auf Wiederaufbau und künftigen Erfolg am seidenen Faden zu hängen schien. Eric Schmidt war der erste CEO eines Technologiekonzerns, der den Irak besuchte, und die Frage drängte sich auf, was Google im Irak wolle. Wir hatten damals keine Ahnung, was das Unternehmen dort vorfinden würde und was es erreichen könnte.
    Die Antwort war fast augenblicklich klar: Überall sahen wir Mobiltelefone. Das war überraschend. Das Land war Kriegsgebiet, der Sturz von Saddam Hussein lag sechs Jahre zurück, und unter der Herrschaft des Diktators war es verboten, Mobiltelefone zu benutzen. [7] Der Krieg hatte die zivile Infrastruktur des Landes zerstört, die Versorgung mit Lebensmitteln, Wasser und Strom war schlecht. [8] Selbst Dinge des täglichen Bedarfs waren unerschwinglich. In manchen Gegenden war seit Jahren kein Müll mehr abgefahren worden. [9] Vor allem konnte die Sicherheit der Bevölkerung nicht gewährleistet werden, und zwar weder für hochrangige Regierungsmitglieder noch für kleine Ladenbesitzer. Mobiltelefone schienen das Letzte, was wir in diesem Land erwartet hätten. Doch wir sollten bald erfahren, dass die Iraker trotz ihrer drängenden Probleme der Technologie einen hohen Stellenwert einräumten. Sie besaßen nicht nur Mobiltelefone, sondern sie erkannten auch, dass sie mit diesen Geräten eine Chance hatten, ihre Lebensqualität zu verbessern und dem Schicksal ihres zerrissenen Landes eine Wende zu geben. Die Ingenieure und Unternehmer, denen wir begegneten, äußerten sich frustriert darüber, sich nicht selbst helfen zu können. Sie wussten genau, was sie dazu brauchten: eine zuverlässige Stromversorgung, schnelle Verbindungen, digitale Geräte und Startkapital, um ihre Ideen zu verwirklichen.
    Für Eric Schmidt war es die erste Reise in ein Kriegsgebiet, während Jared Cohen schon viele solche Exkursionen unternommen hatte. Trotzdem hatten wir beide das Gefühl, Zeugen einer umfassenden Veränderung zu werden. Wenn selbst die kriegsmüden Iraker die Möglichkeiten der Technologie erkannten und wussten, was sie damit anfangen konnten, wie viele Millionen Menschen gab es noch auf der Welt, die das Wissen und die Motivation mitbrachten, aber keinen ausreichenden Zugang zur Technologie hatten? Jared sah sich in seiner Auffassung bestätigt, dass die staatlichen Stellen bei der Prognose der künftigen Entwicklungen gefährlich weit hinterherhinkten (und wahrscheinlich hatten sie auch Angst vor ihnen), und dass sie nicht erkannten, welches Potenzial die neuen Instrumente boten, mit den anstehenden Herausforderungen umzugehen. Und Erics Gefühl wurde bestätigt, dass die Technologiebranche vor größeren Aufgaben stand und mehr potenzielle Kunden als geahnt hatte.
    In den Monaten nach unserer Irakreise wurde uns zunehmend klar, dass sich zwischen den Technologieexperten und den Politikern, die mit der Lösung schwierigster geopolitischer Probleme betraut sind, ein tiefer Graben auftut. Und das, obwohl es ein riesiges Potenzial für die Zusammenarbeit zwischen der Technologiebranche, dem staatlichen Sektor und der Zivilgesellschaft gibt. In der Diskussion über diesen Graben einerseits und die zunehmende Vernetzung andererseits drängten sich uns einige spannende Fragen auf. Wer wird in Zukunft mächtiger sein: die Bürger oder der Staat? Wird die Technologie terroristische Aktivitäten erschweren oder erleichtern? Wie lassen sich Datenschutz und Sicherheitsinteressen vereinbaren, und wo werden wir im anbrechenden Digitalzeitalter Zugeständnisse machen müssen? Wie verändern sich Krieg, Diplomatie und Revolution, wenn alle Menschen vernetzt sind? Wie kann die Technologie positiv wirken, und was kann sie zum Wiederaufbau zerstörter Gesellschaften beitragen? Unser erstes gemeinsames Projekt war ein Bericht für die amerikanische Außenministerin Hillary Clinton, in dem wir die Erkenntnisse aus unserem Irakbesuch darstellten. Wir schätzen das Potenzial und die Macht der modernen Technologieplattformen ähnlich ein, auf dieser Sichtweise basiert unsere gesamte Arbeit, nicht nur bei Google, sondern auch darüber hinaus. Wir sind überzeugt, dass Portale
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