Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Vergessenen Schriften 1: Die Legenden der Albae

Die Vergessenen Schriften 1: Die Legenden der Albae

Titel: Die Vergessenen Schriften 1: Die Legenden der Albae
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
sprach einer von euch mit einem Späher?«
    Die Acïjn Rhârk verneinten und widmeten sich der Waffenpflege. Niemand war aus der Vollrüstung gestiegen. Sie wurde nur bei seltenen Gelegenheiten abgelegt. Die Körperreinigung geschah, indem man mit dem Harnisch in den Fluten badete, sollte es wirklich notwendig sein.
    Lrashàc kannte leider auch keinen Späher, der ihm Neuigkeiten hätte verraten können. Die Aufklärer der Heiligen Kaisermutter bewegten sich im Gegensatz zu den Kriegertruppen einzeln und weitestgehend heimlich durch die Länder, kundschafteten Bestien und Scheusale aus, notierten deren Verhalten, deren Entwicklung, deren Anzahl, um die Berichte zur Heiligen Kaisermutter zu bringen. Dort wurde alles gesammelt, verglichen und entschieden, gegen wen die Streitmächte auszogen. »Dann doch der Dämon? Wir sind noch nie gegen ein magisches Wesen marschiert. Und ich sehe es auch nicht als unsere Aufgabe.«
    Rhârgann wandte sich ihm erstaunt zu. »Achte auf deine Worte. Wir sind Draigònt. Wir folgen dem Wort unserer Herrscherin«, sprach er leise.
    »Das tue ich. Doch wenn wir gegen Nebel antreten«, er hob seine dornenbesetzte Keule, »wie soll ich ihn niederschmettern?«
    »Wer sagte etwas von dem Dämon?«, erklang Mrotòns Stimme sachte neben ihnen, dann setzte sich ihr Ji’Osai zu ihnen ans Feuer.
    Lrashàc biss die Zähne zusammen, er schluckte das Fleischbröckchen. »Verzeih mir meine Gedanken.«
    »Sie sind gut. Harte Waffen helfen nicht gegen Gespinste.« Mrotòn gab einen grollenden Ton von sich und zeigte in die Ebene. »Ich möchte mich dort umsehen. Das ist alles.«
    » Umsehen , Ji’Osai?«
    Er nickte langsam. »Nenne es Eingebung. Das Erscheinen dieses nebelhaften Wesens brachte nie dagewesene Veränderung, für jede Kreatur sowie die Natur. Veränderungen wiederum beflügeln Dinge, mit denen niemand rechnete.« Mrotòn wandte sich der Gruppe zu. »Ganze Völker wurden aufgeschreckt, und die Albae bereiten einen Kriegszug vor, so heißt es. Sie werden einen Teil ihrer Truppen verlegen, an einen Ort, weit weg von hier, an den nur unsere Daajerhůn gelangten.«
    Die Draigònt lauschten den Neuigkeiten.
    »Soll das heißen ….«, hob Rhârgann aufgeregt an.
    » … es bietet sich eine Gelegenheit. Die Gelegenheit.« Mrotòn ballte die Hände zu Fäusten, die Stahlfinger schimmerten im Feuerschein, die Scharniere knirschten hörbar. »Was uns fehlt, ist Wissen und Gewissheit. Daher begeben wir uns auf die Suche. Seid ihr damit einverstanden wie alle anderen Brutkammern?«
    Die Draigònt gaben ihre Zustimmung.
    Lrashàc hörte das begeisterte, rollende Knurren und wusste, dass sie sich soeben schuldig machten. Kein Kriegszug durfte ohne die Zustimmung der Heiligen Kaisermutter über das Ziel hinaus fortgeführt werden. Ihre Pflicht wäre es nach der Vernichtung der Oudwen gewesen, sofort zurückzukehren und auszuharren, bis ihre Herrscherin neue Befehle erteilte. Mrotòn handelte gefährlich und zog sie mit hinein.
    Der Ji’Osai bemerkte, dass Lrashàc sich enthalten hatte. »Findet mein Vorhaben deine Ablehnung?«
    Die Augen aller richteten sich auf den rebellischen Draigònt.
    »Vermagst du zu ermessen, wie es wäre, das höchste Ziel zu erreichen?«, raunte Rhârgann begeistert. »Kân Thalay!«
    Kân Thalay. Lrashàc kannte das mystische Wort, das den Zustand des vollkommenen inneren Friedens beschrieb.
    Ein Acïjn Rhârk wäre erst dann davon ergriffen, wenn sich ein Gleichgewicht in der Welt einstellte und die Gesamtheit der Scheusale zu gleichen Teilen existierten. Dann, so sagte die Legende, käme die Zeit der Ruhe und des inneren Friedens für jeden Draigònt und einen jeden Acïjn Rhârk. Der unzähmbare Jagdwille, der unstillbare Hunger, die Blutlust und der Hass endeten. Das bedeutete ihr höchstes Ziel: Kân Thalay.
    »Vielleicht will ich das gar nicht«, gab Lrashàc leise zurück.
    Alles in seinem Leben war auf den Kampf eingestellt. Die Heilige Kaisermutter und die Mütter vor ihr griffen auf Tausende Schriftrollen und Aufzeichnungen über die Völker zurück, gegen die sie in den Krieg zogen. Jedes Volk wurde studiert, die Schwachstellen und Eigenheiten, herausgefunden um sie besser bekämpfen zu können. Lrashàc kannte es nicht anders. Und er mochte es, so zu sein.
    »Was soll ich mit Kân Thalay?«, murmelte er.
    Mrotòn legte ihm eine Hand klirrend auf die Schulter. »Es geht nicht um dich , Draigònt. Es geht um unser Volk . Wir könnten ihm den Frieden bringen, den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher