Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verfluchte

Die Verfluchte

Titel: Die Verfluchte
Autoren: Claire Gavilan
Vom Netzwerk:
flüsterte sie.
    Er drehte den Kopf zur Seite, schloss die Augen. „Du erinnerst dich nicht, nur darum sagst du das!“ Seine Hände waren zu Klauen verkrümmt und nur wenige Zentimeter von Roses Hals entfernt. Trotzdem fasste sie sich ein Herz. Sie trat vor. Zwischen seine ausgestreckten Arme.
    Und bevor Alan reagieren konnte, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. Er riss die Augen wieder auf, wollte ihr ausweichen, aber sie ließ ihn nicht. Jetzt umschlang sie ihn mit den Armen, krallte ihre Fingernägel in seinen bloßen Rücken. Und die ganze Zeit über befanden sich ihre Lippen auf den seinen.
    Ganz weit waren seine Augen, voller Panik. Das Blau leuchtete so grell, dass es Roses Haut zu verbrennen schien, aber sie hielt nicht inne. Sie küsste Alan weiter, und dann – ihr Herz tat einen Hüpfer bei dem Anblick – verblassten die Linien zusehends. Sie hörten auf zu leuchten, zogen sich zurück. Das Leuchten von Alans Augen blieb ein wenig länger, aber schließlich verschwand es ebenfalls.
    Zufrieden ließ Rose von Alan ab. „Du wirst mich nicht töten“, sagte sie mit einem Lächeln.
    Er brauchte einen Moment länger, um es zu glauben. Ein fassungsloser Ausdruck erschien in seinem Gesicht, dann zog er Rose an sich, so heftig, dass ihre Zähne aufeinanderschlugen. Er umschlang sie mit den Armen, küsste sie, auf den Mund, das Kinn, den Hals, die Brüste. Erfüllt von unbändigem Verlangen drängte er sie rückwärts, hin zum Bett, und als sie mit den Kniekehlen gegen dessen Kante stieß, fiel sie regelrecht nach hinten. Alan beugte sich über sie, seine Lippen fanden jetzt den Ausschnitt ihres Nachthemdes. Seine Hände waren unter dem zarten Stoff, schoben ihn nach oben. Rose half ihm, seine Jeans auszuziehen. Ihr gesamter Körper schrie nach ihm. Sie lehnte sich zurück, schloss die Augen, und als er über sie kam, hob sie ihm ihre Hüften entgegen, sodass er sie nehmen konnte.
    Und in diesem Moment verwandelte sich ihr erregtes Keuchen in einen lustvollen Schrei.
     
    In ihrer Hütte blickte Glynis zufrieden auf das Amulett. Die sechs Blutstropfen begannen blau zu leuchten, das Leuchten veränderte seine Farbe, wurde violett, schließlich scharlachrot. Und verging dann in einem grellen Blitz. In den Amulettfassungen blieben sechs funkelnde Granate zurück.
    „Ich wusste es!“, wisperte Glynis. Strahlend schaute sie auf, suchte den Blick von Enora, die in einer Ecke hockte und das Geschehen gespannt verfolgt hatte.
    „Und was jetzt?“, fragte Enora.
    Glynis nahm das Amulett aus seinem Moosbett und hielt es behutsam vor ihr Gesicht. „Jetzt“, flüsterte sie, „muss ich das Ritual vollenden.“
    „Wie lange wird das dauern?“
    „Bis zum Sonnenaufgang.“
    Enora erhob sich, trat zum Fenster und schaute in die Finsternis. „Bis Sonnenaufgang?“, murmelte sie entsetzt. „Bis dahin sind es noch Stunden! Bei den Göttern, Glynis!“
    Glynis hatte sich bereits vor den bronzenen Dreifuß gesetzt und schickte sich jetzt an, ihre magische Litanei wieder aufzunehmen. Kurz wandte sie jedoch Enora den Kopf zu. „Stimmt. Du solltest besser zusehen, dass Alan nicht noch alles zunichtemacht.“ Sie legte den Kopf schief und lauschte. „Beeil dich! Branwen kommt.“
     
    Nachdem es vorbei war, blieben Rose und Alan schwer atmend und schweißbedeckt nebeneinander liegen. Alan hatte den Arm über die Augen gelegt und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Ohne Rose anzusehen, sagte er: „ Ma Roz .“
    Plötzlich überkam Rose eine unbändige Traurigkeit. Sie fühlte sich wie von innen ausgehöhlt. Sie wollte sich krümmen, wollte schluchzen, aber nichts davon ging. Alles, was geschah, war, dass sich ihre Augen mit Tränen füllten und diese dann über ihre Wangen zu rollen begannen.
    Alan, der nur langsam wieder zu Atem kam, spürte, dass etwas nicht in Ordnung war. Er richtete sich auf.
    „Rose!“, flüsterte er erschrocken. „Was hast du?“ Sanft wischte er ihr die Tränen vom Gesicht, aber es kamen immer neue nach. „Scht!“, machte er, zog sie in die Arme und hielt sie fest, während sie vor Kummer kaum noch Luft bekam.
    Ihr Schicksal – es würde sich nicht aufhalten lassen.
    Sie wusste es.
    Auf einmal wusste sie es mit absoluter Sicherheit.
    „Branwen“, murmelte sie gegen Alans tränennasse Brust, und sie hatte keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte. Sie spürte, wie er sich verkrampfte, sein Griff wurde hart, sein gesamter Körper schien in Alarmbereitschaft. „Warum will
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher