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Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)
Autoren: Annette Dutton
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Leder speckig glänzte. Sie legte sich flach auf den Boden und langte nach etwas.
    »Und da ist sie auch jetzt wieder. Was täte ich nur ohne dich?« Mit einem Ächzen kam sie wieder auf die Füße und stellte den Ton leise. Ihre Mutter schien darüber erleichtert.
    »Was machst du überhaupt in der Küche? Ich wollte doch für uns kochen.«
    »Ach, lass mir doch die Freude. Zu Hause komme ich doch eh nicht dazu.« Katjas Mutter deutete mit der Messerspitze auf die Knoblauchknolle und den kleinen Bund roter Chilis. »Das scharfe Zeugs überlasse ich allerdings gerne dir.«
    Das Fischgrätparkett knarzte, als Katja zur Küche hinüberging.
    »Meinst du, ich sollte den Boden neu versiegeln lassen?«
    Ihre Mutter hob die Schultern.
    »Das würde wohl nichts ändern. Das Holz lebt, und was lebt, bewegt sich nun mal und macht dabei Geräusche.« Sie wandte sich zum Spülbecken, um die Petersilie zu waschen. Katja schluckte. Was lebt, bewegt sich und macht Geräusche. Lächerlich, dass sie die Worte ihrer Mutter so berührten. Entschlossen kämpfte sie die aufsteigenden Tränen nieder und machte sich daran, den Knoblauch und die Chilis sehr fein zu schneiden.

    Die beiden Frauen saßen am Esstisch und aßen schweigend. Beide schienen sich auf die leisen Klänge zu konzentrieren. Mozart. Katja war nicht nach Unterhaltung zumute. Ihre Mutter schien dies zu spüren. Sie war gekommen, um ihre Tochter zu trösten, und Katja wollte sie auch gar nicht bewusst abweisen, obwohl sie glaubte, dass dieser fürsorgliche Besuch ihrer Mutter mehr half als ihr selbst.
    »Wirklich köstlich, diese Chili-Knoblauch-Spaghetti«, unterbrach Margarete von Beringsen die Stille. »Ich bin jedes Mal aufs Neue erstaunt, dass ich Chili überhaupt runterbringe. Diese Entdeckung habe ich allein dir zu verdanken.« Sie legte das Besteck am Tellerrand ab und nahm einen Schluck vom Riesling. Dann schaute sie ihrer Tochter forschend ins Gesicht. Katja wandte den Blick ab. Eine Träne lief ihr über die Wange. Ihre Mutter beugte sich nach vorne.
    »Katja, willst du nicht mit mir reden?«, ermunterte sie die Tochter und berührte vorsichtig deren Hand. Katja atmete durch. Sie legte die Gabel zur Seite und sah ihrer Mutter in die Augen.
    »Ich hätte heute beinahe jemanden auf die Intensivstation geschickt.« Mit einem Kloß im Hals berichtete sie ihrer Mutter von dem Unfall.
    »Geh nicht so hart mit dir ins Gericht. Ich wette, du hast an Michael gedacht, als das passierte, hab ich recht? Dieser Tag heute … der Gedanke hat dich abgelenkt.« Sie drückte die Hand ihrer Tochter, Katja nickte stumm.
    Ihre Mutter deutete mit dem Kinn in Richtung Telefon. »Es blinkt schon, seit ich hier bin. Drei Anrufe. Willst du die Nachrichten denn nicht abhören?«
    Katja schüttelte den Kopf.
    »Später. Ich schaffe das jetzt nicht. Das werden seine Eltern sein und vielleicht ein, zwei Freunde, die sich noch an seinen Geburtstag erinnern.«
    Ihre Mutter nickte und drehte langsam mit der Gabel die Spaghetti auf. Katja wollte Wein nachschenken, doch Margarete von Beringsen hielt die Hand über ihr Glas.
    »Für mich bitte nicht mehr. Ich hab versprochen, noch auf einen Sprung bei Leni vorbeizuschauen. Eine ihrer neuen Künstlerinnen stellt aus, und sie hat mal wieder Angst, dass nicht genug Publikum zur Vernissage kommen könnte.«
    Sie schaute auf die Armbanduhr. »Großer Gott. Sei mir nicht böse, aber ich muss los.« Sie tupfte sich den Mund ab, warf die Serviette auf den noch halb vollen Teller, schob den Stuhl zurück und stand auf.
    Als ihre Mutter mit ihrer Handtasche im Bad verschwunden war, räumte Katja den Tisch ab und stellte das Geschirr ins Spülbecken. Sie nahm ihr Weinglas und ging nach draußen auf die Terrasse, wo sie sich in einen gepolsterten Korbsessel sinken ließ und nach Zigaretten und Feuerzeug auf dem Holztischchen neben ihr langte. Sie fingerte eine Zigarette aus der Packung und zündete sie an. Dann lehnte sie sich zurück und stieß den Rauch wie einen langen Seufzer durch die Nasenlöcher aus. Ihr Blick glitt über den Fluss; der Abend war schnell heraufgezogen, so dass sie kaum noch unterscheiden konnte, wo das schmutzige Wasser aufhörte und das Grau des Himmels anfing. Die Lichter der Uferpromenade hätten dabei helfen können, doch aus irgendeinem Grund brannten sie noch nicht. Feiner Nieselregen fiel. Über die Brücke zu Katjas Rechter bewegten sich die Autos als schleichende Lichterkette hoch über dem Rhein. Katja hatte die Beine
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