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Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Titel: Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung
Autoren: V Panov
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kleinsten Gruppierung der Rothauben. Wie gewohnt saß er am weitesten entfernt vom Tisch und beobachtete das Geschehen aus der Distanz. Dabei kratzte er sich immer wieder an der Wange, die mit einer grünen Distel, dem Zeichen des Clanführers, tätowiert war.
    Den Zauberer hielt es nicht auf seinem Stuhl. Als
Hammer zu Ende telefoniert hatte, stand er abermals auf, ging zu dem kleinen Kohlenofen hinüber und wärmte seine zarten, blassen Hände an der Glut. Lubomir fror, obwohl seine schmächtige Figur in eine dicke Wolljacke gehüllt war.
    »Der Großmagister hat einen Fehler gemacht«, sagte der Zauberer leise, beinahe im Flüsterton. »Er hätte auf den Rat der Nawen hören und das Amulett in die Zitadelle bringen lassen sollen.«
    »Der Stolz«, kommentierte Säbel lispelnd.
    Der Sprachfehler der Rothauben war bei den Fötidos am stärksten ausgeprägt. Statt Stolz sagte er Ftolpf.
    »Ganz recht, mein einäugiger Freund«, pflichtete Lubomir bei. »Stolz und Argwohn. Die Herrscherhäuser trauen sich gegenseitig nicht über den Weg. Deshalb hat unser Vorhaben auch beste Aussichten auf Erfolg. Mit zwei Handstreichen werden wir den Begriff ›Herrscherhaus‹ aus dem Wortschatz der Verborgenen Stadt tilgen. «
    Dem Zauberer wurde allmählich warm: Sein blasses Gesicht bekam ein wenig Farbe, seine Augen begannen zu leuchten und seine Stimme wurde fester. Begierig lauschten die Clanführer seinen Worten. Die Rothauben verstanden nichts von Magie und hatten niemals über eine eigene Quelle verfügt. Aus diesem Grund erschienen ihnen Lubomirs Äußerungen als Offenbarung einer unerschütterlichen Wahrheit.
    »Psor!«, rief der Zauberer laut.
    Eine kleine, zwischen den Regalen versteckte Tür öffnete sich und in den Raum wieselte ein kleiner Sklave
herein, der mit einem einfachen beigen Hemd und langer Hose bekleidet war.
    »Tee!«
    Der Sklave neigte dienstfertig den kahlgeschorenen Kopf und entfernte sich. Der Zauberer bot seinen Gästen niemals Tee an. Es wäre auch völlig überflüssig gewesen. Pulle nützte die Gelegenheit, nahm einen tüchtigen Schluck aus seinem Flachmann und rülpste zufrieden. Die Rothauben soffen billigen Whiskey wie Wasser, doch der Zauberer ließ sie gewähren, denn ohne die Inspiration des Alkohols versagten ihre Gehirne vollständig den Dienst.
    »Die Tschuden sind sorglos wie die Kinder«, setzte Lubomir fort. »Sie sind stolz und halten sich für stark. Es wäre übertrieben generös, wenn wir ihnen das Karthagische Amulett jetzt nicht abnehmen würden.«
    Der Zauberer hielt für einen Augenblick inne, und die Rothauben grinsten hämisch.
    »Und da sich die Magische Quelle immer noch in der Burg befindet, werden wir es nicht allzu schwer haben.«
    »Aber jetzt sind sie doch gewarnt«, wandte der vergleichsweise umsichtige Säbel ein. »Sie werden auf der Hut sein.«
    »Sie sind gewarnt, das schon«, gab Lubomir zu. »Aber du wirst doch nicht im Ernst glauben, dass die Tschuden diese Warnung besonders ernst nehmen? Der Orden ist eines der drei Herrscherhäuser! Sie bestimmen die Spielregeln in der Verborgenen Stadt. Wer seid ihr schon in ihren Augen? Ein Nichts! Abfall! Der lästige Gestank einer Müllhalde!«

    »Wieso Gestank?«, entrüstete sich Hammer.
    Die Odoros brüsteten sich stets damit, weniger streng zu riechen als die übrigen Rothauben. Doch selbst die Miasmen von Lubomirs Zaubertränken wurden von den Ausdünstungen ihres Führers übertüncht.
    »Der Zauberer hat Recht, ich schwör’s dir, ey«, mischte sich Pulle ein. »Die nehmen uns überhaupt nicht wahr. Für die sind wir nur ein paar räudige Hunde.«
    »Damit kannst du nicht für uns alle sprechen!«, echauffierte sich Hammer. »Mein Clan stammt nämlich aus den Westlichen Wäldern.«
    »Und von den Affen ab, die sich dort herumtrieben?«, ätzte Pulle.
    Der Odoro sprang auf, und der Desastro tat es ihm gleich.
    »Hinsetzen!«, kommandierte der Zauberer und hob die Hände. »Ihr führt euch auf wie kleine Kinder, und dann wundert ihr euch, wenn die ganze Verborgene Stadt über euch lacht.«
    »Verzeih, Lubomir«, murmelte Hammer kleinlaut.
    Pulle setzte sich schweigend wieder auf seinen Hocker und schmollte demonstrativ. Er war der Sohn einer Frau aus dem Geschlecht Schatyr und eines von vier Kämpfern des Desastro-Clans, die sich vor dreißig Jahren mit der Unglücklichen vergnügt hatten. Seine vier potenziellen Väter wurden auf Gesuch der rachsüchtigen Schatyren von den Nawen umgebracht, seine Mutter starb bei
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