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Die Vampir-Brüder

Die Vampir-Brüder

Titel: Die Vampir-Brüder
Autoren: Jason Dark
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hatte.
    Nicht allerdings Sheila und die Frau namens Evelyn Dolan. Beide befanden sich in der Freiheit und trieben sich irgendwo in Old Harbour herum oder hielten sich versteckt, was ich zumindest hoffte.
    Ich hatte mich seitlich neben die Eingangstür gestellt und wartete auf Suko, der das Haus umrunden und dabei nach irgendwelchen Spuren suchen wollte. Wir mussten alles in Betracht ziehen, auch Verstecke außerhalb.
    Er war plötzlich bei mir. Gehört hatte ich ihn nicht. Mein Freund hob die Schultern. »Nichts zu sehen, John, keine einzige Spur. Kein Hinweis.«
    »Hast du durch die Fenster geschaut?«
    »Ich habe es versucht. Dabei ist nichts herausgekommen. Man hat sie abgedeckt. Als wollten die Menschen, dass kein Vampir in ihre Häuser sieht. Möchtest du trotzdem innen nachschauen?«
    »Ja.«
    »Okay.«
    Sie waren da, das spürte ich. Da musste ich mich schon auf meine Sinne verlassen. Ich spürte die Bedrohung, die als unsichtbares Gespenst in der Dunkelheit lag.
    Suko hatte sich der Tür zugewandt. Ich schaute noch in die andere Richtung, ohne allerdings eine Bewegung zu sehen. Kein Vampir schlich durch die Nacht.
    Die Tür war nicht verschlossen. Suko drückte sie auf. In den Angeln hörten wir ein leises Kratzen, sonst gab es keine Geräusche. Unser Blick fiel in einen schmalen, dunklen Flur, in dem es nach Rauch roch. Irgendwo musste es einen Ofen geben, der brannte oder gebrannt hatte.
    Geräusche vernahmen wir nicht. Es war dunkel im Haus. Kein Licht, was bestimmt nicht normal war. Suko fand einen Schalter, und schon bald wurde es heller.
    Zwei alte Lampen, die aussahen wie Tüten, strahlten dieses Licht ab. So sahen wir eine enge Treppe und zwei offene Türen, die zu den Zimmern führten.
    Ich ging durch den Flur und hatte noch zusätzlich meine Leuchte hervorgeholt.
    Hier gab es keinen Luxus, kaum etwas Modernes. Die Zeit schien stehengeblieben zu sein. Ich hörte keine Musik, es lief keine Glotze, und auch das Atmen der Menschen vermisste ich. Von Stimmen ganz zu schweigen.
    Mich stoppte eine Hintertür. Da ich neugierig war, öffnete ich sie. Ein bestimmter Geruch drang mir in die Nase. Vor mir, in einem kleinen Anbau, befanden sich die Toiletten. Noch alte Latrinen, ohne Wasserspülung. Da liefen die Fäkalien in eine Sickergrube. Im Anbau gab es noch einen schmalen Ausgang, der wahrscheinlich in den Garten führte.
    Ich kehrte zu Suko zurück, der bereits einen Raum betreten hatte. Licht fiel in den Flur, und als ich neben Suko stand, brauchte er nicht viel zu sagen, denn ich sah es selbst.
    Drei Menschen saßen in alten Sesseln. Eine Frau, ein Mann und ein Kind. Die Frau war noch nicht alt, aber sie wirkte älter. Das graue Haar umrahmte ein Gesicht ohne Falten und ein spitzes Kinn. Sie trug ein blaues Kleid, dessen Ausschnitt so weit nach unten gezogen worden war, dass der Hals freilag.
    Der Mann war mit einer Hose und einem grauen Unterhemd bekleidet. Auch er saß unbeweglich in einem Sessel und starrte mit müden, fast ausdruckslosen Augen ins Leere.
    Das Kind, ein Mädchen, lag im Sessel auf der Seite, Beine und Arme angezogen und die Hände zu Fäusten geballt. Die Augen standen offen, es konnte uns sehen, aber es reagierte nicht. Wir wurden mit keinem Wort angesprochen.
    Hier zu stehen hatte schon etwas Bedrückendes an sich. Mir rieselte es kalt den Rücken hinab, denn es gab etwas, das alle drei Personen gemeinsam aufwiesen.
    An ihren Hälsen waren die roten Punkte zu sehen. Und die waren bestimmt nicht aufgeschminkt. Derartige Bissstellen wurden von Vampiren hinterlassen.
    Wie ich, so wurde auch Suko den Gedanken nicht los. »Sind sie es oder sind sie es nicht?«
    Ich glaubte nicht daran. Ich wollte es nicht glauben, dass ich hier eine Familie vor mir hatte, die man zu Blutsaugern gemacht hatte. Den Beweis wollte ich mir holen und ging auf den Mann im Sessel zu.
    Seine Hände blieben nach wie vor auf den hölzernen Lehnen liegen. Er schaute mich an, aber in seinen Augen blieb der leere Ausdruck bestehen.
    Die beiden Bisswunden am Hals waren aufgequollen und mit kleinen Spitzen versehen.
    Der Mann atmete.
    Mir fiel ein Stein vom Herzen. Suko kontrollierte den Rest der Familie und war ebenfalls zufrieden.
    »Sie sind noch nicht in ihre neue Existenz hineingerutscht. Ich denke, dass sie eine Chance haben.«
    »Hoffentlich.«
    Wir waren gehört worden, denn der Mann, dessen Kinn von einem schwarzgrauen Bart umwachsen war, bewegte seine Augen. Die anderen beiden blieben in ihrer
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