Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Unvergänglichen: Thriller (German Edition)

Die Unvergänglichen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Unvergänglichen: Thriller (German Edition)
Autoren: Kyle Mills
Vom Netzwerk:
keinen großen Wert auf Tischetikette legte. Sie wollte, dass sich die Menschen an dem erfreuten, was sie kochte.
    »Ich habe euch beide gar nicht bei Annette Chevaliers Beerdigung gesehen«, meinte er dann.
    Richard griff nach seinem Weinglas. »Wir wollten ja hingehen, aber wenn man auf den letzten Drücker buchen will, sind die Flugtickets unbezahlbar, und wir konnten Susie die lange Fahrt mit dem Auto nicht zumuten. Ehrlich gesagt hatte ich auch seit über einem Jahr nicht mehr mit ihr gesprochen und wir haben ihre Familie nie kennengelernt. Wie geht es ihnen?«
    »Scheiße. Es geht ihnen richtig scheiße. Kannst du dir vorstellen, wie es gewesen sein muss, sie so zu finden?«
    »Sie hatte ihre Dämonen«, sagte Richard.
    »Die haben viele andere brillante Geister auch. Zum Glück bist du eine Ausnahme.«
    »Vielleicht, oder meine sind einfach real.«
    »Susie!«, brüllte Carly erneut, der die Richtung, die das Gespräch eingeschlagen hatte, offenbar nicht gefiel. »Ich zähle bis zehn!«
    Kurz darauf erschien ihre Tochter in einem rosa Jogginganzug, den sie eine Woche zuvor im Sonderangebot gekauft hatten. Das Oberteil hing sackartig von ihren knochigen Schultern herunter und ging ihr fast bis zu den Knien, und die viel zu weite Hose warf über ihren Tennisschuhen viele Falten.
    Schon bald nach ihrer Geburt hatte Richard bemerkt, dass ihr Babyspeck auf geheimnisvolle Weise verschwand und die Venen durch ihre Haut hindurch sichtbar wurden. Damals war er noch in der Krebsforschung beschäftigt und hatte abgesehen von den wenigen beiläufig aufgeschnappten Informationen während des Studiums kaum etwas über Progerie gewusst.
    »Umarm deinen Onkel Chris«, sagte Carly.
    Graden erwiderte die Umarmung und sah mit einem liebevollen Lächeln, in dem ein leiser Hauch des Unbehagens mitschwang, auf ihren kahlen Kopf herab. Weder Carly noch Susie bemerkten es, aber Richard hatte in den sechs Jahren, in denen er jetzt mit den Opfern dieser Krankheit arbeitete, einen sehr guten Instinkt dafür entwickelt. Zu sehen, wie diese Kinder alt wurden, traf einen ganz entscheidenden Nerv bei den Menschen, und jeder, der ihre auf diese schreckliche Art intensivierte Sterblichkeit sah, wollte sich am liebsten abwenden.
    »Wo hast du den ganzen Abend gesteckt?«, erkundigte sich Graden. »Ich habe ja nicht einen Piep von dir gehört.«
    »Sie hat Richard endlich breitgeschlagen, dass er ihr einen dieser Nintendos kauft«, erklärte Carly und gab sich dabei keine Mühe, ihre Missbilligung zu verhehlen.
    »Es ist eine Xbox, Mom!«
    »Wohl eher eine Mistbox.«
    »Du übertreibst«, protestierte Susie. »Du hast es ja noch nicht mal probiert!«
    »Und das habe ich auch nicht vor!«
    »Kann ich im Wohnzimmer essen und weiterspielen?«
    »Susie, du wirst dir mit dem Ding nicht die Augen verderben. Und erst recht nicht dein Gehirn. Du bleibst schön am Tisch sitzen.«
    »Bitte, Mom? Ich bin schon fast in Level zehn. Ich weiß, dass ich’s vor dem Schlafengehen noch schaffen kann.«
    »Frag deinen Vater.«
    Susie sah ihn erwartungsvoll an, und wie immer gab er auch dieses Mal nach.
    »Level zehn? Wow. Ich hänge noch immer in Level sechs auf der Brücke fest.«
    Sie nahm das als ja, häufte in weniger als fünf Sekunden Essen auf ihren Teller und nahm als Friedensangebot an ihre Mutter eine extragroße Portion Gemüse.
    »Denk an deine Medikamente!«, rief Richard ihr nach, als sie losrannte, aber sie war schon wieder verschwunden.
    »So nicht, junge Dame«, knurrte Carly und eilte ihr mit der verzierten Pillenschachtel hinterher, in der sich die zahlreichen Medikamente ihrer Tochter befanden.
    Als sie das Zimmer verlassen hatte, nahm Richard einen großen Schluck Wein und beobachtete, wie sein Freund genussvoll den Birnensalat probierte, bevor er sich den Würstchen zuwandte.
    »Bei mir häufen sich die Rechnungen, Chris.«
    Graden legte seine Gabel beiseite und lehnte sich zurück. »Ich habe mich schon gefragt, wie ich zu der Ehre gekommen bin, heute zum Essen eingeladen zu werden.«
    »Das ist nicht fair. Wir …«
    »Das war ein Witz, Richard. Großer Gott. Entspann dich doch mal, okay?«
    »Es tut mir leid. Aber es ist nicht einfach, verstehst du? Wir haben alles in das Labor gesteckt … In meine Forschung. Wenn wir nicht die Essensreste aus dem Restaurant hätten, würden wir verhungern.«
    Graden nahm sich mit den Fingern eine Spargelstange und begann, nachdenklich darauf herumzukauen.
    »Ich musste gestern jemanden entlassen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher