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Die Unvergänglichen: Thriller (German Edition)

Die Unvergänglichen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Unvergänglichen: Thriller (German Edition)
Autoren: Kyle Mills
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die das Ausmaß dieser Krankheit verstehen. Jeder Dollar, den wir einnehmen, wird direkt in die Suche nach einem Heilmittel investiert.«
    Er drückte erneut auf eine Taste, und das Bild einiger Kinder, die an Progerie litten, erschien auf der Leinwand. Trotz ihres Aussehens fiel es einem nicht schwer, die Krankheit kurz zu vergessen. Sie hielten Ballons in den Händen, alberten herum und grinsten breit – taten also genau das, was Kinder tun sollten.
    »In vielerlei Hinsicht sind wir wie eine Familie. Wir versuchen, alle paar Jahre ein Treffen zu veranstalten, zu dem Menschen aus aller Welt kommen. Die Kinder haben die Gelegenheit, Zeit mit anderen Kindern, die unter dieser Krankheit leiden, zu verbringen, und die Eltern können sich über Dinge unterhalten, die niemand sonst verstehen würde. Viele der Kinder schließen dabei Freundschaften, die …« Einen Augenblick lang versagte seine Stimme. »Die ein Leben lang halten.«
    Richard machte einen Schritt nach vorn, sodass er teilweise im Licht des Projektorstrahls und somit im Mittelpunkt stand. Das war ihm immer sehr unangenehm, auch wenn man ihm schon oft gesagt hatte, dass er eine gute Figur abgab. Seine breiten Schultern waren ein Andenken an seine Kindheit auf einer Farm und seine Größe sowiesein hellblondes Haar hatte er von den skandinavischen Ahnen seiner Mutter geerbt. Der Bart in seinem Gesicht war eher das Eingeständnis, dass er ständig vergaß, sich zu rasieren, als ein modisches Statement. Er hatte ihn vor Verlassen des Hauses jedoch gründlich getrimmt – schließlich wusste er, dass er aussah wie das Maskottchen der Minnesota Vikings, wenn er ihn zu lang werden ließ.
    »Ich habe mein Leben dem Kampf gegen diese Krankheit gewidmet, und wie Sie den Informationen, die ich Ihnen zugeschickt habe, entnehmen konnten, hat mein Team in den letzten fünf Jahren größere Fortschritte gemacht, als es allen Forschern vor uns je gelungen ist. Daher stehe ich nun heute in der Hoffnung vor Ihnen, dass Ihre Stiftung mir die fünfundzwanzigtausend Dollar gewährt, die ich benötige, um weiterhin nach einem Heilmittel suchen zu können.«
    Er ging aus dem Licht und ließ sein Publikum den Anblick der lächelnden Kinder in sich aufnehmen, die sich ihre Kindheit nicht kampflos nehmen ließen. Allerdings hatten zwei der Abgebildeten diesen Kampf inzwischen verloren.
    Dann ging er zum nächsten Bild über und fuhr fort. »Die Krankheit war nicht sehr gut erforscht, bis …«
    »Bitte setzen Sie sich, Dr. Draman.«
    Er schwieg und merkte, dass sein Speichel auf einmal einzutrocknen schien. Er hatte gerade mal die Einleitung abgeschlossen und die komplette Präsentation sollte noch fast fünfundvierzig Minuten weitergehen – die Geschichte der Krankheit, ihre Biologie und die Einzelheiten der Durchbrüche seines Labors erläutern. »Aber ich habe noch gar nicht …«
    »Bitte, Dr. Draman. Setzen Sie sich.«
    So etwas war schon früher geschehen. Manchmal waren die Präsentationen nur eine Formalität und die Spender hatten bereits aufgrund seiner schriftlichen Bewerbung beschlossen, ihn zu unterstützen. Gelegentlich war es auch genau umgekehrt.
    Ein leises Summen ertönte, als die Markisen vor den Fenstern hochgezogen wurden und eine Skyline aus gläsernen Türmen vor einem wolkenlosen Himmel enthüllten.
    Wer hätte je gedacht, dass er einmal hier enden würde? In der zehnten Klasse der Highschool hatte ihm das niemand zugetraut – als seine Freunde eine Seite ins Jahrbuch geschmuggelt hatten, auf der er als derjenige bezeichnet wurde, der am wahrscheinlichsten irgendwann mal vor einem Bundesgericht stehen würde. Zum eintausendsten Mal hatten sich seine schwer arbeitenden, grundsoliden Eltern sehr aufgeregt. Aber jetzt machte er seine Vergangenheit wieder wett, und diese anstrengenden Meetings waren Teil seiner durchaus verdienten Buße.
    »Können wir Ihnen etwas zu trinken anbieten? Ein Glas Wasser? Eine Limonade?«
    Richard schüttelte den Kopf. Der in der Mitte sitzende Mann, ein dicker weißer leitender Angestellter von etwa sechzig Jahren in schickem Anzug und glänzenden Schuhen, hatte das Wort ergriffen.
    »Richard … Ich darf Sie doch Richard nennen?«
    »Natürlich«, erwiderte er und unterdrückte den Drang, den Mann an den Füßen zu packen und durchzuschütteln, bis ihm das Kleingeld aus den Taschen purzelte. Diesen Teil seines Jobs hasste er – er kam sich dabei vor wie eine besonders unangenehme Mischung aus einem Dieb und einem
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