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Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Titel: Die Unsterblichen: Roman (German Edition)
Autoren: Drew Magary
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alles entstanden ist. Ich habe alles darüber gelesen, so wie alle anderen auch. Einiges davon widerspricht sich. Ich bin mir nicht sicher, was wahr ist und was nicht.«
    »Wissen Sie, wie Gentherapie funktioniert?«
    »Nicht genau.«
    »Okay, in Ordnung. Ich würde es Ihnen ohnehin erklären, auch wenn Sie es bereits wüssten. Also, es geht darum, eine Probe Ihrer DNA zu nehmen und ein bestimmtes Gen zu finden und es zu verändern – oder genauer gesagt: zu deaktivieren. Dann wird dieses Gen wieder in Ihren Körper injiziert. Dafür wird ein sogenannter Vektor, ein Träger, verwendet. Im vorliegenden Fall ist es letztlich ein Virus. Ich werde Ihnen heute also ein wenig Blut abnehmen, das Gen isolieren, es abändern, ein Vektorenvirus erschaffen und schließlich den Vektor in Ihr Blutsystem injizieren, und zwar an drei bestimmten Stellen: an der Innenseite Ihres Oberschenkels, an Ihrem Oberarm und an Ihrem Nacken. Das wird in zwei Wochen sein. Dann haben wir es geschafft. Nachdem Sie nach Hause gegangen sind, wird das Virus den neuen genetischen Code in Ihrem System replizieren. Innerhalb von sechs Monaten wird er sich in Ihrem gesamten Gewebe festgesetzt haben, und der Alterungsprozess Ihres Körpers wird ab diesem Zeitpunkt deaktiviert sein. Danach liegt es an Ihnen.«
    »Werde ich mich krank fühlen?«
    »Nein, es gibt keine Nebenwirkungen. Keine allergischen Reaktionen.«
    »Und es wirkt garantiert?«
    »Nun, ich musste zwei oder drei Patienten nachbehandeln. Aber das kommt ziemlich selten vor, und es waren nie mehr als zwei Versuche nötig, bis es funktioniert hat. Ich werde kein zusätzliches Honorar berechnen, falls es nicht funktionieren sollte.«
    »Kann ich danach immer noch sterben?«
    »Ja, natürlich. Sie können sich immer noch eine Erkältung holen. Sie können immer noch an AIDS oder einem Herzinfarkt sterben. Sie können nach wie vor Krebs bekommen. Sie können ermordet werden. Tatsächlich ist das der Grund, warum ich den Patienten zwei Wochen Zeit gebe, bevor sie wiederkommen.«
    »Was meinen Sie damit?«
    Er atmete tief ein. »Nun, Sie müssen sich einen Moment Zeit nehmen und darüber nachdenken, was das alles für Sie bedeutet. Wenn meine Patienten zu mir kommen, dann denken Sie zuerst und im Endeffekt ausschließlich: ‚O Mann, ich werde unsterblich sein.‘ Aber sie halten nicht inne und überlegen, was das für sie bedeutet. Sie wollen für immer und ewig leben, aber sie denken nicht daran, womit sie leben werden müssen. Daran, was sie mit sich herumschleppen müssen. Und ob es überhaupt das ist, was sie wirklich aus tiefstem Herzen wollen. Lassen Sie mich Ihnen eine Frage stellen: Warum wollen Sie es? Ist es, weil sie eitel sind?«
    »Nein, das glaube ich nicht. Ich bin nur neugierig, denke ich.«
    »Ah, aber überlegen Sie nur, was Neugier eigentlich ist. Neugierig sein bedeutet, dass Sie Antworten auf Ihre Fragen suchen. Es geht darum, alle Fragen befriedigend zu beantworten, die Sie oder Ihre Umwelt betreffen. Es geht um Ihre Selbstverwirklichung, nicht wahr? Besteht also tatsächlich solch ein Unterschied zwischen Eitelkeit und Neugier?«
    Damit hatte er mich. Ich weiß nicht, warum ich versucht hatte, es ihm gegenüber zu beschönigen. Ich belüge Ärzte ständig. Vielleicht will ich deshalb für immer und ewig jung bleiben. Damit ich Situationen aus dem Weg gehen kann, in denen ich unerklärlicherweise (und stümperhaft) streng aussehende Mediziner belüge. Ich gab auf und erzählte ihm die unverblümte Wahrheit.
    »Okay«, gab ich zu. »Sie haben mich durchschaut. Ich möchte nicht sterben. Ich habe Angst vor dem Tod. Ich habe Angst, dass danach nichts mehr kommt und diese Existenz hier die einzige ist, die ich jemals haben werde. Deshalb bin ich hier.«
    Er tätschelte mein Knie, um mich zu beschwichtigen. »Aus diesem Grund kommt jeder hierher. Sogar diejenigen, die an den Himmel und an die zweiundsiebzig Jungfrauen und all das Gute glauben, das sie im Jenseits möglicherweise erwartet. Doch ich wiederhole noch einmal: Das hier ist kein Heilmittel gegen den Tod, auch wenn es alle als solches bezeichnen. Es ist bloß ein Heilmittel gegen das Altern. Sollte Malthus mit seiner Theorie recht haben, dann werden Sie sogar ganz sicher sterben. Vielleicht geschieht es in hundert Jahren. Vielleicht in zehntausend Jahren. Aber es wird geschehen. Und es wird keine angenehme Erfahrung sein, wohlgemerkt. Die Deaktivierung garantiert Ihnen, dass Sie niemals eines natürlichen, friedlichen
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