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Die universellen Lebensgesetze des friedvollen Kriegers

Die universellen Lebensgesetze des friedvollen Kriegers

Titel: Die universellen Lebensgesetze des friedvollen Kriegers
Autoren: Dan Millman
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sich nur in verschiedenen Körpern manifestiert, so wie ein Baum unzählige Blätter hat. Doch wir Menschen haben diese höhere Wahrheit vergessen und konzentrieren uns nur auf die Unterschiede zwischen uns, auf unser Getrenntsein. Aber du wirst diese Wahrheit nicht vergessen, nicht wahr, lieber Wanderer?»
    «Nein, ich werde sie nicht vergessen», versprach ich, fügte aber hinzu: «Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich sie voll und ganz verstanden habe.»
    «Wenigstens haben wir den ersten Schritt getan; mal sehen, wohin uns der nächste führt», sagte sie und hob eine Eichel vom Waldboden auf. «Wenn wir uns diese Eichel anschauen, bezeichnen wir sie als Gegenstand, obwohl
sie doch in Wirklichkeit aus Millionen verschiedener Zellen, Moleküle und Atome besteht. Auch ein winziges Atom nennen wir , und es besteht ebenfalls wiederum aus vielen verschiedenen Partikeln und Kräften. Wir sprechen sogar von Erde und meinen damit doch letztlich Erde, Luft, Feuer und Wasser, Tausende von Arten, Billionen von Lebewesen und unzählige Trillionen von Atomen. Was ist eine Eichel, ein Atom oder die Erde denn nun wirklich — eines oder vieles? Und wie steht es mit der Menschheit?»
    Auf diese Frage wußte ich keine Antwort. «Ich glaube, das alles ist ein Widerspruch in sich», meinte ich schließlich nach längerem Nachdenken.
    «Ja», stimmte die weise Frau zu. «Und weil das so ist, kannst du dir selbst aussuchen, ob du die Realität eher aus einem engeren oder aus einem weiteren Blickwinkel betrachten willst.
    Man kann die Sache auch von einer anderen Seite her angehen», fuhr sie fort. «Du bist doch sicherlich auch der Meinung, Wanderer, daß sich in der Sprache grundlegende Wahrnehmungen widerspiegeln und daß unsere Wortwahl und unsere Redeweise eng damit zusammenhängen, wie wir unsere Realität sehen?»
    «Ja, das stimmt wohl.»
    «Wenn du also sagst: ‹Ich gehe jetzt in mein Haus›, so ergibt dieser Satz durchaus einen Sinn, nicht wahr?»
    «Ja, natürlich.»
    «Und dieses ‹Du›, das von ‹meinem Haus› spricht, existiert natürlich getrennt von diesem Haus. Richtig?»
    «Bis jetzt stimme ich dir zu.»
    «Aber was meinst du dann beispielsweise, wenn du sagst: ‹Mein ganzer Körper tut weh›? Existiert dieses ‹Du›, das von ‹meinem› Körper spricht, denn auch getrennt von dem Körper?»
    «Darüber habe ich noch nie nachgedacht. Wahrscheinlich ist das nur eine Konvention unserer Sprache», antwortete ich.
    «Ja, das ist richtig», fuhr sie fort. «Aber du bist ja darin mit mir einer Meinung, daß sich in unserer Sprache unsere Realitätssicht widerspiegelt. Und der Satz, den ich gerade zitiert habe, drückt eindeutig aus, daß ‹du› nicht dein Körper bist , sondern vielmehr einen Körper besitzt .»
    «Ja, wahrscheinlich hast du recht.»
    «Könnte es denn nicht sein, daß sich in dieser sprachlichen Ausdrucksweise eine tiefere Wahrheit widerspiegelt? Laß uns noch einen Schritt weitergehen. Wenn du nicht dein Körper bist, wer bist du dann?»
    «Na ja, ich würde mich wohl als eine Seele oder ein höheres Selbst bezeichnen, das einen Körper hat oder in einem Körper lebt, oder so etwas Ähnliches.»
    «Na gut. Aber was bedeutet es dann, wenn du von ‹deiner Seele) oder ‹deinem höheren Selbst› sprichst? In welchem Bezug steht das dann zu deinem ‹ Ich › ? »
    «Ich — ich weiß nicht.»
    «Ist vielleicht dieses ‹Du›, das durch deinen Körper spricht und von ‹meinem› Haus, ‹meinem› Körper, ‹meiner› Seele und ‹meinem› höheren Selbst redet, im Grunde genommen nichts anderes als das reine Bewußtsein?»
    «Ich — ich weiß nicht. Es ist ein Widerspruch — ein ...», stotterte ich.
    «Ja, allerdings. Überlege dir das einmal, lieber Wanderer! Dieses Bewußtsein, das durch Billionen von Augen in die Welt hinausschaut, ist in Wirklichkeit das Eine Bewußtsein voll unendlicher Liebe und Weisheit, das wir Gott nennen. Gott sieht voller Gnade und Mitgefühl zu, wie sich das Leben vor seinen Augen entfaltet, und ist gleichzeitig dieses Leben selbst. Könnte es denn nicht sein, daß auch du in deinen
alltäglichen Geschäften und mit deinen ganz persönlichen Wünschen, Sorgen und Träumen dieses Bewußtsein bist, das sich gleichzeitig auch in allen anderen Körpern und Köpfen und Bäumen und Vögeln und Eicheln manifestiert?»
    Ich war ganz durcheinander. «Können wir nicht mal einen Augenblick Pause machen? Mir schwirrt schon der Kopf.»
    Sie
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