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Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out

Titel: Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out
Autoren: Natsuo Kirino
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Vorarbeiter für diese Nachtschicht, die als Frühschicht bezeichnet wurde. Ein junger Spund, der die dreißig noch nicht oder kaum überschritten hatte und der wegen seines gehässigen Mundwerks und seines penetranten Bestehens auf Erfüllung des Arbeitspensums von den Nachtschichtarbeitern gehasst wurde.
    Masako ging sich rasch Wegwerfhandschuhe aus Vinyl und Trockentücher für die desinfizierten Hände holen und brachte dasselbe auch für Yayoi mit. Die starrte auf die Dinge, die ihr in die Hand gedrückt worden waren, als sähe sie sie zum ersten Mal.
    »Yama-chan, reiß dich zusammen!«
    »Ja. Danke.«

    Als Masako an den Kopf des Bandes zurückgekehrt war, zeigte ihr Yoshië den mit Fotos versehenen Arbeitsplan.
    »Zuerst Curry-Lunch. Tausendzweihundert Stück. Ich gebe Reis auf. Du reichst mir wie immer die Schalen an. Klar?«
    Derjenige, der Reis aufgab, hatte die Schlüsselposition inne, am Kopf einer Produktionsreihe den Arbeitsrhythmus festzulegen. Die erfahrene Yoshië übernahm grundsätzlich das Reisaufgeben und bestimmte die Geschwindigkeit des Bandes. Sie sorgte dafür, dass die zuverlässige Masako die Aufgabe bekam, ihr die Lunchschalen nacheinander anzureichen.
    Während Masako die übereinander gestapelten Plastikschalen schon einmal voneinander löste, damit sie leichter anzureichen waren, schaute sie sich nach Yayoi um. Die war nicht fix genug und ließ sich gerade die einfache Arbeit, Curry aufzugeben, von jemand anderem wegnehmen. Kuniko, die diese Arbeit auf der anderen Seite des Bandes für sich selbst hatte sichern können, zuckte die Achseln. Was sollte sie machen, wenn die Kollegin, der sie helfen wollte, einfach nicht mitzog?
    »Was hat denn die Kleine bloß? Ist ihr vielleicht schlecht?« Yoshië zog die Brauen zusammen. Masako schüttelte schweigend den Kopf. Yayois Zustand heute war nicht normal. Nachdem sie wie erwartet aus der Arbeitsreihe herausgefallen war und nicht wusste, wohin, blieb ihr nichts anderes übrig, als wieder nach vorne zu kommen und das Reisplätten zu übernehmen, zu dem sich noch niemand gefunden hatte. Masako verkniff es sich, mit der Zunge zu schnalzen, und flüsterte ihr, als sie sich neben sie ans Band stellte, zu: »Das ist doch zu schwer für dich!«
    »Weiß ich.«
    Nakayama, der Vorarbeiter, kam auf sie zugeschossen.
    »Stellt das Band an, na wird’s bald, blödes Pack, was denkt ihr euch!«
    Da er über dem Kochmützchen noch eine Arbeitskappe mit Schirm trug, konnte man seinen Gesichtsausdruck kaum erkennen, aber die kleinen Augen hinter der schwarz umrandeten Brille blitzten drohend.
    »Siehste, da ham’ wir den Salat!« Yoshië schnalzte mit der Zunge.
    »Ach, dieses Ekel!«, zischte Masako leise, wütend, dass sie es
sich bieten lassen mussten, als blödes Pack beschimpft zu werden. Der herablassende Nakayama war ihr grundzuwider.
    »Ehm, mir wurde gesagt, ich soll das Reisplätten übernehmen – was heißt das, was muss ich machen?«, fragte eine Frau mittleren Alters, die offenbar neu war, schüchtern.
    »Also, du stellst dich hier hin und drückst den Reis flach. Zuerst fülle ich den Reis in die Schale, so. Dann muss er mit der Hand auseinander gedrückt werden, damit man den Curry drübergeben kann. Die da gegenüber von dir macht dasselbe, guck’s dir einfach bei ihr ab.« Für ihre Verhältnisse freundlich, wies Yoshië die Frau an und zeigte dabei mit dem Finger auf Yayoi, die auf der anderen Seite des Fließbands stand.
    »Aha.« Die Frau, die immer noch nicht begriff, worum es ging, blickte hilflos fragend um sich. Doch Yoshië schaltete erbarmungslos das Fließband ein. Mit einem lang gezogenen dumpfen Ton setzte sich das Band in Bewegung. Masako überzeugte sich mit einem Seitenblick davon, dass Yoshië eine höhere Geschwindigkeit als gefordert eingestellt hatte. Die Arbeitsgeschwindigkeit tendierte dazu, langsamer zu werden, und Yoshië baute dem rigoros vor.
    Mit routinierten Handgriffen begann Masako,Yoshië eine Schale nach der anderen anzureichen. Aus der Füllmaschine plumpste eine viereckige Portion Reis.Yoshië fing sie mit der Lunchschale auf, die sie dann erst auf der Waage absetzte, um sie nach kurzer Prüfung des Gewichts nach unten aufs Band gleiten zu lassen. Runde, tadellose Bewegungen.
    Eine, die den viereckigen Reiskloß flach drückt, eine, die den Curry darüber gibt, eine, die frittierte Hähnchen zerteilt, eine, die die Stücke auf den Curry legt, eine, die eine Portion eingelegtes Gemüse auswiegt und in ein
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