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Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht
Autoren: Robert Jordan
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hatten mit ihren Trommeln angefangen. Rund um die Uhr. Bumm, bumm, bumm. Regelmäßig, wie der Herzschlag eines gewaltigen Tieres, wie der der Großen Schlange selbst, die sich um die Stadt wand.
    Draußen brach die Morgendämmerung herein. Er war erst kurz nach Mitternacht zu Bett gegangen. Durhem, der den Befehl über die Morgenwache hatte, hatte angeordnet, Ituralde nicht vor Mittag zu stören. Sein Zelt stand in einem schattigen Alkoven des Hofes. Er hatte in der Nähe der Mauer sein wollen und ein richtiges Bett abgelehnt. Das war dumm gewesen. Auch wenn eine Pritsche früher völlig in Ordnung gewesen war, war er doch nicht mehr so jung wie einst. Morgen würde er sich darum kümmern.
    Und jetzt schlaf, befahl er sich.
    Das war nicht einfach. Die Anschuldigung, zu den Drachenverschworenen zu gehören, setzte ihm zu. In Arad Doman hatte er für seinen König gekämpft, für jemanden, an den er glaubte. Jetzt kämpfte er in einem fremden Land für einen Mann, dem er nur einmal begegnet war. Und das nur wegen seinem Bauchgefühl.
    Beim Licht, war das heiß. Schweiß rann seine Wangen hinunter und ließ seinen Hals jucken. So früh am Morgen hätte es nicht so heiß sein dürfen. Das war unnatürlich. Diese verfluchten Trommeln, die noch immer dröhnten.
    Er seufzte und stieg von seiner schweißnassen Pritsche. Sein Bein schmerzte. Das ging schon seit Tagen so.
    Rodel, du bist ein alter Mann, dachte er, streifte den verschwitzten Lendenschurz ab und nahm sich einen der frisch gewaschenen. Er stopfte die Hose in die kniehohen Reitstiefel. Es folgte ein einfaches weißes Hemd mit schwarzen Knöpfen und sein grauer Mantel, der bis zum Kragen zugeknöpft wurde.
    Er schnallte gerade das Schwert um, als sich eilige Schritte näherten, gefolgt von Geflüster. Die Unterhaltung wurde erregter, und er trat in dem Augenblick hinaus, als jemand sagte: » Lord Ituralde wird das wissen wollen!«
    »Was wissen?«, fragte Ituralde. Ein Botenjunge zankte sich mit seinen Wächtern. Alle drei wandten sich ihm verlegen zu.
    »Es tut mir leid, mein Lord«, sagte Connel. »Wir hatten den Befehl, Euch schlafen zu lassen.«
    »Ein Mann, der in dieser Hitze schlafen kann, muss zur Hälfte eine Echse sein, Connel«, sagte Ituralde. »Junge, worum geht es?«
    »Hauptmann Yoeli ist auf der Mauer, Herr«, sagte der Junge. Ituralde erkannte ihn - er war schon fast seit dem Beginn dieses Feldzuges bei ihm. » Er sagte, Ihr solltet kommen.«
    Ituralde nickte. Er legte Connel die Hand auf den Arm. »Danke, dass Ihr auf mich aufpasst, alter Freund, aber diese Knochen sind nicht so zerbrechlich, wie Ihr vielleicht glaubt.«
    Connel nickte errötend. Die Wächter schlossen sich Ituralde an, als er den Hof überquerte. Die Sonne war aufgegangen. Viele seiner Soldaten waren schon auf den Füßen. Zu viele. Er war nicht der Einzige, der nicht hatte schlafen können.
    Auf der Mauer begrüßte ihn ein entmutigender Anblick. Auf dem sterbenden Land kampierten Abertausende Trollocs und hatten Feuer entzündet. Ituralde dachte nicht gern darüber nach, wo das Holz für diese Feuer herkam. Hoffentlich waren alle Bauern und Dörfler in der Nähe dem Aufruf zur Evakuierung gefolgt.
    Yoeli stand neben einem Mann in einem schwarzen Mantel und hatte die Hände auf die steinerne Brüstung gelegt. Deepe Bhadar war der Dienstälteste der Asha’man, die al’Thor ihm überlassen hatte, und der Einzige, der sowohl den Drachen wie auch das Schwert am Kragen trug. Der Andoraner hatte ein flaches Gesicht und schwarzes Haar, das er lang trug. Ituralde hatte manchmal mitbekommen, wie die Männer in den schwarzen Mänteln vor sich hinmurmelten, aber nicht Deepe. Er schien sich völlig unter Kontrolle zu haben.
    Yoeli warf ständig einen Blick auf den Asha’man; auch Ituralde fühlte sich in der Nähe von Männern, die die Macht lenken konnten, nicht besonders wohl. Aber sie stellten ein ausgezeichnetes Werkzeug dar, und sie hatten ihn nicht im Stich gelassen. Darum zog er es vor, sich von seinen Erfahrungen und nicht von Gerüchten leiten zu lassen.
    »Lord Ituralde«, sagte Deepe. Der Asha’man salutierte Ituralde nie, sondern allein al’Thor.
    »Was ist los?«, wollte Ituralde wissen und musterte die Trolloc-Horden. Es schien sich nichts verändert zu haben, seit er schlafen gegangen war.
    »Euer Mann behauptet, etwas fühlen zu können«, sagte Yoeli »Da draußen.«
    »Sie haben Machtlenker, Lord Ituralde«, sagte Deepe. »Ich vermute, es sind mindestens sechs,
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