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Die Tür (Die Damalstür) - Sonderedition (German Edition)

Die Tür (Die Damalstür) - Sonderedition (German Edition)

Titel: Die Tür (Die Damalstür) - Sonderedition (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirincci
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Gegenteil als ein wahres Drama, als ein Enddrama über sie und ihn und was aus ihnen inzwischen geworden war. Und obwohl er das Warum nun kannte, fragte er sie trotzdem: »Warum? Warum, Ida?«
    »Warum?« schritt Kreuzer jr. ein. »Sie sind eben krank, Mann, das ist Ihr Problem! Die Toten aus den Bildern haben Ihnen den Verstand geraubt.«
    Ida rieb die Stirn an der Wand und traute sich nicht, ihn anzuschauen. Sie heulte wie ein kleines Mädchen Rotz und Wasser, obwohl sie dabei wie eine alte Frau aussah.
    »Ach, halten Sie doch den Mund, Sie Schlauberger!« schrie Ali. »Was wissen denn Sie schon? Gar nichts wissen Sie. Sie sind nur eine Figur, irgendeine Randfigur in einem Spiel, das Sie nie verstehen werden. Übrigens, Sherlock, wie steht es mit meinen lieben Nachbarn, die Ihrer kompetenten Meinung nach bis an die Zähne bewaffnet sind? Haben die inzwischen alle Raketenwerfer bei Ihnen abgeliefert?«
    »Ich habe mich, was die ausgebeulten Jacketts betrifft, in der Tat getäuscht«, sagte Junior und machte ein säuerliches Gesicht, als habe er vom Polizeipräsidenten persönlich einen Rüffel bekommen. »Wir wissen mittlerweile, daß dieser Arzt auch in Medikamentenschmuggel größeren Stils verstrickt war. Unseren Erkenntnissen nach ist er im Irak untergetaucht. Inwieweit die Waffen dabei eine Rolle gespielt haben, ist noch ungewiß. Wir werden der Sache aber noch weiter nachgehen. Jedenfalls sind Ihre Nachbarn im Gegensatz zu Ihnen unbescholtene Bürger.«
    »Na, das ist ja wunderbar, Herr Allwissend«, sagte Ali und richtete sich mit dem Oberkörper auf. »Dann legen Sie mir endlich Ihre lächerlichen Handschellen an und holen sich von Ihrem Chef die Belobigungsurkunde für den › Polizist des Monats ‹ ab!«
    Kreuzer jr. zog wegen der hastigen Bewegung blitzartig die Pistole aus dem Holster und zielte auf Ali.
    »Langsam, ganz langsam«, sagte er.
    Plötzlich vernahmen sie ein metallisches Pochen. Jemand stieg die Wendeltreppe hoch. Ali, Junior und Ida wandten sich den hinteren Räumen zu. Nach dem Aufstieg folgten bedächtige Schritte durch die Dunkelheit. An den Scheiben des Wintergartens in der Ferne spiegelte sich der Schattenriß einer humpelnden Gestalt. Die Dielenböden knarrten bei jedem Schritt, und die trüben Ausläufer des Dämmerlichts ließen den Ankommenden noch für eine ganze Weile unscharf erscheinen. Dann trat Gaston in die Mitte des Raumes. In der rechten Hand hielt er einen großen Aktenkoffer. Er starrte mit konsterniertem Ausdruck zunächst Junior an, ging dann zu Ali, neigte sich zu ihm herunter und bedachte auch ihn mit einem ungläubigen Blick.
    »Würdest du die Freundlichkeit besitzen, mir zu erklären, was hier gespielt wird, mon ami? « sagte er. »Ich habe das Gefühl, daß ich mir allmählich Sorgen um meinen Starkünstler machen muß.«
    Ali reagierte nicht auf ihn. Statt dessen saß er reglos auf dem Boden und fixierte immer noch die Dunkelheit außerhalb des Raumes. Ihm kam es so vor, als wären die Bewegungen dort immer noch nicht zum Stillstand gekommen. Im Gegenteil, sie hatten sogar zugenommen. Er glaubte zu erkennen, daß sich in den Scheiben des Wintergartens noch weitere Gestalten spiegelten, und er hörte auch wieder das Knarren der Bretter, wenn auch diesmal sehr leise.
    »Wer ist das?« wollte Junior wissen, der durch den Neuankömmling etwas irritiert war. Er schwang die Waffe zwischen Ali und Gaston unsicher hin und her. »Was ist in dem Koffer drin?«
    Er wollte streng klingen, aber seine Aufgeregtheit war unüberhörbar.
    »Verzeihung, Herr Kommissar«, sagte Ali sanft und hob den Zeigefinger gegen die Lippen, um Ruhe zu erbeten. »Gestatten Sie, daß ich eine noch dringendere Frage stelle.«
    Er neigte sich zu Gaston, ohne den Blick von den schleichenden Schatten hinter Kasimir zu lösen.
    »Wie bist du hier reingekommen, mon ami? «
    »Es standen alle Türen offen … «
    Und da fuhr auch schon die langstielige Axt mit der silbrig funkelnden Schneide wie ein grelles Eisenbahnsignal in die Höhe, sauste in einer Diagonalen von hinten auf Junior nieder und traf seinen Nacken. Mit einem fletschenden Geräusch trennte sich der Kopf vom Körper, flog blutspritzend durch die Luft, schlug mit einem dumpfen Poltern auf dem Boden auf und rollte zwischen Alis gespreizte Beine. Juniors aufgerissene Augen starrten ihn von unten immer noch konzentriert an, als wäre nichts weiter geschehen, als daß der Fall sich nun nur ein bißchen verkompliziert hatte. Ali sah auf, um

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