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Die Toteninsel

Die Toteninsel

Titel: Die Toteninsel
Autoren: Hubert Haensel
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Küste schlägt.«
    Tertish schüttelte den Kopf.
    »Ich glaube eher, wir haben das Schiff wiedergefunden.«
    »Es wäre vermessen, jetzt anzugreifen.«
    »Eine bessere Gelegenheit, mehr über die augenblicklichen Verhältnisse auf Tata zu erfahren, bekommen wir kaum. Vermutlich rechnen selbst die Dämonenpriester nicht mehr mit unserem Auftauchen.«
    »Du willst Gefangene machen?«
    »Soll ich mir eine solche Gelegenheit entgehen lassen?« Die Kriegsherrin wirkte zu allem entschlossen. Daß das magische Feuer Brandblasen in ihrem Gesicht hinterlassen hatte, dämpfte ihren Eifer keineswegs.
    Mythor wandte sich dem Königstroll zu.
    »Was meinst du, Nadomir, können die Priester uns gefährlich werden?«
    Der Kleine zögerte.
    »Ich habe keine Ahnung«, mußte er schließlich eingestehen. »Andererseits wäre es vorteilhaft, wenigstens einen von ihnen zu überwältigen. Tobar weiß längst nicht alles, was in seiner Heimat vorgeht.«
    Zu sehen war so gut wie nichts. Falls unvermittelt eine Felswand vor der Fliegenden Stadt auftauchte, würde man unweigerlich daran zerschellen.
    »So weit befinden wir uns nicht über dem Landesinnern«, behauptete Tobar. »Der Nebel ist nur in Küstennähe so dicht.«
    Eine kleine Ewigkeit schien vergangen zu sein, als endlich zwei verwaschene Lichtquellen sichtbar wurden.
    »Da ist das Schiff«, triumphierte Tertish. »Sie haben Positionslaternen gesetzt und machen vermutlich keine Fahrt mehr.«
    Ein Lot wurde in die Tiefe gelassen.
    »Siebzig Schritt«, meldete der Ausguck.
    Es hatte den Anschein, als lichte sich der Nebel allmählich. Stimmen wurden laut. Sie klangen sorglos.
    »Die Krieger würfeln um den Sold«, stellte Tertish fest. »Trotzdem werden sie ihre Waffen griffbereit haben.«
    Eine angespannte Erwartung bemächtigte sich Mythors. Seine Rechte lag auf dem Knauf des Gläsernen Schwertes. Es fiel ihm schwer, seinen Empfindungen Ausdruck zu verleihen, doch glaubte er spüren zu können, daß längst nicht alles so war, wie die Amazone es sich erhoffte.
    »Fünfzehn Schritt…«
    Jemand fluchte lautstark. Schwerter klirrten aufeinander, dann trat wieder Ruhe ein. Nur ein unterdrücktes Stöhnen war noch zu vernehmen.
    »Wahrscheinlich hat einer beim Spiel betrogen«, grinste Tertish. »Wir werden sie überraschen, wenn sie am allerwenigsten damit rechnen.«
    Die Lichter bewegten sich leicht in der auflaufenden Dünung.
    Als Mythor um sich blickte, sah er erwartungsvolle, angespannte Gesichter. Caerylls Söldner und Tertishs Amazonen warteten nur darauf, den Katamaran entern zu können.
    Völlig unerwartet lichtete sich der Nebel. Dicht über dem Wasser brach Carlumen aus den Dunstschleiern hervor.
    Schlagartig gewannen Mythors Empfindungen Gestalt. Zugleich wußte er, daß ein Kampf unvermeidlich war.
    Die Falle, die die Priester der Fliegenden Stadt gestellt hatten, schnappte zu.

4.
    Vor Carlumen und zur Rechten ragte eine Steilküste auf. Achteraus lag zwar die offene See, aber dort ankerte eine Vielzahl großer Schiffe, wie Mythor mit einem schnellen Rundblick feststellen konnte.
    »Verdammt!« sagte Tertish nur.
    Da war auch das Schiff, das man verfolgt hatte. Düsternis umgab es wie eine stumme Drohung.
    Das Wasser in der Bucht war von unnatürlicher Schwärze. Nicht ein Windhauch kräuselte seine Oberfläche. Jeder an Bord fühlte, wie etwas Unheimliches nach der Fliegenden Stadt griff.
    »Seht!« Gerrek hatte den Ruf ausgestoßen. Den Arm mit dem Kurzschwert weit ausgestreckt, deutete er auf das Ende der Bucht.
    Wie zu Statuen erstarrt standen sie dort, und das Wasser trug die drei Dämonenpriester. An ihnen war kaum noch etwas Menschliches. Sie trugen Masken, die verzerrte Fratzen darstellten.
    Und dieselben Fratzen stiegen aus dem Meer empor, versammelten sich rings um Carlumen in einem beschwörenden Reigen.
    »Zerstört den Zauber!« schrie Tertish, der ein eisiger Druck das Atmen schwer machte. Wie ihr erging es auch den meisten anderen. Alle starrten sie hinaus auf das Geschehen, ohne wirklich zu erkennen, welche Gefahr sich näherte.
    Mit dem Schwert durchtrennte die Amazone die Halteseile des nächststehenden Katapults. Ein doppelt kopfgroßer Felsbrocken wurde emporgeschleudert und klatschte fünfzig Schritt entfernt ins Wasser. Doch nicht die kleinste Welle zeigte sich; das Meer blieb so unbewegt wie zuvor.
    Die Fratzen lachten. Ihr unheimliches Gelächter brach sich in vielfachem Echo. Einige Krieger knickten ein und wälzten sich stöhnend über den
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