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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis
Autoren: Ian Rankin
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bisschen, dann fand Ward den Hebel - und plötzlich hatte Rebus ein paar Zentimeter mehr Platz, sich auszustrecken.
    Dann verlor er das Bewusstsein.
     
    »Wir sind da.«
    McCullough blinkte und bog scharf auf einen Schotterparkplatz ab. Rebus kannte den Pub - er hatte einmal einen Ausflug mit Jean hierher gemacht. Am Wochenende herrschte in dem Laden immer viel Betrieb. Aber heute war Dienstag, und es regnete. Der Parkplatz war leer.
    »Wir dachten schon, du wärst bereits hinüber«, sagte Gray und hielt sein Gesicht ganz dicht an das von Rebus. McCullough parkte in der hintersten Ecke des Platzes, dicht neben einem grasbewachsenen Abhang. Ein öffentlicher Fußweg führte am Rand des Golfplatzes entlang und dann in die Berge hinauf. Sie hatten hier einen Verdauungsspaziergang nach dem Mittagessen gemacht, Jean und er, bis sie
durch den Anstieg außer Atem geraten und wieder umgekehrt waren.
    Erst als Ward ausstieg, stellte Rebus fest, dass er etwas bei sich trug. Es war ein Klappspaten. Rebus hatte solche Dinger schon in Campingläden gesehen. Vielleicht hatte sich Gray das Jagdmesser in demselben Geschäft beschafft.
    »Wird eine Weile dauern, ein Loch zu graben, das groß genug für mich ist«, sagte Rebus, an niemand Speziellen gewandt. Er klopfte sich auf den Bauch und stellte fest, dass sein Hemd blutverschmiert war. Gray hatte seine Jacke ausgezogen und legte sie Rebus um die Schultern.
    »Wir wollen doch nicht, dass die Leute dich in diesem Zustand sehen«, meinte er. Beinahe hätte Rebus zugestimmt.
    Dann machten sie sich auf den Weg. Und Hände packten ihn am Arm, um ihm den Abhang hinaufzuhelfen. Bei jedem Schritt fuhr der Schmerz durch seinen Körper.
    »Wie weit noch?«, fragte Ward.
    »Wir müssen erst vom Weg runter«, entgegnete McCullough. Er schaute sich prüfend um. Rebus sah mit verschwommenem Blick, dass sie allein waren.
    Vollkommen allein.
    »Hier, trink das.« Jemand hielt ihm einen Flachmann an den Mund. Whisky. Rebus nahm ein paar Schlucke, aber McCullough genügte das nicht. »Na los, John, trink aus. Gut gegen die Schmerzen.«
    Ja, dachte Rebus, dann mach ich euch noch weniger Scherereien. Aber er trank dennoch weiter, verschluckte sich. Whisky lief ihm aus dem Mund und tropfte aus der Nase. Tränen schossen ihm in die Augen, er konnte überhaupt nichts sehen. Die anderen mussten ihn festhalten, ihn beinahe mitschleifen. Er verlor einen seiner Schuhe, den Ward aufhob und mitnahm.
    One shoe off and one shoe on, diddle-diddle-dumpling, my son John …
    War es tatsächlich möglich, dass er sich daran erinnerte,
wie seine Mutter an seinem Bett gesessen und ihm Kinderreime vorgelesen hatte? Der Regen tropfte von seinem Haar, brannte ihm in den Augen, rann sein Hemd hinunter. Kalter Regen. Es gab Dutzende von Songs über den Regen... hunderte... und ihm fiel kein einziger ein.
    »Wieso warst du in Tulliallan, John?«, fragte McCullough.
    »Ich hab einen Teebecher geworfen.«
    »Nein, das war doch inszeniert. Jemand hat dich auf uns angesetzt, stimmt’s?«
    »Seid ihr deshalb in meine Wohnung eingebrochen?« Rebus atmete schwer. »Ihr habt aber nichts gefunden.«
    »Du warst zu schlau für uns. Wer war dein Auftraggeber?«
    Rebus schüttelte langsam den Kopf.
    »Du willst dein Geheimnis also mit ins Grab nehmen? Soll mir recht sein. Aber vergiss eins nicht: Es war kein Zufall, dass man uns den Fall Lomax vorgesetzt hat. Glaub also nicht, du wärst irgendjemand etwas schuldig.«
    »Ich weiß«, sagte Rebus. Er hatte es sich zusammengereimt. Irgendwo in den Akten musste es einen Hinweis geben, einen Hinweis auf seine Verwicklung in den Mord an Rico Lomax, in das Verschwinden von Dickie Diamond. Gray hatte es ja schon gesagt: Tennant benutzte sonst immer einen Mordfall in Rosyth, der aufgeklärt worden war. Es musste also einen Grund geben, weshalb dieses Mal der Fall Lomax genommen worden war - und dieser Grund hieß John Rebus. Die hohen Herrschaften hatten nichts zu verlieren, und wenn es für sie gut lief, würden sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Rebus würde womöglich das Trio überführen und der Wild Bunch vielleicht ihn.
    »Sind wir bald weit genug gelaufen?«, hörte er Ward klagen.
    »Ja, ich glaube, es reicht«, sagte McCullough.
    »Allan«, stieß Rebus mühsam hervor. »Du tust mir wirklich Leid.«
    »Schnauze«, fuhr Ward ihn an. Er hatte den Spaten aus
der Plastikhülle genommen, klappte ihn auseinander und zog die Feststellschrauben an. »Wer will als Erster?«,
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