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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday
Autoren: Monica McInerney
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Kühlschrankmagneten gelesen. Ihre Arbeitgeber Mr. und Mrs. Stottington, die aus England stammten, liebten Kühlschrankmagneten mit Bildern von niedlichen Kätzchen und beschwichtigenden Lebensweisheiten. Es ist nett, wichtig zu sein, aber wichtiger, nett zu sein , war ihr momentaner Lieblingsspruch.
    Juliet hatte gerade mit der Bolognese-Sauce begonnen, als die Haustür zuschlug. Wenige Augenblicke später ging die Küchentür auf. Miranda und Sadie kamen lauthals streitend herein.
    »Hör auf damit, Sadie, Leugnen ist zwecklos. Ich mache mir doch bloß Sorgen um deine Zukunft! Wenn du nicht einmal deiner eigenen Schwester Make-up stehlen kannst, ohne dabei erwischt zu werden, wie willst du dich dann erst draußen in der großen weiten Welt durchschlagen?«
    »Wie kannst du es wagen, mich zu beschuldigen …«
    »Ich beschuldige dich doch gar nicht. Ich nenne die Dinge beim Namen«, giftete Miranda zurück. »Nur weil du keinen einzigen Penny besitzt, weil du Arbeit nicht einmal erkennen würdest, wenn sie dich anspringt, heißt das noch lange nicht, dass du meine hart erarbeiteten Besitztümer stehlen kannst.«
    »Hart erarbeitet? Du bekommst das in der Drogerie doch alles umsonst.«
    »Das bekomme ich nicht. Das sind Pröbchen als Belohnung für meine schwere Arbeit.«
    »Belohnung sicher, aber wofür?«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Wir leben in einer Kleinstadt, Miranda, da wird viel geredet.«
    »Und was wird so geredet, Sadie?« Miranda hatte Sadie am Arm gepackt und kniff sie ganz sanft. Sie lächelte noch immer, ihre Stimme war ruhig, aber ihre Augen funkelten böse. Juliet hielt sich da raus. Dieses Funkeln mieden sie alle nach Kräften.
    »Jills Bruder arbeitet in der Bar des Hotels, in das du so gerne gehst.« Es war das eleganteste Hotel der Stadt, mit Seeblick. »Da hört und sieht er eine ganze Menge.« Sadie machte sich los und rieb sich den Arm. Sie hatte rote Flecken im Gesicht.
    »Was denn so?«
    »Dass verheiratete Vertreter kichernde Verkäuferinnen in ihre Zimmer führen.«
    »Und weiß er auch genau, was in den Zimmern so vor sich geht, oder ist er bloß ein beschränktes Großmaul, so wie jemand anders hier in der Küche?«
    »Ich sag ja nur, was ich so höre.«
    »Du hast mich also nicht verteidigt?«
    »Wie denn? Ich kenne die Wahrheit doch nicht.« Sadie war den Tränen nahe.
    »Das wirst du mir büßen.« Miranda drehte sich auf dem Absatz um. Die Hintertür fiel laut ins Schloss. Wenige Augenblicke später drang der schwache Geruch von Zigarettenqualm durch das offene Küchenfenster.
    »Beachte sie doch einfach nicht, Sadie«, sagte Juliet.
    Sadie weinte. »Du solltest mal hören, was über sie geredet wird. Sie hat einen wirklich schlimmen Ruf. Das fällt doch auf uns zurück. Wie, glaubst du wohl, habe ich mich in letzter Zeit gefühlt? Erst zerreißen sich alle das Maul über Clementines Schwangerschaft, und jetzt das!«
    »Wir leben im Jahr 1979, nicht 1879, Sadie, also bitte.«
    »Ich bin es nur so leid, das ist alles. Bei uns ist alles so ungerecht. Miranda kann sich einfach alles erlauben. Clementine gegenüber führt Dad sich auf, als hätte sie den Nobelpreis gewonnen. ›Arbeite nicht so schwer, mein Liebling – o warte, Clementine, ich trage dir die Tasche.‹«
    Juliet musste beim Anblick von Sadies rebellischer Miene lachen. »Was soll er denn tun? Ihr den Kopf kahlscheren und sie im Schandkarren über die Elizabeth Street ziehen lassen?«
    »Sie kommt doch bloß damit durch, weil sie die Jüngste ist. Das war schon immer so. ›Oh, Clementine ist ja so klug. Konnte mit vier Jahren schon lesen. Jedes Jahr Klassenbeste, seit dem Tod ihrer Mutter.‹ Ich war auch in einem Jahr unter den Besten meiner Klasse, aber mich hat niemand gelobt.«
    »Sadie, hör auf, du weißt doch, dass Dad stolz auf dich ist.«
    »Nein, ist er nicht. Ich hätte glatt Lust, mich auch schwängern zu lassen. Dann würde ich endlich auch einmal Aufmerksamkeit bekommen.« Sie stand auf. Ihr Stuhl rumpelte. Sadie war immer lauter als alle anderen zusammen. »Wann gibt’s Essen?«
    »Um sieben, wie immer.«
    »Doch nicht schon wieder Spaghetti, oder? Kannst du nicht mal was Gesundes kochen? Kein Wunder, dass ich zunehme.« Sadie schlug die Küchentür hinter sich zu.
    Juliet holte tief Luft und kämpfte den Drang nieder, die Bolognese-Sauce in Sadies undankbaren Schlund zu stopfen.

    Miranda zog wütend an ihrer Zigarette und blies den Rauch in den Garten. Sie hatte Sadie so satt. Sie hatten sich nie
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