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Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Titel: Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin
Autoren: Torsten Fink
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ich, doch er ist nicht in der Stadt«, sagte der Soldat und machte keine Anstalten, den Weg freizumachen.
    »Wenn du mir den Weg zu seinem Haus beschreibst, werde ich dort auf ihn warten.«
    »Hm, du kennst ihn, aber hast du ein Siegelzeichen von ihm?«
    »Nein, aber ich reite unter dem Siegel des Fürsten von Albho.«
    »Ases von Albho ist ebenso wenig in unserer Stadt wie Atib, den du angeblich kennst. Doch kennt jener auch dich? Und wenn, so heißt das noch lange nicht, dass er dich erwartet oder dass er erfreut sein würde, dich zu sehen. Und wenn er dich nicht sehen will und auch nicht erwartet, so hast du in Serkesch nichts verloren, das ist klar. Du kannst nicht hinein.« Der Soldat war offenbar stolz auf seinen langen Gedankengang und lächelte selbstzufrieden, dann setzte er hinzu: »Aber vielleicht kannst du ja gute Gründe anführen, die mich überzeugen.«
    Maru sah dem Krieger ins Gesicht. Er schien aus demselben Holz geschnitzt zu sein wie die Wächter von Akyr. Die neigten auch dazu, anderen das Leben schwerzumachen. Sie hatte das eine oder andere Mal miterlebt, wie angeblich unüberwindliche Schwierigkeiten mit ein paar Kupferstücken aus der Welt geschafft wurden. Sie ahnte, dass auch dieser Mann bestochen werden wollte, und fragte sich, warum Tasil nicht darauf einging.
    Der legte gerade eine Hand freundschaftlich auf den Arm des Mannes. »Es gibt keinen Grund, uns nicht hineinzulassen«, sagte er langsam.

    Maru stutzte. Es kam ihr so vor, als würde sie Tasil zweimal hören. Da waren die Worte, die er zu dem Speerträger sagte, und dann hörte sie ihn gleichzeitig noch einmal mit einer sanften Stimme von Vertrauen und tiefer Freundschaft sprechen. Maru konnte nicht genau verstehen, was diese Stimme sagte, doch sie fühlte plötzlich tiefes Wohlbehagen in sich aufsteigen.
    »Freunde Atibs sind hier doch gerne gesehen, oder?«, fragte Tasil jetzt.
    Der Krieger schaute ihn verwirrt an. »Freunde Atibs …«, flüsterte er. Dann räusperte er sich. »Freunde Atibs sind willkommen.«
    »Das ist gut«, sagte Tasil und ließ den Arm des Kriegers los. Der gab einem unsichtbaren Wächter irgendwo auf den Mauern einen Wink, und das Tor öffnete sich.
     
    »Wie hast du das gemacht, Onkel«, fragte Maru, als sie das Tor hinter sich gelassen hatten.
    »Was meinst du?« Alle Farbe war aus Tasils Gesicht gewichen, und Schweißperlen standen auf seiner Stirn.
    »Du hast ihn dazu gebracht, uns hineinzulassen, obwohl er das nicht wollte.«
    Tasil blieb stehen und betrachtete sie argwöhnisch. »Du hast es gemerkt?« Seine Hände zitterten wie von einer großen Anstrengung.
    »Wie hätte ich es nicht merken können, Onkel?«
    Tasil schüttelte den Kopf, dann nahm er einen großen Schluck Wasser aus dem Lederbeutel, der am Sattel hing. »Wer, sagtest du, waren deine Eltern?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Maru.
    »Das ist schade, denn sie hätten dir beibringen können, dass man nicht so viele Fragen stellen soll. Komm jetzt weiter!« Er hielt noch einmal an und packte Maru an der Schulter, um ihr etwas einzuschärfen: »Wenn dir ein anderer die Frage nach deinen
Eltern stellt, sagst du, dass du die Tochter meiner Schwester bist, die ebenso wie dein Vater schon zur Totenstadt Ud-Sror hinabsteigen musste, was sehr bedauerlich ist, denn nun habe ich dich am Hals und deshalb verdiene ich Mitleid.«
    »Wie hieß deine Schwester … Onkel?«
    »Niemand wird dich das je fragen, dumme Gans.«
    »Und wenn doch?«
    Tasil seufzte. »Binntu, meine Schwester hieß Binntu, kannst du dir das merken?«
    »Und ihr Mann?«
    Tasil schüttelte ungeduldig den Kopf. »Dein Vater hieß …«
    »Er sollte von einem anderen Volk sein, denn man kann sehen, dass wir nicht von einem Stamm sind, Onkel.«
    Tasil unterdrückte einen Fluch. »Für ein Mädchen, das einmal ›die Ruhige‹ genannt wurde, redest du entschieden zu viel, aber gut. Dein Vater... dein Vater war einer dieser Halbmenschen aus den Wäldern im Westen, ein Farwier. Das erklärt, warum du aussiehst, wie du aussiehst, und dir die Schönheit der Töchter Uraths verwehrt blieb. Vielleicht ist er auch nicht tot, sondern davongelaufen, als er dich gesehen hat. Zufrieden?«
    Maru setzte ein sehr feines Lächeln auf. »Und sein Name?«
    »Sein Name war... Aiul, der Holzklotz. Und jetzt weiter!«
    Sie folgten der Hauptstraße, die geradewegs ins Herz der Stadt führte. Von außen hatte Serkesch mit seinen regelmäßigen Mauern und Türmen auf Maru erhaben gewirkt, der Eindruck
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