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Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Titel: Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison
Autoren: Sara Poole
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hatte herrichten lassen. Nicht weit von der Engelsburg traf ich auf Petrocchio, der das Ereignis in gewohnter Manier überwachte. Der maestro strahlte über das ganze Gesicht und schloss mich trotz meiner ungewöhnlichen Aufmachung in die Arme.

    »Er ist Papst!«, rief er begeistert. »Unser verehrter Borgia ist Papst!«
    Dass er Papst war, war nicht zu leugnen. Aber inwieweit er über die Interessen von la famiglia hinaus jemals »unser« Papst sein würde, blieb abzuwarten.
    Als ich den Palazzo erreichte, war die Dienerschaft damit beschäftigt, Borgias Habseligkeiten zu packen und in sein neues Zuhause zu transportieren. Renaldo war zwar außer sich über meine Aufmachung, aber natürlich wollte er sofort alles erfahren. Ich beschränkte mich auf das Wesentliche und zog mich so rasch wie möglich in meine Räume zurück. Ich wusste nicht, wo ich in Zukunft leben würde, aber ich vertraute ganz auf Borgia, dass er schon einen passenden Ort für mich finden würde. Obwohl ich entsetzlich müde war, sicherte ich als Erstes meine Vorräte, verstaute alle Sachen in meiner Kiste und vergewisserte mich, dass das geheime Schloss auch richtig eingeschnappt war. Anschließend nahm ich ein Bad und zog frische Kleider an.
    Ich war kaum fertig, als eine Magd klopfte. Als ich die Tür öffnete, übergab sie mir zwei Briefe.
    »Diese Nachrichten wurden für Euch abgegeben, Madonna«, flüsterte sie. Vor lauter Schüchternheit wagte sie nicht, mich anzusehen. Bisher hatten Gerüchte meinen Ruf geprägt, doch nun wurden sie durch Tatsachen untermauert. Seither hat es kaum ein Mensch gewagt, mir in die Augen zu sehen. Zumindest nicht freiwillig. Ich lebe zwar mit diesem Ruf, aber ich kann nicht behaupten, dass ich darüber glücklich bin.
    Nachdem das Mädchen gegangen war, öffnete ich die erste Nachricht und überflog die akkurat geschriebene Zeile:
    M geht nach Florenz. Ich folge ihm. Sobald ich mehr weiß, lasse ich von mir hören. DbE
    Florenz, die goldene Stadt der Medici. Was würde dem irren Priester dort einfallen, und was bedeutete das für uns alle? Jedenfalls konnte ich mich auf David verlassen, dass er noch den kleinsten Stein umdrehte, um zu erfahren, was Morozzi als Nächstes plante.
    Die zweite Nachricht kam von Rocco, der mir lediglich mitteilte, dass die Gefäße und Gerätschaften, die ich bestellt hatte, fertig waren und jederzeit in der Werkstatt abgeholt werden konnten.
    Gleich am nächsten Morgen machte ich mich auf den Weg. Ich redete mir ein, dass es feige gewesen wäre, die Sachen nicht selbst abzuholen, doch in Wahrheit wollte ich Rocco gar nicht aus dem Weg gehen.
    Nando spielte wie immer vor dem Laden. Als er mich sah, sprang er auf und rannte mir entgegen. Ich kniete nieder und schloss den kleinen Kerl fest in meine Arme. Als ich den schmalen lebendigen Körper an mich drückte, schnürte es mir die Kehle zu. Ich wischte mir gerade die Tränen ab, als Rocco aus der Werkstatt trat.
    Einen Moment lang stand er reglos auf der sonnigen Gasse inmitten des Trubels, der nach den gestrigen Feiern langsam abflaute, und sah mich mit ernstem Gesicht aufmerksam an. Dann nahm er eine Münze aus der Tasche und schnippte sie in die Luft, und Nando sprang auf und fing sie.
    »Sag Maria, dass ich ein besonders gutes Brot brauche, und kaufe dir einen Keks, falls du warten musst.«
    Nando rannte davon, während ich Rocco mit offenem
Mund anstarrte. Gleich darauf trat er zur Seite und ließ mich eintreten. Dann schloss er die Tür.
    Ich hatte kaum die Schwelle überquert, als ich auch schon herumfuhr und losplapperte, was mir auf dem Herzen lag.
    »Es tut mir alles so entsetzlich leid.«
    Rocco nickte nur.
    »Als ich ihn schon verloren glaubte, habe ich Euch gehasst.«
    Das hatte ich aus seinem Gesicht gelesen und geglaubt, dass sich das nie ändern würde. Aber selbst ein Mensch wie ich schöpfte Hoffnung. Ich nahm all meinen Mut zusammen.
    »Und hasst Ihr mich noch immer?«
    Er blickte mich an … und mit einem Mal dachte ich, dass er der Einzige war, der mich auf eine Weise sah, wie ich es selbst nicht konnte. Er sah nicht die Dunkelheit in meiner Seele, die mir schreckliche Alpträume und verrückte verwirrende Visionen bescherte, sondern die Frau, die ich unbedingt sein wollte. Eine Frau, die im Licht stand.
    »Ihr wärt beinahe gestorben, nur um Nando zu retten. Das vergesse ich Euch nie – was auch immer Ihr sonst getan habt.«
    »Morozzi ist entkommen. Er läuft noch immer frei herum …« Ich hatte das Kind und
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