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Die Tochter der Dirne

Die Tochter der Dirne

Titel: Die Tochter der Dirne
Autoren: BLYTHE GIFFORD
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schnell drehen. „Er kann keine andere zur Frau nehmen!“
    Sie musste ruhig bleiben, leise sprechen, alles Schritt für Schritt erklären, sodass er verstand, was er tun musste, sonst würde er noch vor dem Abend im Verlies landen. „Hibernia ist nicht mehr mit der Duchess verheiratet.“
    „Das ist unmöglich.“
    „Aber es stimmt. Der Papst hat ihm erlaubt, sich von seiner Frau loszusagen.“
    „Aus welchen Gründen? Sie sind nicht verwandt, weder durch Blut noch durch Eheschließung.“
    Sie wollte ihm gern davon erzählen. Siehst du, Justin? Als Agnes es mir sagte, habe ich sie dasselbe gefragt. Aber die Zeit, gemeinsam zu lächeln, war vorbei. „Er tat es, weil der König ihn darum bat.“
    Einen Moment lang war Justin sprachlos und starrte sie nur an. „Aber der König lebt auf Erden, um das Gesetz Gottes durch das der Menschen umzusetzen. Er kann nicht dagegen verstoßen.“
    Blind. Noch immer war er blind. „Wenn der Papst und der König einer Meinung sind, erstreckt sich die Macht deines kostbaren Gesetzes, ob nun das Gottes oder das der Menschen, nur so weit wie ihre Wünsche.“
    Er ging im Raum auf und ab und hieb sich mit der Faust gegen die Handfläche, als würde er am liebsten jemanden schlagen. „Misswirtschaft, die Erhebung Hibernias in den Rang eines Königssohns, der verweigerte Krieg gegen Frankreich, das alles wäre schon unverzeihlich. Aber dem Mann zu erlauben, seine Frau zu verstoßen, des Königs eigene Cousine, damit er seine böhmische Mätresse ehelichen kann, das ist empörend.“
    Sie ließ ihn hadern, wohl wissend, dass sie ihm noch viel, viel Schlimmeres sagen musste.
    „Der Rat wird das nicht dulden“, schloss er endlich.
    „Der Rat wird kein Mitspracherecht haben.“ Sie stieg aus dem Bett und schlang ihm die Arme um die Taille, wollte ihn festhalten, wenn er das Schlimmste hörte. „Der König hat die Mitglieder des Rates zu Hochverrätern erklärt.“
    Er taumelte, als wären ihre Worte ein Schwerthieb. Sie konnte ihn nicht festhalten. „Was?“
    Eine Frage von einem Mann, der niemals Fragen stellte. Es brach ihr das Herz. „Der König hat eine Reihe von Richtern nach ihrer juristischen Meinung zu den Handlungen des Rats befragt. Sie sagten ihm, es wäre Hochverrat, den Wünschen des Königs entgegenzuwirken.“
    „Nein.“ Seine Miene sah aus wie die eines Kindes, dessen Lieblingsspielzeug zerbrochen vor ihm lag. „Das ist nicht richtig. So lautet das Gesetz nicht. Kein Richter würde so etwas sagen.“
    Immer, immer sah er nur die Welt, an die er glaubte, eine Welt, in der Gut und Böse, Schwarz und Weiß einander als Feinde unversöhnlich gegenüberstanden und niemals in Grau übergingen.
    „Nur weil du die Macht des Rechts vertrittst, erwartest du, dass jeder dasselbe tut. Es gibt viele, sogar Richter, die sich nicht auf einen Streit mit dem König einlassen wollen.“ Sie berührte ihn am Arm. „Die meisten möchten nur in Ruhe gelassen werden, um ein Leben zu leben wie das, von dem wir träumten. Ein Leben auf dem Land, wo wir nur über den König sprechen, wenn er auf seinem Weg nach irgendwohin dort hindurchreitet.“
    Er schüttelte den Kopf. „Der Rat hat nichts getan, was gegen die Hochverratsgesetze verstößt. Das können wir bei dem Prozess beweisen.“
    Sie umfasste sein Gesicht und zwang ihn, ihr in die Augen zu sehen. „Du meinst, Justitia sei blind, aber du bist derjenige, der nichts sieht. Es wird keinen Prozess geben. Hibernia ist nach Norden gegangen, um eine Armee zusammenzuziehen, die dich stellen und umbringen wird. Dich und all die anderen.“
    Er blinzelte, dann begriff er. „Wenn der König das Gesetz nicht achtet, dann bleibt nichts übrig außer reiner Gewalt.“
    Sie seufzte und spürte selbst den Schmerz, den er durchlitt. Endlich hatte er verstanden. Sie hatte die ganze Zeit über recht gehabt. Und sie hatte nicht recht haben wollen. „Jetzt pack deine Sachen. Wir müssen rasch von hier fort. In Upminster werden wir sicher sein.“
    „Wenn der König die Gesetze nicht respektiert, wird niemand sicher sein. Gloucester hatte recht. Wir werden mit Waffen gegen ihn antreten müssen.“
    „Nein!“ Jetzt war sie diejenige, die entsetzt war. „Du hasst den Krieg!“
    „Ich würde lieber in der Schlacht sterben als in der Schlinge eines Verräters.“
    Sie hatte gehofft, ihm nicht alles sagen zu müssen. „Du wirst nicht gehängt werden. Wenn wir jetzt fortgehen, wird er dich am Leben lassen.“
    „Was meinst du damit? Woher
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