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Die Therapie: Psychothriller (German Edition)

Die Therapie: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Therapie: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Sebastian Fitzek
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ein, die Schizophrenie.«
    Malzius blickte in die Runde.
    »Sie macht ihn völlig unberechenbar.«

58. Kapitel
    D a die Türen des Audimax verschlossen waren, musste Dr. Roth nach draußen auf den Hof gehen, um von dort aus einen Blick durch die Fenster des abgedunkelten Hörsaals werfen zu können. Nachdem ihm Larenz vor wenigen Minuten das Ende der Geschichte erzählt hatte, war er nach unten geeilt, um zu sehen, wo Professor Malzius und die beiden Rechtsanwälte blieben. Er hatte insgeheim gehofft, der Professor würde auch heute wieder zu ausschweifenden Erklärungen neigen. So wie immer, wenn er ein Publikum hatte. Und seine Vermutung schien sich zu bestätigen. Roth schätzte die ihm noch verbleibende Zeit auf eine Viertelstunde, als er sah, dass Malzius gerade erst mit seinen Dias begonnen hatte. Trotzdem beeilte er sich auf seinem Rückweg in die geschlossene Station, zumal er noch einen Umweg zur Hausapotheke eingeplant hatte. Nur drei Minuten später stand er etwas außer Atem wieder vor dem Zimmer mit der Nummer 1245. Er strich sich die Haare glatt und warf schnell einen Blick durch den Spion, der in die hellgraue Metalltür eingelassen war. Alles unverändert. Larenz lag gefesselt auf dem Bett und starrte die Decke an. Trotzdem zögerte Roth. Dann gab er sich einen Ruck und steckte mit der rechten Hand langsam den schweren Eisenschlüssel in das alte Schloss. Die Tür sprang von selbst auf, als er ihn nach rechts drehte.
    »Sie sind also zurückgekommen.«
    Larenz hob leicht den Kopf und drehte ihn zur Tür, als der Arzt in sein Zimmer trat. Die linke Hand tief in seiner Kitteltasche versteckt, damit Larenz nicht sofort sehen konnte, wodurch sie sonst noch ausgebeult wurde.
    »Ja, bin ich.«
    »Also haben Sie es sich doch anders überlegt?«
    Dr. Roth ging zum vergitterten Fenster und sah wortlos auf den dunklen, schneebedeckten Hof hinaus. Heute Morgen waren die ersten Flocken gefallen und überdeckten jetzt die karge Hässlichkeit der betonierten Klinikauffahrt.
    »Haben Sie das dabei, um was ich Sie gebeten hatte?«
    »Ja, aber …«
    »Kein Aber! Es gibt kein Aber, wenn Sie mir vorhin aufmerksam zugehört haben.«
    Larenz hatte Recht. Dr. Roth wusste es. Doch trotzdem zögerte er noch. Der Plan war zu gefährlich. So einfach wollte er es ihm nicht machen.
    »Kommen Sie schon. Uns bleibt keine Zeit mehr, mein junger Freund. Die hätten bereits seit einer halben Stunde hier sein sollen.«
    »Gut. Ich springe jetzt über meinen Schatten und tue Ihnen einen einzigen Gefallen, Dr. Larenz. Weil Sie sich mir heute so offen anvertraut haben. Aber mehr können Sie wirklich nicht von mir erwarten.«
    Roth ließ das Pillendöschen in seiner Kitteltasche los, zog die linke Hand heraus und löste mit wenigen geschickten Handgriffen die Fesseln am Bett. Erleichtert rieb sich Viktor die Knöchel und Gelenke seiner befreiten Arme und Beine.
    »Danke. Das ist eine Wohltat.«
    »Keine Ursache. Uns bleiben maximal zehn Minuten. Dann muss ich Sie wieder festbinden. Wollen Sie in dieser Zeit noch einmal auf die Toilette gehen und sich frisch machen?«
    »Nein. Sie wissen, was ich will.«
    »Die Freiheit?«
    »Ja.«
    »Das ist unmöglich. Ich kann das nicht tun, und Sie wissen es.«
    »Aber wieso? Das verstehe ich nicht. Jetzt, wo Sie doch die ganze Geschichte kennen.«
    »Tu ich das?«
    »Aber natürlich. Ich habe Ihnen alles erzählt.«
    »Das glaube ich nicht.« Dr. Roth schüttelte den Kopf und atmete dabei schwer durch die Nase aus. »Ich bin eher der Meinung, Sie verheimlichen mir etwas Entscheidendes. Und Sie wissen ganz genau, wovon ich rede.«
    »Tue ich das?« Larenz lächelte schelmisch.
    »Was gibt es denn da zu lachen?«
    »Nichts.« Larenz grinste noch breiter. »Eigentlich gar nichts. Ich hab mich nur gefragt, wie lange es dauert, bis es Ihnen endlich auffällt.«

59. Kapitel
    P rofessor Malzius hüstelte und griff erneut zum Wasserglas. Dann verfiel er wieder in jenen monotonen Singsang, in dessen zweifelhaftes Vergnügen sonst nur ausgewählte Ärzte, Patienten und Studenten kamen.
    »Larenz flüchtete sich dank seiner Schizophrenie temporär in Scheinwelten. Zu Beginn nur hin und wieder. Später ununterbrochen. Seine schizophrenen Schübe halfen ihm alles zu verdrängen, was er Josy angetan hatte. Wenn Sie so wollen, waren sie ein Selbstschutzreflex. Er verdrängte, dass er seine Tochter vergiftete, wenn er ihr die allergieauslösenden Medikamente gab. Er erschien nicht nur anderen, sondern
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