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Die teuflischen Schwestern

Die teuflischen Schwestern

Titel: Die teuflischen Schwestern
Autoren: Robert Lory
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auftauchte. Irgend etwas verdeckte die Lichter. Worum es sich auch handeln mochte, es war ein Hindernis. Ich lenkte den Wagen dicht an den Straßenrand und schaltete die Scheinwerfer ein. Und zwar, wie ich erkannte, im letzten Augenblick. Ich hob den Fuß vom Gashebel, trat auf das Bremspedal und riß das Lenkrad nach links, worauf das Fahrzeug sich beinahe überschlug, aber zumindest den mächtigen Felsklotz verfehlte, den die Natur oder Menschenhand an diesen Platz auf meinen Weg befördert hatte.
    Mit Hilfe der Scheinwerfer orientierte ich mich und bog wieder nach rechts ein. Der Cadillac schaukelte wie ein Jeep. Durch das Quietschen der Bremsen und das Röhren des Motors drang noch immer jenes Heulen und Kreischen. Während das Fahrzeug auf Mara Kents Sportwagen zurumpelte, wurde der Lärm beständig lauter. Doch nun konnte ich die beiden sehen, die zwei Mara Kents, wie sie im Scheinwerferlicht des Sportwagens geduckt etwas am Boden vollführten; zweifellos arbeiteten sie an einer riesigen Wiedergabe des Diagramms, das auf dem Pergament eingezeichnet war. Ich hatte noch keine Vorstellung, wie ich die beiden – oder vielmehr sie – an ihrem Tun hindern sollte, doch zunächst einmal mußte ich so nahe wie möglich heran. Das Gelände, das sich zwischen ihnen und mir erstreckte, wirkte einigermaßen befahrbar, und so fuhr ich einfach mit Vollgas geradeaus, auf sie zu. Und dann, ganz plötzlich...
    Das zornerfüllte Jammern wurde zu einem schrillen Schrei, und da war es, näherte sich. Klein, aber schnell. Und es war doch nicht allzu klein. Ein hellgelbes, gasförmiges Gebilde, das die Dichte einer Wolke zu besitzen schien. Aber mit Händen, jedenfalls etwas Ähnlichem, die sich nach mir ausstreckten!
    Zugleich bemerkte ich den unheilvollen Schwefelgestank.
    Auf ihn reagierte ich zuerst; meine Linke drückte den Knopf, mit dem man die Fenster des Autos schloß. Nachdem die beiden Scheiben in die Höhe geglitten waren, ließ die Aufdringlichkeit des Schwefelgeruchs nach, und das Schreien des Wesens klang leiser. Dennoch blieb es unüberhörbar. Ein solcher Laut, das begriff ich, konnte einen Mann in den Wahnsinn treiben. Mit der Rechten griff ich hinab und schaltete das Radio ein. Doch selbst die lautstarke, knallharte Rockmusik, die unverzüglich aufdröhnte, vermochte das unmenschliche, irgendwie überirdische Kreischen nicht zu übertönen. Ich drehte das Radio auf maximale Leistung, und es leistete allerhand; die Musik schien meine Trommelfelle zerfetzen zu wollen. Aber Feuer muß man mit Feuer bekämpfen, so heißt es doch.
    Feuer. Das Wort blieb in meinem Bewußtsein haften. Es war wieder da, sollte ich wohl sagen, denn als ich die Benzinkanister ins Auto verladen hatte, war ich mir dessen sicher gewesen, wozu ich sie zu benutzen gedachte – ich hatte gehofft, eine entsprechende Chance zu bekommen. Während mir nun eine elektrische Baßgitarre in die Ohren hämmerte, war ich allerdings weit weniger hoffnungsvoll.
    Hauptsächlich wegen des Gebildes, das sich mir näherte.
    Ich spürte, wie Entsetzen mich zu lähmen drohte, und dann begriff ich, daß ich nicht hinschauen konnte. Ich durfte es nicht wagen. Der Anblick tötete, und wollte ich etwas erreichen, mußte ich bis zum Sportwagen durchhalten. Nachdem ich mich mit einem letzten flüchtigen Blick nochmals orientiert hatte, preßte ich die Ellbogen in meine Hüften und umklammerte mit beiden Fäusten das Lenkrad.
    Dann, ohne den Fuß auch nur um den Bruchteil eines Millimeters vom Gas zu nehmen, schloß ich fest die Augen. Und betete.
    Als der Zusammenprall erfolgte, schüttelte er den Wagen wie rauher Seegang eine Jacht. Aber die Wellen schlugen sozusagen nicht hoch genug, um das Schiff zu versenken. Ich spürte das Fahrzeug wanken, merkte aber, daß die Räder weiterrollten. Die Fahrt verlangsamte sich, doch das Auto blieb nicht stehen, sondern schoß seinem Ziel entgegen.
    »Machen Sie die Augen auf und geben Sie acht, was Sie anrichten, Urban!« hörte ich plötzlich die Stimme des Muttergeschöpfs. »Sie werden scheitern, wenn Sie nicht hinschauen, und die Frau umbringen, Urban. Sie erreichen nichts als den Tod von Mara Kent. Dafür sorge ich. Sehen Sie!«
    Sosehr ich es auch versuchte, ich vermochte mich nicht auf die dröhnende Rockmusik zu konzentrieren. Ich hörte nur die spöttische Stimme des Mutterwesens.
    »Sie werden sie töten, Urban!«
    »Wenn ich’s nicht mache, tun Sie’s!« brüllte ich zurück. »Deshalb ist sie hier!«
    »Sie werden
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