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Die teuflischen Schwestern

Die teuflischen Schwestern

Titel: Die teuflischen Schwestern
Autoren: Robert Lory
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Brandbombe.
    Also: keine Zigarre.
    Zu dumm: Weil Nikotin mir stets das Denken erleichtert, und wegen des Scotchs, den ich im Laufe der Nacht getrunken hatte, wäre mir irgend ein Anregungsmittel, auch eines der amerikanischen Tabakindustrie, sehr willkommen gewesen. Nein, ganz so war’s wahrscheinlich nicht. Den Scotch hatte ich vermutlich bereits ausgeschwitzt. Aber ich verspürte Müdigkeit, die mich zu überwältigen drohte, und deshalb hätte ich nur zu gern geraucht.
    Mein Fuß ruhte beharrlich auf dem Gaspedal. Dennoch hatte ich das unbehagliche Gefühl, gar nicht zu wissen, wohin ich unterwegs war, wohin ich überhaupt wollte. Die allgemeine Richtung stand fest, gewiß. Ein paar Meilen nördlich vom Skoal-Haus, ja. Das hatte Cullen gesagt, während er unbestimmt in die entsprechende Richtung deutete.
    Da raste nun Walter Urban in einem Cadillac, in dem das Benzin schwappte, durch das Mondlicht, verzweifelt bemüht, ein Loch im Erdreich zu finden. Ein Loch, von dem er wußte, daß dort...
    Dort waren jetzt vermutlich die beiden Mara Kents, zeichneten wahrscheinlich Symbole in den Boden und murmelten Worte von dem alten Pergament, Worte, die einen Knall und einen Blitz auslösen und Körper und Seele der echten Mara Kent verzehren sollten.
    Und unbeschreibliches Grauen über diese Welt bringen, wie man es noch niemals erlebt hatte.
    Ich versuchte das Fahrzeug noch stärker zu beschleunigen, aber das war unmöglich. Die Landschaft huschte mit solcher Schnelligkeit vorüber, daß ich nicht auf den Geschwindigkeitsmesser zu blicken wagte. Ich wußte sehr gut, daß ich den Cadillac in die sichere Verschrottung steuerte, aber ich wußte auch, was geschehen würde, wenn ich es nicht tat.
    Ich, Walter Urban, war zum Retter der Welt kaum geeignet, würde ich sagen. So gut wie überhaupt nicht. Dreihundert Dollar am Tag plus Spesen schienen mir ein recht kärgliches Entgelt. Aber so ist das mit den Weltrettern. Erstens wird man schlecht bezahlt. Zweitens nicht gefragt, ob man die Ehre annehmen möchte. Plötzlich steht man ganz einfach vor der Aufgabe, die Welt zu retten, und man kann es tun oder unterlassen. Ich ... nun, wie gesagt, ich hatte den Gashebel bis zum Anschlag durchgetreten. Aber ich fühlte mich nicht im mindesten heldenhaft. Ich fühlte mich ...
    Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht, wie ich mich fühlte oder was ich empfand – nicht, bis ich weit voraus die roten Rücklichter eines anderen Fahrzeugs entdeckte.
    Ich empfand Erheiterung über meine Rolle als Weltretter.
    Es mußte die Frau sein. Die Straße mündete voraus in eine Linkskurve, doch das Auto befand sich rechts davon; das bedeutete, es war nicht auf der Straße. Außerdem war ich sicher, daß ich mich der Stelle näherte, die Cullen gemeint hatte, und genau dorthin strebte auch das andere Fahrzeug.
    Ich biß die Zähne so fest zusammen, daß ich fürchtete, sie könnten abbrechen, doch was sich in meinem Gesicht formte, war ein Lächeln. Das Lächeln wich in dem Moment, als die roten Rücklichter plötzlich erloschen.
    Natürlich!
    Wenn ich ihre Lichter zu sehen vermochte, konnte sie auch meine Scheinwerfer erkennen. Nicht nur das, wahrscheinlich sogar ...
    Ich blickte über die rechte Schulter. Ja. Die Glut am Nachthimmel wirkte unbestimmt, verwaschen, aber es gab keinen Zweifel, daß dort ein Feuer wütete. Sie wußte also – vielleicht auch durch etwas anderes, womöglich durch eine Art von Telepathie -, daß ihr Nachwuchs tot war. Und es war nur logisch, daß die Scheinwerfer, die ihr folgten ...
    Ich tat etwas beinahe Selbstmörderisches. Ich schaltete die Scheinwerfer aus. Als ich die linke Hand vom Lenkrad nahm und den Schalter drückte, geriet das Auto ins Schleudern. Doch zum Glück führte die Straße in diesem Bereich noch geradeaus. Deshalb minderte ich den Druck aufs Gaspedal nicht im geringsten.
    Der Motor des Cadillacs röhrte, aber durch sein Geräusch vernahm ich ein anderes. Einen heulenden Laut, ein gräßliches Heulen jenseits aller Vorstellungskraft. Und irgendwie ahnte ich seine Herkunft.
    Eine Mutter beklagte ihre toten Kinder.
    Und nach dem klagenden Heulen erscholl ein Kreischen der Wut.
    Plötzlich sah ich das andere Auto. Diesmal sah ich Rücklichter und Scheinwerfer. Das Fahrzeug hatte in einiger Entfernung, rechts von der Straße, gehalten.
    Und dann erloschen die Lichter erneut. Nein, das war es nicht. Ich vermochte sie lediglich nicht zu erkennen, weil irgend etwas zwischen dem anderen und meinem Auto
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