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Die teuflischen Schwestern

Die teuflischen Schwestern

Titel: Die teuflischen Schwestern
Autoren: Robert Lory
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starb. Was meinen Sie?«
    Ihre Stimme klang nicht nach Panik. In der Tat klang sie sehr beherrscht, auf eine gekünstelte Weise. Beherrscht. Ja. Ich erinnerte mich der Tatsache, daß Mara Kent eine durchaus fähige Filmschauspielerin war.
    Nun gut, ich sagte ihr die Wahrheit. »Ich glaube, daß man ihn ermordet hat.«
    »Wer?«
    Ich hob die Brauen. »Wirklich, Miß Kent, ich kann es mir nicht vorstellen. Der einzige Mensch aus diesem Haus, den ich bereits kannte, sind Sie ...«
    »Und...«
    »Und...?«
    »Finden Sie, Mr. Urban, ich gebe eine gute Verdächtige ab?«
    Diese Frage warf mich fast um. »Nun, also ... wäre ich ein Polizist, ich würde Sie zuerst fragen, was Sie zum Zeitpunkt des Todes gemacht haben.« Erwartungsvoll musterte ich sie.
    Keine Antwort.
    »Ich will damit sagen ...«
    »Ich weiß, was Sie meinen.« Plötzlich wurde sie wieder von großer Unruhe gepackt. »Ich muß nachdenken. Sie lassen mir, hoffe ich, etwas Zeit.«
    »Sie zahlen, Miß Kent. Ich mache die Arbeit.«
    Sie lächelte, obwohl sie nicht sonderlich zuversichtlich wirkte. »Ja. So ist es, nicht wahr?«
    Gerade wollte ich zurücklächeln, ebenfalls nicht sehr zuversichtlich, als der Ehemann offenbar zu dem Schluß kam, er habe uns genug Gesprächszeit eingeräumt, und zurückkehrte.
    »Nun möchte ich mich mit Mr. Urban unterhalten, wenn ich darf«, sagte er.
    Die Frage überraschte uns beide, doch Mara Kent schaute seitwärts und meinte: »Warum nicht? Redefreiheit. Ein Grundrecht, wenn ich mich nicht irre.« Sie schickte sich an, das Zimmer zu verlassen, aber Armstead hielt sie zurück.
    »Nein. Ich spreche lieber draußen mit Mr. Urban, falls du nichts dagegen hast.«
    Sie war nicht dagegen, und so gingen wir hinaus. Ich fand es nicht allzu gemütlich, mit ihm allein zu sein...
    »Ich möchte sofort zur Sache kommen, Urban«, sagte der große Mann – und während er vor mir stand, sah er sehr groß aus. »Zunächst eines – ich habe Sie erkannt. Sie sind der Mann, der vor zwei Tagen mit mir zusammenstieß. Offenbar haben Sie mich beschattet. Warum? Womit hat Mara Sie beauftragt?«
    Diskretion? Ich verschwendete nur einen flüchtigen Gedanken daran. Ja, die Polizei war eine Sache, aber ein kräftiger und außerdem verärgerter Ehemann eine andere.
    »Miß Kent – Mrs. Armstead ... sie hegt den Verdacht, daß jemand unter ihrem Namen Einkäufe tätigt. Ihren Namen unter Schecks für Dinge setzt, die sie nicht nur nicht gekauft hat, sondern niemals kaufen würde. Perlen, zum Beispiel.«
    »P-perlen...?«
    Ich wiederholte das Wort ohne zu stottern. »Mir wurde gesagt, sie mag keine Perlen.«
    Er sah mich so lange an, daß ein Jahrhundert zu verstreichen schien. Dann machte er ein Gesicht, als überlege er, ob er mir etwas anvertrauen solle oder nicht. Offenbar entschied er sich dafür. »Tatsächlich pflegte Mara Perlen nicht zu mögen. Sie haßte sie vorbehaltlos und mit wahrer Leidenschaft. Einmal, als wir ... nun, das war vor unserer Hochzeit. Ich hatte ihr eine Perlenkette geschenkt, und anschließend mußte ich das Ding aus einem Vogelbad holen. Ich dachte, da die Perle ihr Glückstein ist...«
    »Glücksstein?«
    »Ja«, sagte er. »Sie wurde im Juni geboren. Ich dachte also immer, jeder Junigeborene würde Perlen akzeptieren, aber ... ach, es gibt einiges, wovon in diesen kleinen Büchern über Glückssteine nichts steht. Anscheinend betrachtet man den Mondstein ebenfalls als Glücksstein der Leute, die im Juni geboren sind, und an Mondstein hat Mara immer Freude gehabt. Jedenfalls war es so.« Er schüttelte den Kopf. Und plötzlich erkannte ich etwas in seinen Augen, das zuvor nicht darin gewesen war; es war Furcht. »Sicher verwirre ich Sie, Urban – Mr. Urban.« Ich bemerkte die Änderung, die nur unterstrich, daß dieser Mann sich mit einem schwerwiegenden Problem beschäftigte. »Ich habe das Gefühl, sogar mich selbst zu verwirren. Aber Mara haßte Perlen. Und nun, in den letzten Tagen ...«
    »Keine Sorge«, sagte ich. »Während der letzten Tage befand ich mich ohnehin auf Ihrer Fährte.«
    »Und wie erklären Sie es sich?«
    »Ich versuche es gar nicht. Aber wie steht’s mit Ihnen? Haben Sie Ihre Frau auf ihre Inkonsequenz hingewiesen?«
    »Als sie anfing, so viele Perlen zu kaufen und obendrein so teure, ja – ja, da habe ich sie darauf aufmerksam gemacht. Und prompt sagte sie mir, es sei ihr Geld und es gehe mich nichts an. Was letztlich auch stimmt. Aber noch etwas ist seltsam, Mr. Urban. Ich habe Mara noch
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