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Die Terranauten TB 03 - Planetenmuster

Die Terranauten TB 03 - Planetenmuster

Titel: Die Terranauten TB 03 - Planetenmuster
Autoren: Robert Quint
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in ihrem Herzen. An den Stein in menschlicher Gestalt, der sie gewesen war. An ihren sklavischen Gehorsam. Ihre blinde Anbetung der Cosmoralität und der Großen Grauen. An die Dinge, die man ihr befohlen und die sie getan hatte.
    An ihr Leben als Queen.
    An die Schnitte im Gehirn.
    An die Konditionierung.
    Aber die Schnitte existierten nicht mehr. Die Konditionierung war von ihr abgefallen, und sie fühlte sich frei und glücklich und wunderbar.
    Sie lächelte. Nicht schmal und unpersönlich wie eine Graue, sondern offen und ehrlich und zufrieden wie ein Mensch.
    Calinca öffnete die Augen und richtete sich auf.
    Sin Hay hockte nicht weit von ihr entfernt auf dem Boden, und ihr Gesicht besaß einen verwunderten, ungläubigen Ausdruck.
    »Calinca!« stieß Sin Hay hervor.
    Tränen liefen der schwarzhaarigen Frau über die Wangen, und sie kroch zu Calinca und umarmte sie.
    »Was ist nur geschehen?« flüsterte Sin Hay. »Ich … fühle mich so seltsam. Ich fühle, Calinca. Ich fühle!«
    Calinca strich Sin Hay über das Haar. Sie genoß die herbe Süße des Parfüms, und amüsiert dachte sie daran, wie kritisch sie darauf noch vor wenigen Stunden reagiert hatte.
    »Die Jin -Sporen, Sin Hay«, antwortete Calinca leise. »Die Sporen des Treibers Claude Farrell. Sie haben uns zurück verwandelt.
    Wir sind nicht mehr grau.
    Wir sind keine Queens mehr. Wir fühlen, und das bedeutet, daß wir Menschen sind.«
    Sin Hay zitterte.
    »Ich habe Angst«, murmelte sie. »Angst vor dem, was uns erwartet. Vor dem Menschsein. Als Queen … Als Queen wußte ich, was ich zu tun hatte. Es gab keine Fragen, nur Antworten. Jetzt ist es umgekehrt.«
    Sin Hay preßte sich enger an Calinca.
    »Es ist unheimlich, ein Mensch zu sein«, fuhr die ehemalige Kommandeuse fort. »Unheimlich und ungewohnt und seltsam. Was muß ich tun? Was kann ich tun? Wer gibt mir Befehle? Und brauche ich noch Befehle? Weiß du es, Calinca?«
    Calinca schwieg einen Moment.
    Dichter Sporennebel schwebte in der Luft. Die Sporen hatten sich vermehrt.
    In vollen Zügen atmete sie sie ein, und sie lächelte dabei.
    »Befehle?« wiederholte sie nachdenklich. »Nein, Sin Hay. Die Zeit der Befehle ist unwiderruflich vorbei. Menschen benötigen keine Befehle. Wir sind frei. Wir können selbst über uns bestimmen.
    Befehle sind etwas für Graue, für lebende Steine, für Eisklötze.
    Aber wir sind jetzt Menschen …«
    Calinca musterte Chesan. Der grüne Moosbelag auf der Haut der Queen war fast vollständig verschwunden. Ihre Glieder zuckten.
    Bald würde auch Chesan aufwachen und sich einem neuen Leben gegenübersehen.
    Die beiden Graugardisten und der Techno waren noch zum großen Teil bemoost.
    »Wo ist der Treiber?« fragte Sin Hay. »Und warum hat er das getan?«
    Calinca hob die Schultern.
    »Er ist fort. Vielleicht zurückgekehrt in jene Welt neben der Welt. Und warum er das getan hat? Um sich zu befreien. Wir haben ihm die Freiheit genommen, und er hat sie sich zurückgeholt.
    Und gleichzeitig auch uns die Freiheit geschenkt. Er hätte uns töten können. Aber er hat es nicht getan. Er war ein Mensch. Er wußte, daß wir krank waren. Jetzt sind wir gesund.«
    Stille trat ein.
    Chesan seufzte und bewegte sich stärker. Ihre Augenlider flatterten.
    In der Luft tanzten die winzigen Sporen.
    Calinca dachte an die Basis in der Ebene und an die Basis auf dem Mond. An die Erde, Lunaport, Shondyke und die Welten des Sternenreiches.
    Überall gab es Graue.
    Wesen, die wie Menschen aussahen, denen zum Menschsein jedoch die Gefühle fehlten.
    Und Calinca dachte an den Traum. Oder war es kein Traum? Hatte dieser Farrell wirklich mit ihr gesprochen?
    Unwichtig.
    Es spielte keine Rolle.
    Was zählte, das waren die Jin -Sporen und die Hoffnung, die sie für die Welten des Reiches und die Grauen Garden darstellten.
    Calinca wußte, was sie zu tun hatte.
    Zu allen Sternen würde sie die Sporen tragen und damit das Eis in den Herzen der Grauen auftauen. Vielleicht würde sie dabei sterben. Aber es war einen Versuch wert. Sie mußte es tun.
    Erst wenn alle Grauen von der Konditionierung befreit waren, dann war auch sie wirklich frei.
    Calinca sah Sin Hay an.
    »Wir haben Arbeit vor uns«, sagte sie bedächtig. »Viel Arbeit. Aber ich glaube, es wird gelingen. Es muß gelingen. Wir haben keine Wahl.«
    Schweigend sahen die beiden Frauen dann dem schwerelosen Tanz der Sporen zu und warteten auf das Erwachen von Chesan.

XIII
    Dies, dachte Sayrin, dies ist das wahre Calhari. Hier gibt es
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