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Die Terranauten TB 02 - Der grüne Phönix

Die Terranauten TB 02 - Der grüne Phönix

Titel: Die Terranauten TB 02 - Der grüne Phönix
Autoren: Andreas Weiler
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sie in eine Kammer, an deren Wänden graubraune Borkenkegel wuchsen. Merina ließ Silvann zu Boden gleiten, berührte einige Knospen, und eine Nische bildete sich, gerade groß genug, um den Bewußtlosen aufzunehmen. Sie entkleidete ihn. Aus den Kegeln wuchsen winzige Dorne, die sich schmerzlos durch Silvanns Haut bohrten und ihn direkt mit dem Organsegler verbanden. Jetzt konnte ihm nichts mehr geschehen. Merina streichelte noch einmal sein Gesicht, dann stülpte sich ein Gewebelappen über ihn, und sie zog sich zurück. Silvann würde nun träumen, bis er wieder vollkommen gesund war. Er würde teilnehmen an der Gedankenwelt Suslats. Entspannung. Geborgenheit. Hoffnung auf eine Grüne Zukunft. Sie hatten den Anfang gemacht.
    Merina wandte sich um und verließ die Kammer. Sorgfältig, schirmte sie ihre Gedanken ab, als sie sich wieder auf den Weg zu den Kalbungsbereichen machte. Sie mußte zurück nach Lyseiton. Die Missionsaufgabe war noch nicht beendet.
    Etwas störte das Gefühl von Harmonie und Ausgeglichenheit. Merina blieb einen Augenblick stehen. Jetzt nahm sie auch noch etwas anderes wahr: eine nahe Aura, bestehend aus passiver Macht und Stärke. Nein, es war nicht der Grüne Phönix. Es war etwas anderes. Sie setzte sich wieder in Bewegung, wie magnetisch angezogen vom Zentrum der Kraft. Gewebelappen rollten sich zur Seite und gaben den Weg frei in andere Korridore. Stille, nur unterbrochen vom Knistern von Borken und Pflanzensträngen. Merina befand sich nun in den Außenbereichen Suslats, nahe den Kalbungszonen. Voraus lag eine Innenkaverne. Sie schritt weiter.
    Und stieß auf einen Ringo.
    Das Kleinraumschiff befand sich im Zentrum der Kammer, der die Funktion eines Hangars übernommen hatte.
    Fremdbesucher.
    Keine Jünger des Grünen Phönix, denn sie umgaben sich nicht mit kaltem Stahl, sondern mit der warmen Nähe organischer Materialien.
    Merinas Verwirrung wuchs.
    Und ebenso ihre Besorgnis. Der tote Graugardist fiel ihr wieder ein. Rasch sah sie sich um. Spuren eines Kampfes waren nicht zu entdecken. Sie hatte auch nicht damit gerechnet, denn den mentalen Schmerz Suslats hätte sie in diesem Fall selbst noch in lichtjahrweiter Entfernung wahrgenommen. Eine Auseinandersetzung hatte nicht stattgefunden. Also war der Besucher erwartet worden, denn sonst hätte sich der Organsegler nicht für den Ringo geöffnet.
    Langsam schritt Merina um das Kleinraumschiff herum. Die Aura aus Macht und Energie war nun ganz nahe. Das Schott war nicht verriegelt. Zögernd betätigte Merina den Öffnungsmechanismus. Leises Zischen, und Stahlprotop glitt zur Seite. In der Schleusenkammer des Ringos flammte Licht auf. Sie trat hinein und öffnete auch das Innenschott.
    Sie glaubte, ihren Augen nicht trauen zu können.
    Im Transportabteil des Ringos befand sich ein Transparentcontainer, der mehr als hundert Misteln enthielt.
    Das ergab einfach keinen Sinn.
    Die Misteln eines Urbaums waren notwendig, um einer Treiberloge die Orientierung während eines Überlichtfluges zu ermöglichen. Nur mit einer Mistel konnten Treiber in Weltraum II ein bestimmtes Ziel ansteuern und auch erreichen. Organsegler aber verfügten über einen genetischen Navigationsspeicher. Sie waren Geschöpfe des Kosmos und auch des anderen Weltraums. Sie brauchten keine Mistel für einen gesteuerten Überlichtflug. Und es war auch keine Treiberloge notwendig, um einen Organsegler zu lenken.
    Merina beugte sich vor und nahm eine der Misteln zur Hand. Die Triadischen Monochorde, die manche Treiber und Terranauten als Kettenanhänger um den Hals trugen, waren metallene Nachbildungen dieser Urbaumblüten.
    Ein goldener Glanz ging von der Mistel aus, ein Schimmer, der den Blick Merinas einfing.
    Gegen ihren Willen erweiterte sich ihr Geist. Suslat reagierte ebenfalls, sanft und zart, in der Art eines Organseglers. Merinas Gedankenaugen glitten durch pflanzliche Nervenstränge und Kapillargefäße, durch Gänge, Korridore, Kammern und Kavernen. Sie umfaßten das gesamte Innere des Pflanzenriesen. Vorbeihuschende Bilder, während Merina noch instinktiv versuchte, den Kontakt wieder abzubrechen, um durch die psionische Aktivität den Phönix nicht zu stören. Sie sah, schmeckte, hörte, fühlte und roch mit den Sinnen Suslats. Und sie wurde Zeuge einer seltsamen Begegnung.

II
    Ich bin der Grüne Phönix. Ich bin der wahre Erbe der Macht. Pflanzen waren es, die die Vernichtung der gesamten Menschheit verhinderten – die kosmischen Sporen. Pflanzen waren es, die
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