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Die Terranauten 092 - Das Geheimnis der Genessaner

Die Terranauten 092 - Das Geheimnis der Genessaner

Titel: Die Terranauten 092 - Das Geheimnis der Genessaner
Autoren: Erno Fischer
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aufwies und nur noch durchschnittlich zehn Meter hoch war.
    Wir hatten kaum Schwierigkeiten, voran zu kommen.
    Wie viele Stunden waren wir eigentlich schon unterwegs? Oder waren es Tage?
    Ich fühlte die Erschöpfung, aber weder Hunger noch Durst. Trotz allem hatten wir uns an Genessos so sehr angepaßt, daß der Planet uns so nährte wie seine Genessaner.
    Das funktionierte selbst in dieser tödlichen Sphäre.
    Ich marschierte gedankenversunken auf ein Flimmern zu, das mitten in der Luft schwebte, und wurde erst darauf aufmerksam, als Jana mir eine Warnung zuschrie.
    Das Flimmern schwebte auf mich zu, während ich abrupt stehenblieb. Dann breitete sich das Flimmern weiter aus.
    Wie ein Bildschirm mit ungezählten, ständig sich bewegenden Lichtpunkten. Der Dschungel dahinter war nicht mehr sichtbar.
    Das Flimmern riß jäh auseinander und zeigte das Bild eines intakten Dschungels. Ich fühlte mich mit magischer Gewalt darauf zugezogen.
    »Llewellyn!« schrie Jana.
    Ihre Hand war an meinem Arm. Ich sah aus den Augenwinkeln, daß sie ihr Gesicht abwandte, um nicht das Bild sehen zu müssen, das mitten in der Luft schwebte.
    Im Dschungel bewegte sich etwas. Im Bild war es erfüllt von Leben: ein Eidechsengeschöpf; ein gespaltener Wurm mit zwei pendelnden Köpfen; ein Schlangenkörper ohne Augen, sondern nur mit einem großen Maul; als sich das Maul öffnete, sah ich anstelle einer Zunge ein unmenschliches Gesicht mit drei Augen, die umherglotzten.
    Eine Spinne mit meterlangen Tentakeln, die sie ständig auf- und abrollte und damit ihre Umgebung untersuchte.
    Ein Wollknäuel, in dem in unregelmäßigen Abständen Augen entstanden, die aufmerksam die Umgebung betrachteten und anschließend wieder verschwanden.
    Es waren Genessaner, in all ihrer Vielfalt, die ich bereits kennengelernt hatte. Kein Wesen glich einem anderen – und wenn, dann war es reiner Zufall.
    Ich begriff, daß ich in die nahe Vergangenheit schaute.
    Cantos hatte es uns erklärt: In diesem Sektor wurden Raum und Zeit dank der Störimpulse beeinflußt.
    Es geschah sporadisch und ohne Vorankündigung. Es war möglich, daß im nächsten Augenblick einer von uns davon erfaßt und in die Vergangenheit verbannt wurde.
    Oder direkt auf den Tafelberg!
    Wenn die Gruppe auseinanderbrach, waren unsere Chancen geringer, obwohl wir keine Ahnung hatten, welcher Art die Chance überhaupt war, mit der wir rechnen durften.
    Falls es überhaupt eine gab!
    Das Flimmern kehrte zurück – und verschwand genauso wie das Bild.
    Ich atmete auf, denn ich hatte befürchtet, das Ende dieser Kreaturen erleben zu müssen. Es war mir gottlob erspart geblieben.
    Cantos berührte flüchtig meine Schulter. »Wir sollten eine Pause machen, Llewellyn, denn nicht nur du bist erschöpft.«
    Ich zuckte die Achseln. »Es liegt nicht an mir, Cantos. Ich bin mit allem einverstanden. Du und Lineasker führt uns.«
    Er nickte und verschwand mit Lineasker im Dschungelgewirr.
    Erstaunt schaute ich den beiden nach. Sie entfernten sich von uns, bis wir sie nicht mehr sehen konnten.
    Warum taten sie das?
    Ich sah nach Jana. Sie lächelte milde und sagte: »Na, wozu will denn ein Pärchen allein sein? Bedenke, Llewellyn, daß es das erste Mal in ihrem Leben ist – und vielleicht sogar das letzte Mal.«
    Sie wandte den Blick, und ich glaubte, Tränen in ihren Augenwinkeln zu sehen.
    Jana zeigte sich auf Genessos von einer ganz neuen, unerwarteten Seite. Ich hätte ihr so etwas wie Romantik nicht zugetraut.
    Es war eine völlig unbewußte und ungesteuerte Geste, als ich ihr spontan über das glitzernde Haar streichelte.
    Sie sah mich wieder an und lachte fröhlich.
    Da wurde es mir erst bewußt.
    Und dieses verdammte Sehnen entstand wieder in meiner Brust und breitete sich wie kochendes Wasser aus, um heiß über meine Lenden zu rinnen.
    Ich hätte brüllen mögen, doch das hätte auch nichts geändert …
     
    *
     
    Es ging weiter, und Lineasker schien den genauen Weg zu wittern. Ich hätte mich nicht mehr zurechtgefunden. Für mich sah der abgestorbene Dschungel überall gleich aus.
    Es stank an den meisten Stellen gottserbärmlich, aber auch daran hatten wir uns gewöhnt.
    Und dann kam der Zeitpunkt, an dem wir allesamt in ein Zeitloch gerieten. Es kam plötzlich und unerwartet. Lineasker spürte es als erste. Sie schrie uns eine Warnung zu, doch selbst sie schaffte es nicht mehr, rechtzeitig zu reagieren.
    Es kam über uns, als würde ein Riese eine durchsichtige Glocke über uns stülpen. Im
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