Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 022 - Der Katastrophen-Planet

Die Terranauten 022 - Der Katastrophen-Planet

Titel: Die Terranauten 022 - Der Katastrophen-Planet
Autoren: Robert Quint
Vom Netzwerk:
der Nacht zu vertreiben.
    Über Gulbenkayn lag jetzt Dunkelheit. Der einzige Kontinent Gingers, eine Landmasse von der Größe und ungefähren Form Australiens, bildete die Antipode der Südlichen Inseln, aber die gewaltige Entfernung bedeutete für die Perlen keine Sicherheit. Ginger war eine reiche, hochentwickelte Welt. Satelliten kreisten im Orbit, mikrotechnische Wunderwerke aus den Fertigungsstätten der Erde, und ihre Mikrowellenaugen und Masertaster waren empfindlich genug, um jeden Punkt des Planeten zu überwachen.
    Und doch gab es Lücken, gab es Möglichkeiten, im Geheimen zu operieren.
    Das leise Plätschern, das bei jedem Ruderschlag entstand, wirkte einschläfernd auf Gua Ho. Rasch glitt das schlanke, leichte Kunststoffboot durch die krumme Fahrrinne im Tangteppich, ließ die Küste von Yü An hinter sich. Dann war die größte Insel der Südlichen Gruppe endgültig hinter ihnen verschwunden.
    Die Männer in dem zerbrechlich wirkenden Boot waren allein. Die Pflanzenflöße umgaben sie von allen Seiten, grün und blau zumeist, obwohl sich hier und dort Blumensamen festgesetzt und gekeimt hatten, und ihre Gewächse waren grelle Farbtupfer in der Einöde.
    Die Fahrrinne zerschnitt die feuchten, fetten Polster und der Riß war niemals breiter als zwei Meter. Die Wasserstraße war der einzig sichtbare Hinweis auf die kräftige unterseeische Strömung, die die Männer an den Rüdem bei ihrer anstrengenden Tätigkeit unterstützte.
    Wieder sah Gua Ho hinauf zum Himmel, und sein gelbliches Gesicht wies einen zufriedenen Ausdruck auf. Generalmanag Ormon Zeuten und Koordinator Chua Sin mochten zwar über das übermächtige, technologische Know-How der Erde verfügen, über Waffen, Hovercrafts und Gleiter und über Finanzmittel in Höhe von Milliarden Verrechnungseinheiten, aber die Perlen kannten diese Welt. Sie waren Gingers Perlen, eine Kette, die den Planeten umschloß, und sie kannten die Eigenheiten der Inseln und Tangmeere, die Tücken der Unterseeströmungen und Strudel, die spezifischen Merkmale der Tier- und Pflanzenwelt, die hier im Süden Gingers zu einer unglaublichen Fruchtbarkeit explodiert war.
    Man mußte einen Planeten kennen, um ihn zu beherrschen, aber Zeuten und seine Marionetten in der Ginger-Regierung hatten sich auf Gulbenkayn verschanzt und mieden das Weltenmeer, die zahllosen Inseln, die über den gesamten Planeten verstreut waren. Trotz all ihrer Satelliten waren sie nur unzureichend über das informiert, was sich auf den Inseln abspielte.
    Allerdings, dachte Gua Ho, waren die verstärkt auftretenden Patrouillenflüge der Legion ein Indiz, daß der Koordinator und der Generalmanag begriffen, wie groß die Basis der Perlen schon war. Die gepanzerten Gleiter bildeten den ersten Schritt, um die Perlen zu eliminieren. Weitere würden folgen; die Informationen ihrer Verbindungsmänner auf Gulbenkayn ließen keine anderen Schlüsse zu.
    Der Himmel war jetzt orange wie die Sonne; bald würde er sich rot, dann blau und schließlich violett färben. Und ehe die Dunkelheit hereinbrach, dachte Gua Ho grimmig, würde Ginger erbeben unter dem Gelächter der Massen und dem furchtsamen Ächzen der Herren von Gulbenkayn.
    Der schmale, zierliche Mann mit den lackschwarzen Haaren und dem asiatisch geschnittenen Gesicht hauchte seine klammen Hände an. Tang bedeckte jeden Quadratzentimeter des Bootes; eine dünne Schicht Pflanzenfasern, die die Spionageaugen am Himmel Gingers täuschen sollten. Auch die Ruder und Ausrüstungsgegenstände und die neun Männer und Frauen an Bord waren von dem grünblauen Netzwerk umhüllt.
    Für einen Moment verstummte das Plätschern der See, als die Ruderer abgelöst wurden. Irgendwo schrie ein Algenadler; seih Ruf war hell wie das Kreischen einer Kreissäge, und ein Schwarm ledriger, fledermausähnlicher Möwen stieg hinauf in die würzige Luft und floh vor dem Hunger des Adlers.
    Die ersten Kolonisten Gingers – zumeist Einwohner des ehemaligen Nationalstaates China – hatten Fauna und Flora des Planeten mit irdischen Namen versehen; ein Tribut an die alte Heimat, die vierhundert Lichtjahre entfernt in Richtung Milchstraßenrand lag.
    Eine Hand legte sich auf Gua Hos Schulter und er schrak auf.
    »Geträumt?« fragte Micael Shmidd leise. Ein Stoppelbart sproß auf seinen Wangen und verbarg seine europiden Gesichtszüge, die ihn als Abkömmling der Zweiten Kolonisationswelle auswiesen. Das Konzil hatte sie nach dem Ersten Interstellaren Krieg nach Ginger verbannt,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher