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Die Tätowierung

Die Tätowierung

Titel: Die Tätowierung
Autoren: Helene Tursten
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n zu fragen.
    »Die Verstümmelung von Brüsten beschränkt sich m eist auf das Drüsen- und Fettgewebe. Aber hier ist je m and ganz weit nach unten gegangen und hat den gesa m t en Muskel entfernt. Ich kann also nicht sagen, ob es sich um einen Mann oder eine F r au handelt. Der Schnitt beschr e i bt eine Ellipse von elf m al siebzehn Zenti m etern. Höchstwah r schei n lich h aben wir es tatsäc h lich m it den Brüsten einer Frau zu tun, die dort entfernt worden sind. Aber um d a s abschließend beurteilen zu können, bedarf es noch einiger eingehenderer Untersuchungen …«
    »Und die Todesursache?«
    »Un m öglich zu sagen. Der Kopf, findet m an ihn, gibt einem vielleicht einen Anhaltspunkt. In ähnlichen Fällen wurde das Opfer m eist erdrosselt.«
    »Sehen Sie auf d e m Hals irgendwelche Abdrücke ? «
    »E s gib t ke i ne n Hal s , au f de m ic h irgendwelch e Abd r ücke sehe n könn t e . De r Kop f is t oberh a l b de s sieb t e n Halswirbel s abgetrenn t wo r den . All e innere n O r g a n e wu r den entfe r nt . Ke i n e Lungen , kei n Herz , kein e ander e n inneren Organe . De r Brustkor b i s t bi s zu m Halsansat z geöffne t . Das ges a m t e Ste r num , al s o d a s Brustbein , is t au f gesägt.«
    » W ie lange hat die Leiche … oder das Lei c he n t eil … in dem Sack gelegen ? «
    »Diese Fra g e läs s t sich nicht m it Sicherh e it be a ntworte n . Nach d e m Grad der Verwesung zu urteilen kann es sich um zwei bis vier Monate handeln. Den ganzen Februar und März war es sehr kalt, und das spielt natürlich auch eine Rolle. Und seit April ist es nie länger warm gewesen. W i r haben die üblichen Proben entnom m en, werden sie natürlich auch toxikologisch überprüfen lassen. In ein paar Tagen haben wir die B efunde und können dann in dieser Frage näher Auskunft geben.«
    Irene hörte, sich der Kom m i ssar bereits h i n t er ih r em Rücken auf den Ausgang zubewegte. Ihr Gehirn arbeitete fieberhaft. Irgendwas hatte sie doch noch fragen wollen. Plötzlich fiel es ihr wieder ein: »Die Tätowierung. Kann m an erkennen, um was es sich dabei eigentlich handelt?«, fragte sie.
    »Ja. Es sieht aus wie ein auf dem Kopf stehendes sch m ales Y m it einem Querstrich an der Gabelung und einem weiteren Quer st rich etwas weiter oberhalb. Ich finde, dass es wie ein chine s isches Schriftzeichen wirkt. Um dieses Z eichen herum wind e t sich ein Drache, der sich selbst in den Schwanz beißt. Eine sehr hübsche Tätowierung. In der Tat ein ric h tiges Kunstwerk, außerdem mehrfarbig. S ehen Sie selbst.«
    Stridner drehte den lappigen grau-grünen Brustkorb heru m , d a mit Irene die Tätowierung erkennen konnte. Schon m öglich, dass sie sehr schön war, aber Irene hatte plötzlich wenig Sinn dafür. S i e tat so, als würde sie das Kunstwerk eingehend bet r achten, bedankte sich und verließ den Obduktionssaal eiligst. Andersson wartete bereits vor der Tür.
    Sie fuhren auf d e m Länsväg 158 und bogen bei Järnbrott Richtung Särö ab. Erst als sie bei Brottkärr wiederum abzweigten, jetzt nach Skinteb o , brach Irene das Schweigen.
    »Ich finde schon, dass wir einiges erfahren haben.«
    Der Kom m i ssar m ur m e l te etwas vor sich hin. Irene fand, dass es wie »viel zu viel« k l ang, aber sie war sich nicht ganz sicher.
    »Sollen wir heute Abend d i e bisherigen Erkenntnisse durchgehen?«, fragte sie, m ehr um d a s Gesprächsthe m a zu wechseln.
    »Nein. Da brennt nichts an. W i r warten damit bis zur Morgenbesprechung.«
    Irene fuhr am Park von Billdal v orbei und bog nach einer W eile auf d e m sch m alen W eg hinunter nach Kille v i k ab. Von hier aus konnte m an b e reits das Boot sehen, von dem aus die Taucher der Marine im Einsatz waren. Träge schaukelte es in dem leichten S eegang vor ein paar kleineren, ein paar hundert M eter vom Ufer entfernten Schären. Blau-weiße Flaggen m arkierten das Gebiet, das die Taucher gerade absuchten. In der Ferne konnte m an das Boot der W asserwacht dröhnen hören, von d e m aus die unzähligen Inseln und I n selchen abgesucht w urden.
    » W o stecken denn alle unsere Leute ? «, wollte Andersson wissen.
    » W ahrscheinlich sind sie da m it bes c hä f tigt, von Haus zu Haus zu gehen«, antwortete Irene.
    Andersson mu r m elte etwas, das sie nicht verstand. E r zog sein Handy hervor und beg a nn dann in seinen Taschen zu wühlen. Schließlich hatte er offenbar das Gesuchte gefunden, denn seine Stimmung hob sich sichtlich, als er den zerknitterten
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