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Die Tätowierung

Die Tätowierung

Titel: Die Tätowierung
Autoren: Helene Tursten
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die Liste der Personen durchgehen, die ver m isst ge m e ldet wurden, als die Leiche noch frisch war.«
    Hannu nickte.
    De r Komm i ssa r wandt e sic h a n di e anderen : »All e außer Iren e fahr e n nac h Skin t eb o un d g e he n dor t vo n Hau s zu Hau s . Vie l leich t sin d j e m a nd e m irgendw o ähnliche schwarz e Säck e aufgefalle n o d e r Personen , d i e z u einer merkwürdige n Tageszei t sch w arz e Säck e durc h di e Gegend geschlepp t habe n ode r Ähnliches , ih r wiss t s c hon.«
    Er unterbrach sich, seufzte tief und fuhr dann fort: »Irene und ich werden versuchen, die Mordsache in A ngered zum Abschluss zu bringen. Alle sind verhört, und die Schläger haben ein Geständnis abgele g t , aber heute Vo r m ittag haben wir einen Ter m in bei der Staatsanwältin, wo wir den ganzen Fall noch ein m al durchgehen wollen.«
     
     
    Irene bew u nderte Inez Collin auß e rordentlich. Sie waren etwa gleich alt. Kommissar Ande r sson seine rs eits h a tte im m er Proble m e mit d e r Staatsanw ä ltin gehabt. Ver m utlich, weil s i e eine Frau ist, d a chte Ire n e, n och dazu eine gut aussehend e , die studiert hat.
    W i e im m er sah I n ez C o llin phantastisch aus. An die s em Tag trug sie ein taubengraues Kleid und farblich darauf abgestim m t e Schuhe. Die nüchterne Kostü m j a cke über dem gerade geschnittenen K l eid war etwas dunkler. Das blonde Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusam m engebunden, der von einer großen silbernen Haarspange gehalten wurde. Lippen und Fingernägel hatten denselben wunderbar hellroten Farbton.
    W i e im m er war es u n ko m plizi e rt, m it ihr z u sam m enzuarbeiten, und kurz vor Mittag waren sie fertig. Andersson hatte es eilig, das Zimmer zu verlassen. Vielleicht h at er Angst, Inez Collin könnte vorschlage n , ge m eins a m in die Kantine zu gehen, dachte Irene.
    Die W ahrheit war, dass And e rsson wissen wollte, ob die Pathologen von sich hatten hö r en lassen. Er nahm sich nicht ein m al die Zeit, auf den Aufzug zu warten, sondern begann die Treppen hinunterzugehen. Auf d e m Weg nach unten bere u t e er seinen Übe r m ut bereits. Als er in das Stockwerk m it d e m D e zernat für Gewaltverbrechen ka m , war er hochrot im Gesicht und keuchte wie ein defekter Blasebalg. Langsam schritt er den Korridor entlang und versuchte Puls und Atem unter Kontrolle zu bringen.
    Hann u k a m gerad e a u s s ein e m Z i mme r un d bli e b steh e n , al s e r seine n schwe r atmende n Che f sah . E r mustert e die rote n Fleck e n au f Ande r sson s Hal s un d Wang e n , enthielt sic h abe r wi e i mme r jegliche n Kommentars . Verlegen versucht e d e r Kommiss a r da s G a nz e mi t eine r s c herzh a ften Bemerkun g abzutun : »Mi t f as t sechzi g sollt e ma n vielleicht besse r ni c h t meh r m i t s p ortliche n Übunge n anf a ngen.«
    Hannu verzog höflich die Mundwinkel, aber eine Andeutung von Unruhe war in seinen eisblauen Augen auszu m achen.
    »Hast du auf der Pathologie je m anden err e icht?«, wollte Andersson wissen.
    »Ja. Frau P rofessor Stridner lässt ausric h t en, dass sie nicht vor zwei Uhr fertig werden.«
    Andersson wurde noch röter.
    »Zwei! Dauert die s es Fitzelchen etwa länger als das Zerlegen ei n er ganzen L eiche!«
    Hannu zuckte m it den Achseln, ohne sich dazu weiter zu äußern. Andersson holte ein paar Mal tief Luft und hakte nach: » W eißt du, ob sie in Killevik noch m ehr gefunden haben ? «
    Zur Antwort er h i elt e r nur ein Kopfschütteln. Der Kom m issar sah Hannu irritiert an und verschwand in Richtung seines Büros.
    Irene, die gerade den K o rridor entlangkam und den letzten W ortwechsel aufgeschnappt hatte, lächelte Hannu zu und sagte m it leiser Stimme: »Er ist heute etwas aus dem Gleichgewicht. Am Vor m ittag Inez Collin u n d anschließend auf einen Bescheid von Yvonne Stridner warten m üssen … das ist zu viel für ihn.«
    Hannu lachte leise. Wenn es dem Kom m issar in Gesellsc h aft der di st anziert-ele g anten St aa tsanwältin schon unwohl war, dann m usste er gegen die Professorin der Pathologie Yvonne Str i dner fast schon eine Phobie haben. Sie war eine a u ffällige Frau m it Ausstrahlung und dazu noch äußerst k o m petent. Sie galt als eine der Koryphäen der skandinavischen Pathologie. Alle waren dieser Meinung, vor allem auch sie selbst.
    »Tja. Vielleicht sollten wir solange was essen gehen«, m einte Irene.
    »Leider bin ich schon verabredet.«
    Eine schwache Röte breitete sich auf seinen
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