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Die tägliche Dosis Gift - Warum fast alles, was wir berühren, essen oder einatmen, chemisch belastet ist. Und wie wir uns davor schützen können

Titel: Die tägliche Dosis Gift - Warum fast alles, was wir berühren, essen oder einatmen, chemisch belastet ist. Und wie wir uns davor schützen können
Autoren: Heyne
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Rahmenverordnung. Doch sogenannte Migrationswerte, die stoffbezogenen Grenzwerte, werden nur zu oft überschritten bzw. überhaupt nicht kontrolliert. Die Überwachungsbehörden der Bundesländer sind personell gar nicht in der Lage, jede einzelne Produktpalette in Augenschein zu nehmen, zumal zum Beispiel Kunststoffgetränkeflaschen je nach Lieferung mal unbedenklich, dann aber wieder schadstoffbelastet sein können. Dieses Problem schwankender Reinheitswerte stellt sich bei der Kontrolle nahezu aller Bedarfsgegenstände.
    Wenn eine Sendung Duschgel aus Shanghai als keimfrei deklariert wird, bedeutet dies noch lange nicht, dass das Duschgel aus der nächsten Container-Ladung aus Shanghai unbedenklich ist.
    Die asiatische Bedrohung
    Die amtliche Rückstandsanalytik über Herbizide, Insektizide, Fungizide, Molluskizide (Mittel gegen Schnecken), Akarizide (Mittel gegen Milben) oder Wachstumsregler kommt zu bestürzenden Ergebnissen, ganz abgesehen von einer ständig steigenden Nitratbelastung (zum Beispiel von Rucola). Behördliche Datenbanken, etwa die Amtliche Sammlung von Untersuchungsverfahren nach § 64 des Lebensmittelgesetzes, gelten möglicherweise bald als gar nicht mehr kompetent. Denn im Zuge der Nanotechnologie mit ihren extrem verfeinerten Messmethoden entdecken Wissenschaftler neuerdings Giftspuren, die sich bislang der Analyse entzogen haben.
    Plötzlich wird das Ausmaß der wahren Bedrohung deutlich. Mit der High-Tech-gestützten Tandem-Massenspektrometrie werden versteckte Schadstoffsubstanzen anhand ihrer Molekülmasse herausgefiltert– ein Verfahren, das erst seit wenigen Jahren vom Bundesinstitut für Risikobewertung eingesetzt wird. Stellt sich also bald heraus, dass gesunde Umwelt nur noch ein Nostalgiebegriff aus der Welt unserer Großeltern sein wird? Nur noch ein Stück Vergangenheit? Ein erschreckender Gedanke. Tatsache ist, dass vor allem asiatische Hersteller mit offensiven Vertriebsmethoden den Profitkonsens mit deutschen Herstellern und Vertreibern suchen– eine für uns alle verhängnisvolle Symbiose.
    Denn diese Vertriebskanäle basieren auf schier unvorstellbaren Gewinnmargen. Sogenannte Bulk-Ware (Massenware) wird, weitgehend nur unzulänglich zertifiziert, zu Peanuts-Preisen auf dem Markt angeboten und mit horrenden Kalkulationen in Deutschland weiter vertrieben. Dasselbe gilt für sämtliche verbraucherfreundlichen Produkte, von Schuhen angefangen über Textilien, Kinderspielzeug, Kosmetika oder Haushaltsartikel. » Eine Einbahnstraße Gift«– so nennen es deutsche Umweltexperten.
    Gift & Profit
    In China gibt es weltmarktbeherrschende Vertriebsportale wie Global Sources, Trade Key oder Made-in-China, die verbrauchernahe Produkte oder Agrarhilfen anbieten, ganz egal ob giftbelastet oder nicht. Internationaler Globalisierungs-Gigant ist Alibaba mit 3 , 6 Millionen Mitgliedern in mehr als 200 Ländern und Regionen, 5000 Produktkategorien und 24 Millionen registrierten Usern, die vom Filzstift bis zum Düngemittel anbieten, was die Märkte hergeben und was weltweit verlangt wird. Weil es immer wieder zu Klagen über schadstoffbelastete Exportartikel kommt, bieten findige Unternehmer und Organisationen sogenannte Audit Reports an, Berichte Dritter über Zertifikate und Qualitätskontrolle. Für wenig Geld wird dann etwa ein Produzent eines borsäurehaltigen Lippenpflegemittels von einem Tag auf den anderen ein » Audited Supplier«, also ein Anbieter einer gesundheitlich unbedenklichen Ware.
    In China gibt es inzwischen 1 , 3 Millionen Kosmetika-Hersteller mit » Supplier Verification«, deren Erzeugnisse oft problemlos den Weg durch die Schlupflöcher des deutschen Zolls finden und die am Ende auf deutschen Verkaufstischen und schließlich im Haushalt landen. Dabei hilft nicht selten, dass diese Unternehmen ihre Qualitätszulassung von der Société Générale de Surveillance beziehen, der in Genf ansässigen, seriösen und weltweit größten Zertifizierungsagentur mit 50 000 Mitarbeitern und 1000 Niederlassungen auf der ganzen Welt. Insgesamt sind etwa 3 , 5 Millionen China-Produkte aller Kategorien mit einem solchen oder ähnlichen Qualitätssiegel versehen, also praktisch der Eintrittskarte in die westlichen Märkte. Für so manchen Importeur zählt dabei allein der spottbillige Einkauf, weniger die giftfreie Qualität des Produkts. Genau hier reichen sich Gift und Profit die Hände. Trotz massiver Abwehrmaßnahmen finden EU- und deutsche Behörden keine Mittel und Wege, um die
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