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Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition)

Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition)

Titel: Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition)
Autoren: Brett McBean
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schließlich zu der Überzeugung gelangt waren, dass er kein Zombie war, gewährten sie ihm doch Eintritt in ihre utopische Welt – eine Welt, in der die Menschen ebenso tot waren wie die Zombies –, nur dass sie es noch nicht wussten.
    Paranoia, Angst, Hass, Schmerz. Das war alles, was Simon in der Alice-Springs-Version der Neuen Welt begegnete. Ein Ort, an dem die Menschen einander fast mehr misstrauten als irgendeinem Auto fahrenden, bewaffneten Zombie, der getrieben von der Gier nach Fleisch durch das verbrannte Outback kurvte. Und obwohl Simon ihnen mehrfach versichert hatte, dass er seit Wochen keinen Untoten mehr gesehen hatte, wollte ihm niemand so recht glauben.
    Eingesperrt mit einer Horde anderer »Zivilisten« in der stickigen, übel riechenden Turnhalle der örtlichen High School, sah sich Simon schon bald mit einer undurchdringlichen Mauer des Misstrauens konfrontiert. Allerdings hatte er sich das ein Stück weit selbst zuzuschreiben, weil er sich beharrlich weigerte, seinen Seesack zu öffnen und ihnen den Inhalt zu zeigen, auch wenn sie noch so hartnäckig darauf bestanden.
    Simon blieb nur wenige Tage dort – länger hätte er es nicht ausgehalten – und verließ Alice und seine widerwärtigen »Leichenwagen«, die er glücklicherweise nie von innen sehen musste, bevor die Menschen dort handgreiflich wurden und den Sack mit Gewalt öffneten. Seine Abreise wurde von mäßig herzlichen Kommentaren wie »Ich hoffe, du verrottest da draußen«, »Hoffentlich fressen die Zombies dein Herz«, »Du hättest bei uns bleiben sollen« und »Du wirst da draußen sterben« begleitet.
    Bislang bereute Simon seine Entscheidung aber trotzdem nicht. Ihm war die Wahl ohnehin nicht schwergefallen. Er stand lieber den Zombies gegenüber, als in einer Welt zu leben, in der der Wahnsinn König und die Abscheulichkeit seine Königin war.
    Das war nun fast zwei Monate her und seitdem hatte er keine weitere militärisch organisierte Stadt dieser Art mehr zu Gesicht bekommen. Dafür waren ihm ein paar Zombies begegnet, die ziellos an der Grenze zwischen Südaustralien und dem nördlichen Territorium umherstreiften. Entweder hatte es sich bei ihnen um verirrte Wanderer gehandelt, die schließlich an Entkräftung gestorben waren, oder um Leute aus der Umgebung, die nicht aus ihrer Stadt fliehen wollten, weil sie glaubten, der Nachschub an Lebensmitteln sei dort gesicherter. Sie murmelten irgendetwas davon, dass sie neue Seelen brauchten, um zu überleben, und aufgrund ihrer Unterernährung waren sie ganz schwach gewesen – selbst Zombies konnten aushungern, wie er nun wusste. Da sie keine Bedrohung für ihn darstellten, ließ er sie einfach stehen.
    Das war seine letzte Begegnung mit Untoten gewesen, abgesehen von den Autos letzte Woche. Er wusste nicht, ob Zombies oder Menschen darin gesessen hatten, aber da sie nicht zurückgekommen waren, fand er, dass das keine Rolle spielte. Die einen konnten ihm ebenso gefährlich werden wie die anderen.
    Simon war nach seiner sechsmonatigen Pilgerreise um die Erfahrung reicher, dass er aufgrund von Erschöpfung und Wassermangel schon bald anfangen würde, zu fantasieren, wenn er seinen Flüssigkeitshaushalt nicht ausglich und seinen Füßen und Beinen regelmäßige Ruhepausen gönnte. Es hatte Augenblicke gegeben, da hatte er auf dem harten, von der Sonne ganz rissigen Erdboden gelegen und war sich sicher gewesen, dass er sterben würde, während sein himmlischer Widersacher gnadenlos auf ihn niederbrannte und ihm das Gefühl vermittelte, nackt in einem riesigen verdammten Backofen zu liegen. Er hatte kaum noch die Kraft gehabt, eine Wasserflasche aus seinem Rucksack herauszupfriemeln, und sogar schon mit dem Gedanken gespielt, das Ding, das am Boden lag, zu benutzen, um seine Qualen zu lindern.
    Was ihm geholfen hatte, diese Phasen zu überstehen, war die Erinnerung an das Versprechen, das er Tully gegeben hatte. Er wusste, dass er ihr Schicksal den Bösen dieser Neuen Welt in die Hände legte, falls er starb, und das konnte er nicht zulassen.
    »Nicht mehr weit«, keuchte er, als er erst den Seesack und dann seinen Ranzen abstellte. Er griff nach einer der Wasserflaschen und trank einen Schluck, wobei einige Tropfen über den unförmigen Tornister rieselten.
    Als er aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm, setzte er die Flasche ab. Er drehte sich um und sah einen Dingo auf sich zukommen. Das Tier näherte sich mit entschlossenen Schritten. Erst nach einer Weile sah Simon,
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