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Die Sünde aber gebiert den Tod

Die Sünde aber gebiert den Tod

Titel: Die Sünde aber gebiert den Tod
Autoren: Andrea Schacht
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sich vom Spiegel. Und...« Mit einer hilflosen Handbewegung fügte der Abt hinzu: »Rudgerus von der Aducht.«
    »Der sehr konservative Ansichten über den Einfluss der Geschlechter hegt und deren Vorherrschaft gesichert wissen möchte«, ergänzte der Ritter trocken.
    »Gerade das dürfte ein ausreichender Grund sein, jeden Verdacht von ihm zu nehmen. Wer immer mit diesen Briefen etwas beweisen wollte, wird es gewiss nicht mit Hilfe meines Priors tun können. Er und Gerhard de Benasis sind sich sehr wesensnah.«
    »Hat sich mein Gewährsmann vielleicht geirrt, Vater Abt? Habt Ihr etwa jenen Brief von Frau Bettina erhalten? – Und entsprechend gehandelt?«
    Theodoricus sah Almut entgeistert an. Ihre Stimme hatte eine Schärfe, die ihn frösteln machte. Auch der Ritter war aufgestanden und strahlte eine Bedrohung aus, vor der er förmlich zurückwich.
    »Himmlischer Vater, nein. Bitte, lasst uns in Ruhe nachdenken. Setzt Euch wieder, Herr Gero.«
    Doch die drohende Atmosphäre lichtete sich nicht, während die Minuten des Schweigens verrannen.
    »Möglicherweise existiert Frau Bettinas Schreiben noch. Ich werde Rudgerus Zimmer untersuchen. Oder besser, Ihr begleitet mich dabei«, schlug der Abt schließlich vor.
    Die Spannung löste sich ein wenig, und Almut fragte in ruhigerem Ton: »Wisst Ihr von einer Verbindung zwischen de Benasis und der Familie von der Aducht?«
    »Es mag zahlreiche geben. Patrizierfamilien pflegen untereinander zu heiraten, und irgendwo sind wir so ziemlich alle miteinander verwandt. Meine Mutter kannte den Stammbaum mit allen seinen Verästelungen, doch mich hat das nie interessiert. Mich zog es in die Familie des Glaubens, das Kloster ist seit nun beinahe vierzig Jahren meine Heimat.«
    »Und Euer Prior?«
    »Er trägt seit siebzehn oder achtzehn Jahren die Kutte.«
    »Ein Spätberufener?«
    »Er war zweiundzwanzig, als er die Gelübde ablegte. Mit großem Ernst und tiefer innerer Bewegung. Ich erinnere mich noch gut daran.«
    »Dann könnte er zumindest Frau Bettina zuvor kennengelernt haben.« Gero von Bachem kaute auf der Unterlippe, während er nachdachte. »Es wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben, als die Familie zu befragen. Eine heikle Angelegenheit.«
    Almut war aufgestanden und drehte sich plötzlich so rasch herum, dass ihre fliegenden Röcke beinahe das Lesepult umgeworfen hätten.
    »Es geht leichter als das, Herr Gero. Besuchen wir Frau Gerlis, die Amme. Sie weiß, mit wem Eure Bettina aufgewachsen ist, wem sie vertraute, wer sie ablehnte.«
    »Ein hervorragender Gedanke, Frau Begine. Doch dazu müsst Ihr wieder zu den Aussätzigen.«
    »Je nun, ich war schon einmal da.«
    »Es ist etwas Hinterhältiges an dieser Krankheit, Frau Almut. Sie bricht manchmal erst nach Jahren aus. Seid vorsichtig, berührt sie nicht und haltet beim Sprechen Abstand zu ihr!«, warnte auch der Abt.
    »Ja, ja. Aber wir brauchen ihre Erinnerungen. Begleitet Ihr mich, Herr Ritter?«
    »Gerne, doch lieber möchte ich den Vater Abt begleiten und nach dem Schreiben suchen.«
    »Ihr traut mir noch immer nicht.«
    »Mein Vertrauen im Großen und Ganzen ist, wie Ihr wohl verstehen werdet, recht erschüttert.«
    »Ich gebe Euch mein Ehrenwort, Herr Ritter, ohne Euch die Räume des Priors nicht zu betreten. Begleitet die Begine zum Siechenhaus und dann zurück zu ihrem Konvent. Sie sieht aus, als ob sie etwas Ruhe benötigt. Wir werden anschließend gemeinsam nach dem Pergament Ausschau halten.«
    Gero von Bachem willigte ein, und auch Almut nickte müde. Sie war wirklich erschöpft von ihrem Tagewerk und sehnte sich nach der Ruhe in ihrer Kammer.
    Aber sie riss sich zusammen, und als die Glocke zur Non schlug, wanderten der schwertgegürtete Ritter und die graue Begine durch die kalten Straßen Richtung Melaten.

33. Kapitel
    D ie Aussätzige war tief verhüllt, nur ihre Augen schauten aus dem Schleier hervor, als sie die beiden Besucher empfing. Almut erkannte sie sofort wieder und begrüßte sie herzlich. Dem Herrn von Bachem begegnete sie zunächst mit einer gewissen Zurückhaltung, doch als sie erfuhr, welche Rolle er in dem Leben ihrer ehemaligen Schutzbefohlenen gespielt hatte, wurde ihr Blick sanfter.
    »Gottbefohlen, und wie geht es meiner Kleinen, Herr Gero? Sie hat mir schon so lange nicht mehr geschrieben.«
    Es war eine traurige Szene, die sich abspielte, als der Ritter ihr von dem Tod Bettinas und den grausigen Umständen berichtete, doch er und Almut hatten sich auf dem Weg zum Siechenhaus
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