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Die Suche

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Titel: Die Suche
Autoren: Katja Piel
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kann ich verstehen, Schätzchen. Zumindest bist du nicht allein ..."

3. Kapitel
    Köln im Sommer 1605
    « Die wenigsten werden geheilt »
     
    Am nächsten Abend hustete Johann in sein Essen und hielt sich stöhnend die Stirn. Ein glänzender Schweißfilm lag auf seiner Haut. Rosa legte den Löffel nieder, fasste über den Tisch und tastete in Johanns Halsbeuge nach einer Geschwulst.
    Da war sie, noch verborgen unter seinen Bartstoppeln, aber deutlich spürbar.
    "Es war ein langer Tag", sagte Anna, und eine Mischung aus Hoffnung und Verzweiflung klang in ihrer Stimme mit. "Wir sind kreuz und quer durch die Stadt gerannt ... aber alles ist in Auflösung! Nicht einmal die Gildenmeisterei war besetzt. Wenn das so weitergeht, werden wir Johanns Verwandtschaft nie finden."
    "Wie fühlst du dich?", fragte Rosa den jungen Mann. Der lächelte tapfer.
    "Ein bisschen müde. Und mir ist warm. Fieber vielleicht ..."
    "... und Schwellungen am Hals. Hier und hier."
    Sie tastete, und Johann schluckte verkrampft und verzog das Gesicht.
    "Ich bin bestimmt nur müde vom vielen Wandern."
    "Nein, Johann, das bist du nicht."
    Schweigen sank über den Tisch. Mattis legte behutsam den Löffel ab und sah von einem zum anderen.
    "Aber wir sind gestern erst angekommen!", begehrte Anna auf.
    "Ändert nichts", sagte Rosa. "Er hat es mitgebracht. Wo warst du vor etwa einer Woche?"
    "Irgendwo zwischen Aachen und hier."
    "Noch in Aachen", korrigierte Anna. "Wir hatten gerade beschlossen, von dort wegzugehen." Zu Rosa gewandt fuhr sie fort: "Es gibt dort ein paar Leute, die nennen sich ... Juden ... und die haben irgend etwas Schlimmes getan, jedenfalls werden sie von den anderen verfolgt. Als man uns fragte, ob wir Juden seien, beschlossen wir, unsere Sachen zu packen. Was haben die denn eigentlich getan?"
    "Brunnen vergiftet", hustete Johann.
    "Quatsch", schnaubte Rosa. "Gar nichts tun die. Als Sündenböcke müssen sie herhalten. Aber egal. Johann, war die Krankheit in Aachen bereits ausgebrochen?"
    "Nein. Nicht dass ich wüsste."
    "Tote Ratten?"
    "Gibt es nicht immer tote Ratten in den Städten?"
    "Also ja. Das ist ein schlechtes Zeichen."
    Aus Johanns Gesicht war jede Farbe gewichen.
    "Aber... ich war regelmäßig bei der Beichte ... immer im Sonntagsgottesdienst ... ich habe meine mildtätige Pflicht versehen ... nicht gelogen ... Warum sollte Gott mich strafen wollen?"
    "Gott wird überschätzt. Ich habe viele sterben sehen, die es nicht verdienten."
    Nach einem Blick in Johanns schockiertes Gesicht bereute Rosa ihre Worte.
    "Ich bin sicher, Gott hat dich nicht aus seinem göttlichen Plan gestrichen. Er wird dich retten."
    "Oder wir werden es tun", sagte Mattis.
    Rosa seufzte.
    "Die wenigsten werden geheilt."
    "Weil sie in den gesperrten Zonen zusammengepfercht werden, wo die Luft vergiftet und das Wasser faulig ist. Wer weiß, wie viele geheilt würden, wenn man sie anständig pflegte."
    Rosa antwortete nicht. Sie hatte genügend Menschen an der Geißel sterben sehen. Sie verblühten schneller, als fauliges Wasser und giftiger Atem ihre Wirkung entfalten konnten.
    Niemand allerdings hatte es verdient, unter solchen Umständen zu sterben, wie sie in den Sperrzonen herrschten.
    "Wir müssen ihn aus der Stadt schaffen", sagte Mattis, "und zwar, ehe er krank aussieht. Allein schon, damit man nicht uns alle in die Sperrzone bringt."
    "Dann brechen wir morgen in aller Frühe auf", sagte Anna.
    "Aber meine Verwandtschaft ...?"
    "Vergiss deine Verwandtschaft! Mattis und Rosa haben recht. Wir müssen deine Haut retten!"
    Johann sah Anna mit aufgerissenen Augen an.
    "Ich kümmere mich um deine Verwandtschaft", bot Rosa an. "Sag mir nur die Namen."
    "Aber was ist mit euch? Wenn die Krankheit überspringt ... und wenn ich nun tatsächlich ... bringe ich euch nicht alle in Gefahr? Anna? Wie fühlst du dich?"
    "Wir sind alle geschützt", erklärte Anna. "Es ist angeboren. Ein Segen. Nicht wahr, Rosa?"
    Rosa nickte.
    "So ist es. Und nun lasst uns überlegen, wie wir aus der Stadt kommen. Sie untersuchen jeden, der hinein oder hinaus will." 

4. Kapitel
    Köln im Sommer 1605
    « Heiliger Christophorus, steh uns bei »
     
    In der darauffolgenden Nacht hatte Sebalt, der Fährmann, sich gerade auf seinem gut vertäuten Floß zur Ruhe gelegt, als er durch Stimmen und eilige Schritte aufgeschreckt wurde.
    "Wer ist da?", rief er, nahm die Laterne vom Haken und hielt sie hoch. "Ich setze bei Nacht nicht über!"
    Zwei Gestalten erschienen im schwankenden
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