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Die Stunde des Verfuehrers

Die Stunde des Verfuehrers

Titel: Die Stunde des Verfuehrers
Autoren: ABBY GREEN
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hatte er ein Konglomerat aus kleineren, antiquiert arbeitenden Banken ins einundzwanzigste Jahrhundert geführt, indem er sie der Bank Lévêque hinzugefügt und sein Stammhaus damit zu einer der einflussreichsten Banken der Welt gemacht hatte.
    Über seine Kindheit und Familie hatte sie so gut wie nichts gefunden. Die einzige Information besagte, dass er als uneheliches Kind in einem Pariser Vorort aufgewachsen war. Über seinen Vater war nichts bekannt.
    Alana gab es auf, die hektische Röte ihrer Wangen mit Puder zu kaschieren. Wenn sie noch mehr Make-up auftrug, sah sie wie ein Clown aus.
    Dafür hatte sie eine Vielzahl von Informationen über sein Privatleben gefunden. Bild um Bild zeigte ihn mit jeweils einer anderen atemberaubenden Schönheit im Arm. Offensichtlich flirtete und feierte er mit den bekanntesten Schauspielerinnen, Models und It-Girls der Welt. Jedoch schien er nie ein zweites Mal mit derselben Frau auszugehen.
    Der Mann war ein Verführer, ein Playboy. Und Alana Cusack, ein Mädchen aus der Mittelklasse mit durchschnittlich hübschem Gesicht und Körper, spielte nicht in seiner Liga. Nicht einmal ansatzweise.
    Er war reich. Er besaß Macht. Er war erfolgreich. Er spielte nur, um zu gewinnen. Er war der Inbegriff dessen, was sie sich geschworen hatte nie wieder Teil ihres Lebens werden zu lassen.
    Sie packte ihre Make-up-Utensilien zusammen und warf ihrem Spiegelbild einen letzten kritischen Blick zu. Der dunkelblaue Hosenanzug und die cremefarbene Seidenbluse wirk ten geradezu provozierend professionell . Und mit ein bisschen Glück hatte Pascal Lévêque eine der Frauen auf der Party gestern Nacht verführt und längst vergessen, dass er an ihr interessiert gewesen war.
    „Am besten, wir fangen gleich an, okay?“
    Alana sprach forsch und blickte kaum von ihren Notizen auf, als Pascal ins Studio geführt wurde. Doch sie spürte deutlich, wie die Atmosphäre sich änderte. Die Luft wirkte auf einmal wie elektrisch aufgeladen. Nicht einmal bei den besten Sportlern der Welt hatte sie ein so mit Händen greifbares Charisma wahrgenommen.
    Beim Vorgespräch hatte einer seiner Berater sie gewarnt, Fragen nach seinem Privatleben zu stellen. Auch seine Beziehungen und Affären waren tabu.
    Sie fühlte eher, als dass sie sah, wie er sich ihr gegenüber setzte. Die Stimmen und Geräusche der Menschen um sie herum verrieten ihr, dass Licht und Kamera bereit gemacht wurden. Wieder hatte sie das Glück, heute mit Derek arbeiten zu können. „Noch ein paar Minuten“, sagte er. „Ich muss noch einmal die Scheinwerfer checken.“ Alana murmelte eine Antwort. Die Verzögerung ärgerte sie. Sie wollte das Interview so schnell wie möglich hinter sich bringen.
    „Spät geworden gestern Nacht?“
    Hastig schaute sie sich um, ob jemand außer ihr die Worte gehört hatte. Niemand reagierte. Der intime Tonfall, den er angeschlagen hatte, behagte ihr gar nicht. Es war, als bestände zwischen ihnen eine alte Vertrautheit, von der keiner etwas wusste. Dabei waren sie einander erst vor weniger als vierundzwanzig Stunden zum ersten Mal begegnet.
    „Nein“, erwiderte sie frostig. „Nicht besonders. Und bei Ihnen?“ Warum hatte sie das gefragt? Sie hätte sich ohrfeigen können!
    „Ich bin früh zu Bett gegangen und habe von Ihnen in Ihrer hochgeschlossenen Bluse geträumt.“ Unverhohlen ließ er seinen Blick über ihren Körper wandern. „Heute eine Variation des Themas, wie ich sehe. Besitzen Sie für jeden Tag der Woche ein anderes Outfit?“
    Flüssiger Honig breitete sich tief in ihrem Innern aus. Dass er sich erdreistete, mit ihr zu flirten, empörte sie so sehr, dass sie keinen Ton herausbrachte.
    „Okay, Alana, wir können jetzt.“
    Dereks Stimme übertönte das Rauschen ihres Blutes in ihren Ohren. Pascal schenkte ihr ein unschuldiges Lächeln. Alana riss sich zusammen und fand zurück zu ihrer scheinbar kühlen Selbstsicherheit. Und nach den ersten Fragen, die Pascal lässig und gewitzt beantwortete, begann sie sich ein wenig zu entspannen. Sie entwickelte ein System, mit dem sie arbeiten konnte: Sie musste nur jeden Blickkontakt vermeiden.
    Eine Weile ging alles gut, doch dann sagte Pascal plötzlich: „Ich habe nicht das Gefühl, dass Sie wirklich an dem Interview interessiert sind.“
    Sie hob den Kopf. „Wie bitte?“
    Seine Augen blitzten auf, ein amüsiertes Lächeln umspielte seine Mundwinkel. „Ich spüre keine Verbindung.“
    Alana ahnte, dass alle Anwesenden sie nun aufmerksam anstarrten.
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