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Die Stunde des Verfuehrers

Die Stunde des Verfuehrers

Titel: Die Stunde des Verfuehrers
Autoren: ABBY GREEN
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schon gerötetes Gesicht wurde noch eine Spur röter. „Ja, sie ist gut. Tatsächlich hat sie uns alle überrascht.“ Er sah sich einen Moment um, dann rückte er näher an Pascal heran.
    Pascal widerstand dem Drang zurückzuweichen. Rory wurde von Minute zu Minute betrunkener.
    „Die Sache ist die, wir haben ihr überhaupt nur wegen ihrer Vergangenheit eine Chance gegeben.“
    Das weckte Pascals Interesse. Trotzdem bemühte er sich, reichlich gelangweilt zu klingen. „Was meinen Sie damit?“
    Rory lachte und machte eine weit ausholende Geste. „Sehen Sie all die Frauen, die hier herumlaufen?“
    Pascal brauchte gar nicht erst hinzuschauen. Sie lauerten ja geradezu darauf, sich an ihn heranpirschen zu können. Anlässe wie dieser zogen immer eine besondere Sorte Frauen an: erpicht auf eine Ehe mit einem millionenschweren Sportler und den Lebensstil, den sein Einkommen ihnen garantierte.
    „Nun, Alana gehörte dazu. Tatsächlich war sie die unangefochtene Königin. Wissen Sie, sie hat Ryan O’Connor geheiratet.“
    Unwillkürlich sog Pascal scharf die Luft ein. Selbst er hatte von dem legendären irischen Fußballspieler gehört. Hervorragender Spieler, doch abseits des Spielfeldes machten immer wieder Skandale die Runde. Frauen, Alkohol, wilde Partys. Er versuchte, sich Alana in dieser Szene vorzustellen. Es gelang ihm nicht. Vor seinem geistigen Auge tauchte ein Bild von ihr auf, gekleidet in ein züchtiges schwarzes Kleid, hochgeschlossen und bis zu den Knien reichend. Irgendetwas passte hier nicht zusammen.
    Rory plauderte unterdessen ungeniert weiter. „Ihre Hochzeit war die größte, die Irland seit Jahren gesehen hatte. Zwei Prominente vor dem Traualtar. Die irische Mannschaft gewann in Serie. Alana war ihr Glücksbringer. Sie ist zu allen Spielen mitgekommen. Es war eine großartige Party, eine fantastische Zeit … und dann hat sie alles ruiniert.“ Er errötete. „Ich meine, ich weiß, dass sie nicht persönlich dafür verantwortlich ist, aber …“
    „Was soll das heißen?“ Fieberhaft versuchte Pascal, sich daran zu erinnern, was er über Ryan O’Connor gehört hatte.
    „Tja, sie hat ihn vor die Tür gesetzt. Und das völlig grundlos. Danach hat Ryan den Boden unter den Füßen verloren. Irlands Glückssträhne war vorbei. Ein paar Tage vor der Scheidung ist er ja dann bei dem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen. Wir haben ihr schließlich den Job gegeben, weil sie sich unglaublich hartnäckig darum beworben hat. Außerdem hat sie wirklich Ahnung von der Sportlandschaft. Es liegt ihr sozusagen im Blut. Schon ihr Vater hat für das irische Rugbyteam gespielt.“
    Pascal versuchte noch immer, die Alana, die er kennengelernt hatte, mit den Frauen auf der Party und deren dünnen Kleidchen, die wenig der Fantasie überließen, unter einen Hut zu bekommen. Dann fiel ihm die Szene von vorhin wieder ein, wie sie hastig vor ihnen zurückgewichen war, eine vorwitzige Haarsträhne aus ihrem Zopf gelöst, die Wangen ganz reizend gerötet. Dieser Anblick hatte sein Verlangen über alle Maßen aufglühen lassen. Es war, als habe er einen geheimen Blick auf sie erhaschen können, wie sie im Moment der Leidenschaft aussehen würde.
    Doch die Vorstellung, dass sie einst eine Partymaus gewesen war, erfüllte ihn mit Abscheu. Allerdings hatte sie mit ihm definitiv nicht geflirtet. Sie schien nicht einmal gewusst zu haben, wer er war. Vielleicht war aber auch genau das ihre Taktik: sich erobern zu lassen. In diesem Fall, schwor er sich, würde er mit ihr spielen, um herauszufinden, wie weit sie gehen würde, und sich verabschieden, sobald er genug von ihr hatte. Eines jedoch wusste er mit Sicherheit: Der Wunsch, sie zu verführen, war so stark, dass er alles andere in den Hintergrund drängte.
    Am nächsten Tag betrachtete Alana in der Damentoilette des Senders kritisch ihr Spiegelbild. Nervös strich sie über die perfekt liegenden Haare. Sie beugte sich vor und kontrollierte das Make-up. Sie hatte ein bisschen mehr als gewöhnlich aufgelegt, um die dunklen Ringe unter ihren Augen zu verbergen. Es war sehr spät gewesen, als sie endlich nach Hause gekommen war. Dann hatte sie Pascal Lévêque einer Internetrecherche unterzogen.
    Die Tatsache, dass sie nicht lange hatte suchen müssen, sprach für sich. Er gab nur selten Interviews – das letzte war zwei Jahre her. Er war Vorstandsvorsitzender der Bank Lévêque und hatte diese Position bereits in erstaunlich jungen Jahren erreicht. Mitte bis Ende dreißig
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