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Die Stunde des Spielers

Die Stunde des Spielers

Titel: Die Stunde des Spielers
Autoren: Carrie Vaughn
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Trotzdem, wir mussten jede Möglichkeit in Betracht ziehen, wie sich aus meinem jähen Promistatus als erster öffentlich geouteter Werwolf des Landes Kapital schlagen ließ.
    »Wie wäre es mit einer einmaligen Sendung? Einem Special, vielleicht zwei Stunden lang, in dem du die Show live moderierst. Alles wie immer - du würdest Anrufe entgegennehmen, vielleicht ein paar Interviews führen. Nur mit Kameras und einem Publikum.«
    Komisch. Aber cool. Und so verrückt, dass es vielleicht tatsächlich funktionieren würde. »Du glaubst, so etwas könnte Erfolg haben?«
    »Du im Fernsehen? Du bist fotogen, natürlich wird es funktionieren. Und in Vegas hast du vor Ort Publikum, es gibt Studios und Theater. Ich bin mit einer Produzentin dort befreundet - lass mich mal ein wenig telefonieren.«
    Viel zu spät dämmerte es mir: Er wollte, dass ich an dem Wochenende arbeitete, an dem meine Hochzeit stattfand?
    Prima. Jetzt würden mich sowohl Ben als auch meine Mutter umbringen.
    »Wir heiraten, und du willst das ganze Wochenende über arbeiten?«, sagte er in dem gekränkten Tonfall, mit dem ich gerechnet hatte.
    »Nicht das ganze Wochenende.«
    Ich war aus dem Sender nach Hause gekommen, hatte mich auf das Sofa fallen lassen und Ben von der großen Idee erzählt. Verdutzt betrachtete er mich von seinem Schreibtisch aus, wo er immer noch am Computer gearbeitet hatte. Er hatte jegliches Recht, die Sache abzublasen. Oder sie zumindest zu verschieben. Ich faltete die Hände und drehte an dem Verlobungsring, den er mir geschenkt hatte.
    Mit verschränkten Armen lehnte er sich in seinem Stuhl zurück. »Warum überrascht mich eigentlich immer noch etwas, das dir passiert?« Er lächelte. Aufmunternd, die nette Variante, nicht das »Ich bin ein Anwalt, der dich gleich ausweiden wird«-Lächeln.
    »Dann ... bist du einverstanden?«
    »Oh, sicher. Aber während du arbeitest, werde ich viel Geld beim Blackjack oder Poker verlieren, und du darfst dich nicht beschweren. Abgemacht?«
    Ich verengte die Augen zu Schlitzen. »Wie viel Geld denn? Dein Geld oder meines?«
    »Keine Einwände. Abgemacht?«
    Mein Verlobter, der Anwalt. Der Werwolfanwalt. Ich hätte nichts anderes erwarten sollen. Wenigstens hatte er nicht die Absicht geäußert, sämtliche Stripteaselokale in Vegas zu besuchen.
    »Abgemacht«, sagte ich.

Zwei
    Ozzie arrangierte alles, und zwar schneller, als ich es für möglich gehalten hätte. Eine Million Dinge konnten einem bei einem Plan wie diesem einen Strich durch die Rechnung machen. Die Verbindung zu Ozzies Kontakt könnte abgebrochen sein, oder diese Person hat sich vielleicht beruflich umorientiert und verkauft jetzt Gebrauchtwagen, oder es ist gar nicht möglich, diese Art Show zusammenzustellen, oder er bekommt keine Sendezeit. Vielleicht verliert Ozzie auch das Interesse, und ich muss am Wochenende meiner Hochzeit nicht arbeiten. Die befreundete Produzentin hielt es aber für eine großartige Idee, fand einen Veranstaltungsort, verkaufte das Ganze an einen bekannten Kabelsender, und bevor ich mich versah, kam die Lawine auf mich zugerollt. Ich konnte nicht absagen. Sie suchten ein Wochenende aus, ich sagte ab - an dem Wochenende war Vollmond, auf keinen Fall würde ich den in einem fremden Revier verbringen. Sie einigten sich auf ein anderes Wochenende, die Verträge wurden aufgesetzt und unterzeichnet, und wir hatten eine Show. In einem Monat würden wir senden. Es wurde ernst mit der Promotion.
    Ehrlich gesagt, war ich ganz aus dem Häuschen. Mein erster Fernsehauftritt hatte gegen meinen Willen und
    unter höchst unangenehmen Umständen stattgefunden. Es wäre schön, diesmal selbst das Ruder in der Hand zu halten.
    Der Monat vor der Reise verging schnell. Mit Hilfe der Produzentin aus Las Vegas mieteten wir das Theater, stellten eine interessante Gruppe Gäste aus Vegas zusammen und fingen mit der Promotion an. Die Hochzeit organisierten wir komplett über das Internet, in Ruhe, ohne lang anhaltenden, sich unendlich hinziehenden Stress. Und da es sich nun um eine Geschäftsreise handelte, gab es noch einen Bonus: Mein Boss zahlte für das Hotel und die Flugtickets. Ich fand sogar das niedlichste Kleid der Welt im Schaufenster eines Geschäfts in der Downtown - ein ärmelloses, eng anliegendes Etuikleid in einem rauchigen Blau, das richtig sexy war. Manchmal musste man nur die Augen aufmachen, und alles löste sich wie von selbst.
    Im Grunde gab es nur noch ein Problem - ich hatte meiner Mom nicht gesagt,
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