Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stunde des Spielers

Die Stunde des Spielers

Titel: Die Stunde des Spielers
Autoren: Carrie Vaughn
Vom Netzwerk:
alltägliche, gewöhnliche Reise. Ich sollte keinerlei Hilfe dieser Art benötigen.«
    Rick verbarg seine Skepsis gut. »Nur für den Fall. Es wird dir nicht schaden, dich mit ihm zu treffen.«
    »Du hast gesagt, er hat ein paar gute Geschichten auf Lager. Hat er Frank Sinatra gekannt?«
    »Ich glaube, er kannte Elvis. Und Bugsy Siegel.«
    Ich musste zugeben, dass das ziemlich cool war. »Na schön. Okay. Ich mache es.«
    »Danke«, sagte er mit einem aufrichtigen Lächeln, das es mir schwer machte, weiterhin wütend auf ihn zu sein.
    »Tja, also. Noch was? Denn ich muss wirklich wieder an die Arbeit.«
    Er tippte grinsend auf den Brief in seiner Hand, und seine Reißzähne blitzten hervor. »Ich brauche einen neuen Umschlag.«

Drei
    Endlich waren wir auf dem Weg. Sobald wir das Flugzeug bestiegen hatten, war ich, trotz meiner Nörgelei, überzeugt, dass wir das Richtige taten. Die Radiosendung, der Besuch bei Ricks Vampirfreund, alles war ideal. Dies war ein Abenteuer. Es würde fantastisch werden. Ob uns im Laufe der Reise auch nur die geringste Zeit zum Ausspannen bliebe, war allerdings mehr als fraglich. Ben bedachte mich immer wieder mit düsteren Blicken. Die Reise nach Vegas sollte eigentlich alles einfacher machen. Soviel dazu.
    Wir marschierten aus dem Gepäckausgabebereich nach draußen, um uns ein Taxi zu suchen. Ich konnte es jetzt hören, die Musik, die meinen Auftritt begleitete: Ein ganzes Hollywood-Orchester spielte eine schwungvolle, spritzige Version von »Luck Be a Lady«. Frank Sinatra an meinem Arm lächelte unbekümmert, während wir den Flughafen verließen ...
    Obwohl es schon September war, traf mich die Hitze außerhalb des Flughafens mit voller Wucht.
    »Heilige Scheiße«, sagte ich.
    »Vergiss nur nicht, dass es deine Idee gewesen ist«, sagte Ben, der mit zusammengekniffenen Augen den grellen Sonnenschein auf dem Asphalt betrachtete.
    »Tatsächlich? Bist du dir sicher, dass es nicht deine gewesen ist?« Die Aufnahme von »Luck Be a Lady«, die in meinem Kopf erklang, geriet ins Stottern und verstummte.
    Ich war noch nie in Las Vegas gewesen und neugierig, inwieweit die Realität an den Hype heranreichte, der in unzähligen Fernsehsendungen, Filmen und Werbespots propagiert wurde. Während der Taxifahrt zum Hotel fiel mir vor allem die Hitze auf. Eine schimmernde, gleißende Bruthitze. Sie ließ die ganze Stadt wie eine Fata Morgana erscheinen, die sich aus der Wüste erhob. Allein die Kosten für die Klimatisierung mussten unglaublich sein. Es ließ den Ort nur noch mehr wie einen unwirklichen Vergnügungspark wirken: hochragende Gebäude aus Glas, Bauten in allen möglichen Fantasiegestalten - Pyramiden, Schlösser, italienische Palazzi, römische Säulen, Piratenschiffe -, die sich, kein bisschen aufeinander abgestimmt, am Strip drängten.
    Diese Stadt war auf Crack!
    Ben deutete auf eine Reklametafel für eine Tanzshow: Bite. An strategischen Stellen bedeckte Vampir-Show- girls grinsten mit nacktem Oberkörper und entblößten Reißzähnen. »Du glaubst wohl nicht, dass das richtige Vampire sind. Das Übernatürliche ist noch nicht so Mainstream, dass es eine echte Vampirshow gibt.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Diese Frauen sind keine echten Vampire. Sie sind braun gebrannt.«
    »Ach.«
    Wie lange würde es dauern, bis jemandem diese Idee tatsächlich kam?
    Ben ließ nicht locker. »Aber es könnte Selbstbräuner sein. Wir könnten doch hingehen und es uns ansehen, bloß um sicherzugehen.« Er blickte ein wenig zu hoffnungsvoll drein.
    »Ich glaube, das ist nicht notwendig«, sagte ich. »Ich habe kein Bedürfnis, mir Oben-ohne-Mädchen anzusehen.«
    »Es ist ja kein Stripteaseschuppen, sondern geschmackvolles Entertainment.«
    Oben-ohne-Pseudovampire waren geschmackvoll? Ich hatte genug von dieser Diskussion. »Und warum interessieren dich diese halbnackten Frauen so? Sollte ich nicht das einzige Mädchen sein, dass du oben ohne sehen willst? Irgendwie ist das ordinär.«
    »Hey, vor einem Jahr war ich noch ein lebenslustiger Junggeselle, und die meisten Frauen, denen ich begegnet bin, befanden sich im Denver PD in der Ausnüchterungszelle. Ich bin einfach ordinär.«
    »Das heitert mich nicht gerade auf.«
    Er lachte nur. Die ganze Zeit hatte er mich nur geneckt, weshalb ich ihm einen spielerischen Schlag auf den Arm versetzte. Wahrscheinlich würde er dort einen blauen Fleck bekommen.
    Morgen würden meine Eltern eintreffen, rechtzeitig, um zu Abend zu essen und sich meine Show
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher